18. Februar 2023, 16:16 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Gehege für Hamster lassen sich ohne viel Aufwand artgerecht gestalten – wenn man weiß, worauf es bei der Einrichtung ankommt. PETBOOK zeigt die sieben häufigsten Fehler bei der Einrichtung des Hamsterkäfigs und erklärt, wie man den kleinen Nagern ein Zuhause bietet, das zu ihren natürlichen Bedürfnissen passt.
Hamster sind beliebte, erste Haustiere. Im Gegensatz zu Hund und Katze gelten sie als günstig, platzsparend und unkompliziert. So führen viele der Nagetiere auch heute noch in Kinderzimmern ein trauriges Dasein. Denn oft ist das, was im Tierfachhandel für Hamster angeboten wird, alles andere als artgerecht. Wir zeigen die sieben häufigsten Fehler, die Besitzer bei der Einrichtung eines Hamsterkäfigs machen und erklären, wie es besser geht. Dazu gehört zuallererst, sich bei den Gedanken an das Zuhause der kleinen Nager von dem Begriff Käfig zu trennen und eher ein Gehege zu planen, in dem man seinem Hamster eine artgerechte Umgebung bietet.
Übersicht
- Einrichtungsfehler 1: das Gehege ist zu klein
- Einrichtungsfehler 2: unsichere Etagen
- Einrichtungsfehler 3: Plastikröhren und -tunnel
- Einrichtungsfehler 4: kein artgerechtes Schlafhaus
- Einrichtungsfehler 4: nicht genügend und falsche Einstreu
- Einrichtungsfehler 6: Spielzeug aus Plastik
- Einrichtungsfehler 7: falsches Laufrad
- Fazit
- Quellen
Einrichtungsfehler 1: das Gehege ist zu klein
Der wohl häufigste Fehler bei der Einrichtung bzw. beim Kauf eines Hamsterkäfigs: er ist viel zu klein. Viele der Unterbringungen für Hamster, die man Internet oder im Fachgeschäft findet, sind zu knapp bemessen und teilweise nicht größer als ein Din-A4-Blatt. Doch Hamster wollen sich bewegen. Ganz gleich, ob sie im umgebauten Aquarium oder im Käfig gehalten werden. In der Natur legen die Nager nachts mehrere Kilometer zurück. Können die Tiere in Heimhaltung diesem natürlichen Bewegungstrieb nicht nachkommen, entwickeln sie mitunter Verhaltensweisen wie Nagen an den Stangen oder monotone Bewegungsabläufe. Das Beknabbern der Stangen kann für die Nager sogar lebensbedrohlich werden. Denn der Lack, mit dem viele Hamsterkäfige leider immer noch beschichtet sind, enthält Lösungsmittel, die für die Tiere giftig sind.
Die optimale Größe einer Hamsterbehausung hängt von der Rasse ab. Kleinere Zwerghamster brauchen weniger Platz als größere Teddy- oder Goldhamster.
- Laut Tierärztlicher Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) sollten Zwerghamster in Behausungen gehalten werden, die mindestens 100 cm lang, 50 cm hoch und 50 cm breit sind.
- Experten für artgerechte Haltung empfehlen Teddy- und Goldhamsterbehausungen mit Maßen von 100 cm Länge, 60 cm Breite und 50 cm Höhe.
Wer einen zu kleinen Hamsterkäfig gekauft hat und nicht auf ein neues, größeres Modell oder ein Aquarium in den entsprechenden Maßen umsteigen will, kann den bestehenden Käfig gegebenenfalls erweitern. Das ist zum Beispiel mit einem Erweiterungsaufsatz möglich, der oben auf den bestehenden Käfig gesetzt wird. Noch besser ist aber eine Erweiterung der Grundfläche, die man auch selbst vornehmen kann, indem man um den Käfig herum das Gehege einfach ausbaut.
