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Flämischer Riese

Wie man das größte Kaninchen der Welt hält und pflegt

Zwei Flämische Riesen kuscheln im Gras
Flämische Riesen sind die größten Kaninchen der Welt, gleichzeitig aber sehr sanftmütig Foto: picture alliance / imageBROKER | rnu
Louisa Stoeffler
Redakteurin

23. Februar 2025, 15:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Flämische Riese, auch als „Sanfter Riese“ bekannt, ist die größte Kaninchenrasse der Welt. Ursprünglich in Flandern, Belgien, gezüchtet, hat diese Rasse eine lange Geschichte als Fleisch- und Pelzlieferant. Heute wird der Flämische Riese jedoch vor allem für sein sanftes Wesen und seine Eignung als Haustier geschätzt. Mit einer Körperlänge von bis zu 1,2 Metern und einem Gewicht von über 10 Kilogramm benötigt dieses Kaninchen viel Platz für eine artgerechte Haltung. Doch was macht den Flämischen Riesen so besonders? Und welche Herausforderungen bringt die Haltung eines solch großen Kaninchens mit sich?

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Wer ein Haustier sucht, das groß, ruhig und außergewöhnlich ist, könnte mit dem Flämischen Riesen genau die richtige Wahl treffen. Diese beeindruckenden Kaninchen faszinieren nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihr freundliches und geduldiges Wesen. Sie lassen sich oft streicheln, können stubenrein werden und genießen die Gesellschaft ihrer Menschen.

Allerdings bringt die Haltung eines Flämischen Riesen einige Herausforderungen mit sich: Die großen Tiere brauchen viel Platz, eine spezielle Ernährung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen, um gesund zu bleiben. Auch ihre dichte, glänzende Fellstruktur macht sie anfällig für Hitze und Parasiten. Bevor man sich für einen Flämischen Riesen entscheidet, sollte man sich also genau über die Anforderungen informieren.

Herkunft

Der Flämische Riese zählt zu den ältesten und größten Kaninchenrassen der Welt. Seine Ursprünge lassen sich bis ins 16. Jahrhundert nach Flandern, Belgien, zurückverfolgen. Es wird vermutet, dass diese Rasse aus der gezielten Kreuzung europäischer Hauskaninchen mit dem mittlerweile ausgestorbenen Patagonischen Riesenkaninchen entstanden ist.

Im 19. Jahrhundert begann die gezielte Weiterentwicklung der Rasse, insbesondere mit Blick auf die Fleisch- und Pelzproduktion. Bereits in den 1890er-Jahren wurde der Flämische Riese in die USA importiert, wo er schnell an Popularität gewann. 1910 erkannte die American Rabbit Breeders Association (ARBA) die Rasse offiziell an. Heute wird der Flämische Riese sowohl als Ausstellungskaninchen als auch als Haustier geschätzt. Trotz seiner Geschichte als Nutztier erfreut er sich mittlerweile großer Beliebtheit bei Kaninchenliebhabern auf der ganzen Welt.

Aussehen & Fell

Der Flämische Riese beeindruckt durch seine enorme Größe und sein muskulöses, aber elegantes Erscheinungsbild. Seine Körperlänge kann zwischen 80 und 120 cm variieren, und sein Gewicht liegt durchschnittlich zwischen 6 und 10 kg – manche Exemplare erreichen sogar bis zu 23 kg.

Das Fell des Flämischen Riesen ist dicht, glänzend und weich. Es kommt in sieben anerkannten Farben vor: Schwarz, Blau, Fawn, Hellgrau, Sandfarben, Stahlgrau und Weiß. Diese Farbvielfalt macht ihn besonders attraktiv für Liebhaber. Auffällig sind auch seine langen, v-förmigen Ohren, die aufrecht stehen und eine gute Wahrnehmung der Umgebung ermöglichen.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist der Körperbau: Der Flämische Riese hat einen sanft geschwungenen Rücken („semi-arched“), kräftige Hinterbeine und eine insgesamt robuste Statur. Häsinnen besitzen eine sogenannte Wamme – eine Hautfalte unter dem Kinn, die sie zum Warmhalten ihrer Jungtiere nutzen.

Verhalten

Trotz seiner imposanten Größe ist der Flämische Riese tatsächlich ein echter „Sanfter Riese“. Er gilt als ausgeglichen, freundlich und geduldig – Eigenschaften, die ihn zu einem beliebten Haustier machen. Viele Halter berichten, dass ihre Flämischen Riesen gern mit Menschen interagieren und sogar auf ihren Namen hören.

Besonders bemerkenswert ist die ruhige Natur dieser Rasse. Flämische Riesen sind weniger schreckhaft als kleinere Kaninchen und neigen nicht zu hektischem Verhalten. Sie sind zudem lernfähig und können mit etwas Geduld an die Nutzung einer Toilette gewöhnt werden. Dazu eignet sich eine offene Katzentoilette oder eine ähnliche Box mit tiefem Einstieg. Dennoch sollte man sie nicht unterschätzen: Wenn sie sich bedrängt oder unsicher fühlen, können sie mit Kratzen oder Beißen reagieren.

