9. August 2023, 17:41 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Intelligenz von Katzen wird leider sehr häufig unterschätzt. Sie gelten als nicht so gelehrig wie Hunde, als stur und eigensinnig. Dass Katzen jedoch schlauer sind, als man denkt, findet nun auch immer mehr Belege durch wissenschaftliche Untersuchungen.
In der Verhaltensforschung gibt es viele Studien zur Intelligenz von Hunden, doch bei Katzen sieht die Studienlage dünner aus. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Tiere deswegen dümmer sind. Sie haben ihren eigenen Kopf und sind daher bei Experimenten und Versuchen häufig weniger gut zu untersuchen als Hunde. Auch ist das beliebteste Haustier der Deutschen ein Gewohnheitstier, das unter Laborbedingungen leicht nervös wird. Daher wissen wir, als Katzenfreunde und -halter, wohl auch noch viel zu wenig über sie. Wissenschaftler widmen sich jedoch nun verstärkt der Forschung über Katzen und haben bereits viele Dinge belegen können, die uns verraten, wie schlau die Tiere wirklich sind. PETBOOK zeigt die spannendsten Erkenntnisse.
Übersicht
Katzen wissen immer, wo ihre Menschen sind
Katzen haben ein sehr empfindliches und feines Gehör, mit dem sie kleinste Veränderungen ihrer Umgebung wahrnehmen können. Auch sehr leise und kleine Beutetiere können sie treffsicher lokalisieren, auch wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind. Dass Katzen ihr Gehör auch im Zusammenleben mit Menschen einsetzen, wies 2021 eine Gruppe japanischer Forscher nach.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Katzen nicht nur so schlau sind, dass sie etwas lokalisieren können, wenn sie es nicht sehen können, sondern auch, dass sie sozialen Nutzen aus dieser Fähigkeit ziehen. So können sie nicht nur die Stimmen verschiedener Menschen und ihrer Artgenossen unterscheiden, sondern wissen auch genau, wo sie sich gerade aufhalten. Um dies zu beweisen, stellten die Forscher zwei Lautsprecher auf, durch die die Katzen die Stimmen ihrer Besitzer hörten. Die Tiere hörten die bekannte Stimme erst aus der einen, dann aus der anderen Richtung.
Die Tiere zeigten, dass sie über eine sogenannte sozialräumliche Wahrnehmung verfügten. Das bedeutet, dass sie die Stimmen der Besitzer erkannten und mit Überraschung darauf reagierten, wenn die Stimme plötzlich aus einer anderen Richtung kam. Hörten sie die Stimmen anderer, ihnen weniger bekannten Menschen, waren sie nicht so erstaunt darüber, wenn sie aus einer anderen Richtung kam. Daher liegt die Theorie nahe, dass Katzen stets wissen, wo ihre Bezugsperson ist, auch, wenn sie sie gerade nicht sehen können.1
Die Tiere haben ein gutes Gedächtnis
Verschiedene Experimente konnten nachweisen, dass Katzen so schlau sind, dass sie wissen, wenn Objekte noch da sind, selbst wenn sie sie nicht mehr sehen können. Wenn ein Spielzeug unter dem Sofa gelandet ist, weiß die Katze auch, dass es noch immer da ist und holt es auch wieder hervor. In mehreren Versuchen konnte man abbilden, dass Katzen, die ein nicht mehr sichtbares Objekt suchen, dies nach einigen Sekunden leicht finden können. Erst nach etwa einer Minute lässt das Kurzzeitgedächtnis der Tiere nach.
Dies ist auch in der Natur ein Vorteil für die Katzen. Wenn die Beute hinter einer Deckung verschwinde und somit nicht mehr gesehen werden könne, wäre es für Katzen von Vorteil, wenn sie sich an den Standort der Beute erinnern könnte. Auch dies konnte mit einem Experiment belegt werden. Den Tieren wurde Futter an einer Schnur präsentiert, welches sich hinter einer durchsichtigen Blende befand. Anschließend bewegt man das Leckerli hinter eine undurchsichtige Blende. Dann durften die Tiere das Futter suchen und liefen zielstrebig in die richtige Richtung.2
Das Langzeitgedächtnis der Katze ist noch nicht sonderlich gut erforscht, allerdings konnten die Katzen auch hier der Wissenschaft bereits beweisen, wie schlau sie sein können. Den Tieren wurden mehrere Schüsseln mit Futter präsentiert, von denen sie zwei leeren durften. Später wurden die Tiere zurück ins Zimmer gelassen und suchten sich zielstrebig die Schüsseln aus, die sie bisher noch nicht geleert hatten.3
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Katzen können interpretieren und Rätsel lösen