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Einrichtungsfehler 2: unsichere Etagen
Hamster brauchen Platz, um sich zu bewegen. Das ideale Hamstergehege sollte daher eine ausreichend große Grundfläche besitzen, die man nicht erweitern muss. Weil viele Hamsterkäfige aber zu klein sind, werden sie mithilfe von Etagen nach oben erweitert, was jedoch ein Fehler ist. Zwar kann es sinnvoll sein, da die Grundfläche des Käfigs so zu erweitern, Hamsterhalter sollten aber beachten, dass die Tiere keinen Sinn für Höhenverhältnisse haben. Von hohen, ungesicherten Etagen können sie fallen – und sich beim Sturz unter anderem ein Beinchen brechen. Für Hamsterkäfige gilt daher:
- entweder um eine Etage erweitern, die nicht höher als 15 cm ist – so ist sichergestellt, dass die Tiere sich nicht verletzen, wenn sie fallen. Oder
- mehrere, geschlossene Etagen, zum Beispiel in Form von übereinander gesetzten Käfigen, haben – das verhindert, dass die Tiere herunterfallen.
Sind die Etagen über Treppen miteinander verbunden, ist darauf zu achten, dass die Tiere von diesen nicht fallen können. Am besten sichert man sie mithilfe eines ausreichend hohen „Geländers“ aus Holz, das idealerweise mit einem ungiftigen Lack („Sabberlack“) versiegelt ist. Auch Röhren aus Kork oder Ton sind eine Möglichkeit, Etagen miteinander zu verbinden.
Gitter-Etagen sieht man ebenfalls häufig in Hamsterkäfigen. Auch sie gehören da aber nicht hinein. Denn auf den Gitterstäben zu laufen, ist für die Tiere unangenehm, da die Gitter die empfindlichen Sohlen ihrer Füßchen aufscheuern. Auch können sie darin hängenbleiben und sich ernsthaft verletzen. Deshalb sollte man im Hamsterkäfig nur stabile Holzetagen verwenden.
Einrichtungsfehler 3: Plastikröhren und -tunnel
Plastiktunnel und Röhrensysteme sind beliebte Elemente bei der Einrichtung des Hamsterkäfigs, aber auch, um Etagen oder Räume miteinander zu verbinden. Hamster laufen zwar hindurch, graben sich ihre Tunnelsysteme aber am liebsten selbst. Daher sollten Halter auf jegliche Art von bunten Plastikröhren definitiv verzichten. Sie wurden von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz als tierschutzwidrig eingestuft und sollten aus folgenden Gründen nicht verwendet werden:
- Sie sind nicht ausreichend belüftet und lassen sich aufgrund ihrer Bauweise nicht gründlich reinigen. Bildet sich Kondenswasser, kann es sich Schimmel bilden. Dieser kann wiederum Krankheiten auslösen.
- Plastikröhren sind oft zu eng und Hamster können in ihnen stecken bleiben.
- Hamster können sich in ihnen nicht zurückziehen und stehen damit ständig unter Beobachtung – das ist für die Nager sehr stressig.
Einrichtungsfehler 4: kein artgerechtes Schlafhaus
In vielen Hamsterkäfigen sieht man Schlafhäuser, die nicht artgerecht und an die Bedürfnisse der Nager angepasst sind. Zum Beispiel findet man dort kleine Modelle aus Plastik mit Boden. Oder Modelle aus Holz, die aber mit für die Tiere giftigem Lack beschichtet und vernagelt sind. All das sind nicht nur unnatürliche, sondern auch potenziell gefährliche Rückzugsmöglichkeiten.
Zudem sollten dem Hamster Material zur Verfügung stehen, um sich daraus ein Nest für ihren Schlafplatz zu bauen. Hierfür eignen sich etwa Heu, Hafer- oder Gerstenstroh, unparfümierte Taschentücher oder getrocknete Kräuter. Auf keinen Fall sollte man Stoffreste oder Watte sowie spezielle Hamsterwatte in den Käfig geben. Sie ziehen Fäden und können mit chemischen Zusatzstoffen belastet sein. Das kann dazu führen, dass die Tiere sich Gliedmaßen abschnüren oder sich vergiften.