Training & Beschäftigung

Flämische Riesen sind intelligente Tiere, die gern neue Dinge lernen. Viele Halter berichten, dass ihre Kaninchen nicht nur stubenrein werden, sondern auch einfache Kommandos oder Tricks erlernen können.

Da sie eine ruhige Natur haben, bevorzugen Flämische Riesen sanfte Beschäftigungen. Sie erkunden gern ihre Umgebung, schätzen Interaktion mit ihren Haltern und genießen es, gestreichelt zu werden. Besonders wichtig ist ausreichend Platz zum Hoppeln, da Bewegung für ihre Gesundheit unerlässlich ist.

Auch das richtige Spielzeug trägt zur Beschäftigung bei. Tunnel, Pappkartons und robuste Kauspielzeuge helfen, Langeweile zu vermeiden und fördern das natürliche Verhalten des Kaninchens. Diese sollten aufgrund der Mümmelfreudigkeit der Tiere aus Naturmaterialien und auf keinen Fall aus Plastik bestehen.

Richtige Haltung & Pflege

Aufgrund ihrer Größe benötigen Flämische Riesen eine großzügige Unterkunft. Ihre nächtliche Unterkunft sollte mindestens 90 x 90 x 120 cm groß sein, besser noch größer. Denn Kaninchen sind soziale Tiere und sollten niemals allein gehalten werden. Pro weiterem Tier sollte die Grundfläche des Schlafplatzes um die Hälfte erweitert werden, damit die Tiere darin zusammen liegen können. Als gute Haltungsform hat sich ein gesichertes Kaninchenzimmer oder ein mindestens 12 Quadratmeter großes Gehege im Garten erwiesen. Der Untergrund sollte weich sein, um Druckstellen an den Füßen (Sore Hocks) zu vermeiden.

Pflege und Hygiene sind essenziell: Flämische Riesen haaren viel und sollten daher wöchentlich gebürstet werden. Daran sollte man die Tiere nach und nach gewöhnen, denn Kaninchen sind Fluchttiere und schätzen menschliche Berührungen nicht. Erst nach einiger Zeit lassen sie sich anfassen, werden aber sicherlich nie zu „Schmusetieren“. Auch die Ohren müssen auf Parasiten kontrolliert und die Krallen regelmäßig geschnitten werden.

Eine Haltung im Freien ist möglich, aber nur mit Schutz vor hohen Temperaturen. Denn das Fell des Flämischen Riesen ist sehr dicht und die Tiere neigen dazu zu überhitzen, wenn sie permanenter Sonne ausgesetzt sind. Daher sollte ein Außengehege über ausreichend kühle Rückzugsmöglichkeiten verfügen. Zudem ist es sehr wichtig, das Gehege mit Kaninchendraht und einem Fliegengitter zu sichern. Ansonsten könnten sich Beutegreifer ins Gehege graben, oder Fliegen ihre Eier auf den Kaninchen ablegen.

Ernährung

Als große Kaninchen haben Flämische Riesen einen entsprechend hohen Nahrungsbedarf. Ihre Ernährung sollte hauptsächlich aus frischen Gräsern mit rauen Fasern bestehen, damit die Tiere beim Mümmeln ihre Zähne gut abnutzen können. Alternativ sollte Heu zur Verfügung stehen, ergänzt durch frisches Gemüse und eine begrenzte Menge an Obst.

Denn zu viele energiereiche Leckerlis können schnell zu Übergewicht führen und sind für die artgerechte Ernährung eines Kaninchens nicht erforderlich. Zur ständigen Verfügung sollten sie jedoch ausreichend viele Wasserstellen haben, die täglich gereinigt und neu befüllt werden sollten.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Flämische Riesen sind grundsätzlich robuste Kaninchen, doch aufgrund ihrer Größe gibt es einige gesundheitliche Risiken:

  • Sore Hocks: Entzündete Fußsohlen durch zu harte Untergründe.
  • GI-Stase: Eine gefährliche Verdauungsstörung, oft verursacht durch falsche Ernährung oder Stress.
  • Malokklusion: Zahnfehlstellungen, die regelmäßige Kontrollen erfordern.
  • Hitzschlag: Aufgrund ihres dichten Fells sind sie anfällig für Überhitzung.
  • Uteruskrebs: Besonders häufig bei unkastrierten Weibchen.

Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind daher essenziell.

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Der Flämische Riese im Überblick

  • Charakter: Ruhig, freundlich, menschenbezogen
  • Größe: 80–120 cm Körperlänge
  • Gewicht: 6–10 kg, laut Berichten manche bis 23 kg
  • Fell & Farben: Dicht, glänzend; sieben anerkannte Farben
  • Haltung: Benötigt viel Platz, geeignet für Wohnungshaltung mit Freilauf
  • Pflege: Regelmäßiges Bürsten, Krallen- und Ohrenkontrolle
  • Ernährung: Gräser und Heut als Hauptbestandteil, frisches Gemüse, begrenzt Obst
  • Besonderheiten: Anfällig für Sore Hocks und Hitzeschlag, sehr menschenbezogen
Themen Glossar Kaninchen
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