In einem weiteren Versuch konnten Forscher feststellen, dass Katzen Gesten ihrer Halter genauso gut verstehen und interpretieren können wie Hunde. Wenn ihnen ein Mensch zeigt, wo sich Futter befindet, folgen die Tiere der Weisung, bevor sie selbst visuellen Kontakt mit dem begehrten Objekt (Leckerli oder Spielzeug) hergestellt haben. Gleichzeitig zeigte sich jedoch auch, dass Katzen Rätsel gerne selbst lösen. Bei einem zweiten Versuch, der den Katzen ein begehrtes Objekt zeigte, dass die Tiere nicht selbst erreichen konnten, versuchten sie es trotzdem. Die untersuchten Hunde nahmen stattdessen Blickkontakt mit dem Menschen auf, der ihnen helfen sollte, die Aufgabe zu lösen.4
Sie können ihren Namen von anderen Wörtern unterscheiden
Hunde können bis zu 250 Wörter inklusive ihres Namens verstehen und entsprechend reagieren. Dass Katzen ebenfalls so schlau sind, wie Hunde, wurde lange infrage gestellt. Aber auch das beliebteste Haustier der Deutschen kann seinen Namen aus anderen ähnlichen Wörtern heraushören und zeigt mit sicht- und messbare Reaktionen, wenn man es ruft. Hörten die untersuchten Katzen die Rufe ihres Namens, zuckten sie mit den Ohren, miauten, bewegten den Schwanz oder liefen sogar der Stimme entgegen.5
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Katzen verstehen wichtige physikalische Zusammenhänge
Forscher konnten mit einem weiteren Versuch belegen, dass Katzen dazu in der Lage sind, physikalische Zusammenhänge, wie die der Akustik und der Schwerkraft zu verstehen. Um diese These zu beweisen, legten die Wissenschaftler ein Objekt in einen Container und schüttelten ihn. In einer zweiten Phase wurde der Container dann umgedreht, aber das zuvor enthaltene Objekt fiel nicht heraus. Bei den Versuchen zeigte sich, dass die Katzen verstanden hatten, dass sich ein ungesehenes Objekt in dem Container befand. Sie reagierten auf die auditiven Reize mit Aufmerksamkeit. Gleichzeitig zeigten die Tiere Überraschung, wenn es beim Umdrehen nicht herausfiel.6
Sie haben eine hohe, soziale Kompetenz
Auch wenn Katzen ihre Freiheit lieben, zeigt auch die soziale Intelligenz der Tiere, wie schlau sie sind. Katzen gehen enge Bindungen mit Haltern und Artgenossen ein, durch die sie im Alltag profitieren. Dadurch, dass die Tiere zum Beispiel die Beziehung mit den Menschen pflegen, erhalten sie viele Vorteile. Sie werden regelmäßig gefüttert, gestreichelt und genießen Zuneigung.
In einem Versuch zeigte sich auch, dass die Katzen am liebsten mit ihren sozialen Bindungspartnern interagieren und wissen, wenn diese einen Raum verlassen und auch wenn sie ihn wieder betreten. Das Verhalten der Katze änderte sich. Man konnte nachweisen, dass sich die untersuchten Tiere verstärkt an Bezugspersonen reiben, mit ihnen spielen und Sicherheit ausstrahlen. Waren sie jedoch mit einem Fremden allein, behielten sie diesen im Auge und waren sich der Ausgänge und der Bewegungen der unbekannten Person bewusst. Katzen können durch ihre soziale Intelligenz also einschätzen, wann sie sich in Sicherheit befinden.7
Studie zeigt Katzen erkennen ihre Menschen an der Stimme
Verhalten erklärt Ignoriert mich meine Katze mit Absicht, wenn ich sie rufe?
Mögliche Ursprünge So wurden Katzen domestiziert
Quellen
- Takagi S, Chijiiwa H, Arahori M, Saito A, Fujita K, Kuroshima H (2021) Socio-spatial cognition in cats: Mentally mapping owner’s location from voice. PLoS ONE 16(11): e0257611.
- Vitale Shreve, K.R., Udell, M.A.R. What’s inside your cat’s head? (2015) A review of cat (Felis silvestris catus) cognition research past, present and future. Anim Cogn 18, 1195–1206. https://doi.org/10.1007/s10071-015-0897-6
- Takagi, S., Tsuzuki, M., Chijiiwa, H., Arahori, M., Watanabe, A., Saito, A., & Fujita, K. (2017). Use of incidentally encoded memory from a single experience in cats. Behavioural processes, 141, 267-272.
- Miklósi Á, Pongrácz P, Lakatos G, et al (2005) A comparative study of the use of visual communicative signals in interactions between dogs (Canis familiaris) and humans and cats (Felis catus) and humans. J Comp Psychol 119:179–186. doi: 10.1037/0735-7036.119.2.179
- Saito, A., Shinozuka, K., Ito, Y., Hasegawa, T. (2019) Domestic cats (Felis catus) discriminate their names from other words. Sci Rep 9, 5394 (2019). https://doi.org/10.1038/s41598-019-40616-4
- Takagi, S., Arahori, M., Chijiiwa, H. et al. There’s no ball without noise: cats’ prediction of an object from noise. Anim Cogn 19, 1043–1047 (2016). https://doi.org/10.1007/s10071-016-1001-6
- Edwards, C., Heiblum, M., Tejeda, A., & Galindo, F. (2007). Experimental evaluation of attachment behaviors in owned cats. Journal of Veterinary Behavior, 2(4), 119-125.