Anforderungen an ein Hamsterschlafhaus
Ein Schlafhaus sollte definitiv im Hamsterkäfig vorhanden sein. Schließlich bietet es den dämmerungs- beziehungsweise nachtaktiven Tieren, die im Käfig nicht in unterirdischen Höhlen schlafen können, einen geschützten Schlafplatz und eine Rückzugsmöglichkeit. Ein artgerechter Schlafplatz für Hamster sollte folgende Anforderungen erfüllen:
- Unten offen: In Schlafhäusern mit Boden können sich, insbesondere wenn sie aus Kunststoff bestehen, schädliche Gase bilden, wenn der Nager sein Geschäft darin erledigt. Diese Gase können die Schleimhäute und die Haut des Tieres reizen. Ist das Haus unten offen, sorgt das für einen besseren Luft- und Wärmeaustausch. Außerdem kann man ein Schlafhaus ohne Boden auf das Substrat im Gehege stellen. Die Tiere können dann einfach von ihren unterirdischen Tunneln ins Haus wechseln – und umgekehrt.
- Mehrere Kammern: In der freien Natur bauen sich Hamster unterirdische Schlafhöhlen. Diese Höhlen bestehen aus mehreren Kammern. Die Tiere bewegen sich über ein System von Gängen von einer Kammer zur nächsten.
- Aus unlackiertem Holz und keine sichtbaren Nägel: Stehen Nägel aus dem Holz heraus, können Hamster sich an diesen verletzen. Werden Häuser aus Plastik von Hamstern angenagt, entstehen scharfkantige Plastiksplitter – ein echtes Gesundheitsrisiko. Auch lackiertes Holz ist für die Tiere giftig.
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Einrichtungsfehler 4: nicht genügend und falsche Einstreu
Wildlebende Hamster verbringen einen großen Teil des Tages schlafend unter der Erde. Dort legen die Tiere Kammern und Tunnel in bis zu ein Meter tiefe an. Hier sind sie vor Licht, das sie vom Schlafen abhält, und vor Fressfeinden geschützt. Trotzdem sieht man in vielen Hamsterkäfigen nur eine dünne Einstreuschicht am Boden. Wird nicht genug Streu in den Käfig gegeben, kann der Hamster seinem natürlichen Bedürfnis, Gänge und Höhlen zu buddeln, nicht nachgehen. Bei der Höhe der Einstreuschicht gibt es verschiedene Empfehlungen:
- Laut Empfehlungen der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) brauchen Goldhamster eine mindestens 20 cm hohe Einstreuschicht im Käfig. Das Gehege sollte dafür mindestens 50 cm hoch sein.
- Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt, eine mindestens 30 cm hohe Einstreuschicht in den Käfig zu geben. Deshalb sollte das Hamstergehege eine Mindesthöhe von 70 cm ausweisen.
Im Zweifelsfall gilt: je höher die Einstreuschicht, desto besser. Wer seinen Hamster in einem Käfig hält, braucht für eine 30 bis 40 cm hohe Streuschicht eine Schale, die tief genug ist, damit der Hamster die Streu beim Buddeln nicht heraus schaufelt. Daher sind große Aquarien bzw. Terrarien besser für die Gehgegestaltung eines Hamsters geeignet eignen sich große Aquarien. Wird ein Aquarium oder ein Terrarium als Käfig verwendet, erledigt sich das Problem.
Der richtige Einstreu-Mix für den Hamsterkäfig
In damit verbundener, typischer Fehler im Hamsterkäfig ist, dass oft nur handelsübliche Holzspäne als Einstreu zum Einsatz kommen. Das reicht jedoch nicht aus, da die Tiere mit diesem Material keine stabilen Gänge und Höhlen graben können. Damit die Gangsysteme nicht wieder kollabieren, sollte man als Einstreu eine Mischung aus verschiedenen Materialien verwenden. Die ideale Hamsterkäfig-Einstreu setzt sich laut Ansicht der Experten folgendermaßen zusammen:
- ein Drittel saugfähiges Substrat – zum Beispiel Holz-, Mais- oder Hanfspäne
- ein Drittel Stroh
- ein Drittel Heu
Verwendet man Stroh oder Heu als Einstreu, sollte man darauf achten, dass es möglichst wenig staubt und es nicht mit Pestiziden belastet oder schimmelig ist. Die Einstreu sollte zudem laut TVT auch auf keinen Fall mit Duft- oder Farbstoffen versetzt sein, da diese für Hamster gesundheitsschädigend sein können.
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Einrichtungsfehler 6: Spielzeug aus Plastik
Ein weiterer Fehler beim Einrichten vom Hamsterkäfig ist falsches Spielzeug. Im Fachgeschäft finden sich viele verschiedene Beschäftigungsideen und „Einrichtungsgegenstände“ wie Wippen oder Rutschen und sogar Möbel im Mini-Format. Nicht nur, dass Hamster an solchen Dingen wenig Interesse haben, die meisten Dinge bestehen aus buntem Plastik. Davon rät die TVT generell ab. Der Grund: Plastik enthält oft Weichmacher, die sich – wenn sie verschluckt werden – herauslösen können. Zudem können beim Nagen kleine, scharfkantige Teile abbrechen und im Magen oder Darm der Tiere für innere Verletzungen sorgen, was fast immer zum Tod des Hamsters führt. Aus diesem Grund sollte sämtliches Spielzeug aus natürlichen Materialien wie Holz oder Ton bestehen.
Einrichtungsfehler 7: falsches Laufrad
Das Laufrad ist der Klassiker bei der Einrichtung des Hamsterkäfigs aber auch hier werden oft Fehler gemacht. Zwar darf ein Laufrad an sich gerne im Gehege vorhanden sein, damit die Tiere ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen können. Allerdings muss es, laut Angaben der TVT folgende Anforderungen erfüllen:
- Ausreichende Größe: Kleine Zwerghamster benötigen Hamsterräder mit einem Durchmesser von mindestens 20 cm. Andere, größere Hamsterarten brauchen Laufräder mit mindestens 30 cm Durchmesser. Ist das Rad zu klein, laufen die Tiere in einer unnatürlichen Haltung – Wirbelsäulenverkrümmungen sind die Folge.
- Geschlossene Lauffläche: Ist die Lauffläche offen, können die Tiere beim Rennen mit den Beinchen in den Stäben hängen bleiben – und sich dabei schwer verletzen.
- An einer Seite geschlossen: Ist das Laufrad zu allen Seiten offen, kann es zu Quetschungen kommen.
Es gibt frei stehende Hamsterräder und solche, die am Käfig befestigt werden. Prinzipiell, und solange die oben genannten Voraussetzungen erfüllt werden, sind beide Varianten empfehlenswerte Ergänzungen der Einrichtung im Hamstergehege. Wichtig ist allerdings, dass das Rad stabil steht oder befestigt ist und, während der Hamster darin rennt, nicht wackelt oder sogar umfällt.
Fazit
Einen Hamster artgerecht zu halten, ist nicht so einfach, wie viele vermuten. Aber es ist möglich – wenn man die Bedürfnisse der Nager kennt und die von uns vorgestellten Fehler bei der Einrichtung des Hamsterkäfigs – oder besser Gehege – vermeidet. Gibt man dem Tier genug Raum, um sich zu bewegen, zu graben und sich zurückzuziehen, achtet man auf artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten und befolgt die Hamsterkäfig-Einrichtungs-Empfehlungen von Experten, wird sich der Nager in seiner Behausung rundum wohlfühlen.
Kaufratgeber Hamsterkäfige im Vergleich – diese 4 Modelle lohnen sich
Bedürfnissen gerecht werden Wie Sie ein Hamstergehege artgerecht einrichten
Bewegungsfreudig Auslauf oder Laufrad? Was der Hamster wirklich braucht
Quellen
- Deutscher Tierschutzbund, „Tierschutzwidriges Zubehör und Spielzeug“ (pdf-Dokument, aufgerufen am 12.2.2023)
- Deutscher Tierschutzbund, „Die Haltung von Goldhamstern“ (pdf-Dokument, aufgerufen am 12.2.2023)
- Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V., „Merkblatt Nr. 156 – Heimtiere: Goldhamster (Stand: 2014)“ (pdf-Dokument, aufgerufen am 12.2.2023)