
29. Mai 2024, 15:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Hamster gelten als gemütlichen Zeitgenossen. Die wenigsten hätten wohl gewusst, dass die kleinen Nager nachts weite Strecken zurücklegen – bis zu zehn Kilometer. Doch woher stammt der hohe Bewegungsdrang und was bedeutet das für die Haltung der beliebten Haustiere? PETBOOK gibt Antwort.
Wer an einen Hamster denkt, hat fast automatisch auch ein Laufrad im Kopf. Es gehört schon seit Jahrzehnten zur Standard-Ausstattung in der Hamsterhaltung – und das aus gutem Grund. Denn die Liebe zum Laufen kommt bei Hamstern nicht etwa aus Langeweile.
In der Natur legen die beliebten Nager in einer einzigen Nacht bis zu zehn Kilometer zurück. Die Zahl ist noch beeindruckender, wenn an bedenkt, dass ein Feldhamster im Schnitt nur 30 Zentimeter groß ist. Doch woher kommt der hohe Bewegungsdrang und was bedeutet das für die Haltung der beliebten Nager? PETBOOK ist dem einmal nachgegangen.
Wie weit läuft ein Hamster täglich?
Zu der Strecke, die ein Hamster durchschnittlich zurücklegt, gibt es verschiedene Angaben. Zudem hängt dies auch von der Art und den Lebensumständen ab. In einer kanadischen Studie untersuchten Zoologen die Aktivität von Kurzschwanz-Zwerghamstern (Phodopus). Dabei legten die Tiere Strecken von bis zu acht Kilometern in ihrer nächtlichen Aktivitätsphase zurück. Für größere Arten finden sich oft Angaben von bis zu sieben Meilen, was umgerechnet etwas mehr als elf Kilometern entspricht.
Im Durchschnitt werden meist fünf bis sieben Kilometer angegeben. Die IT-Redakteurin Michelle Leonhart machte sich einmal die Mühe, dies bei ihrem Roborowski-Hamster anhand von Videoaufzeichnungen nachzuvollziehen. Im Schnitt legte das Tier pro Nacht etwa 7,25 Kilometer zurück. Allerdings tat er das im Laufrad und nicht in freier Wildbahn.
Die Auswertung ihrer Daten zeigt zudem, dass es sich bei den Roborowskis um wahre Ausdauerspezialisten handelt. Denn Leonhart berechnete auch die Schrittlänge der Tiere und setzte diese in Relation zu der eines Menschen. Umgerechnet laufen die Zwerghamster locker eine Distanz von zwei Hamstermarathons täglich. Verglichen dazu müsste ein Mensch fast 100 Kilometer zurücklegen.1
Warum laufen Hamster nachts so viel?
Hamster müssen in der Natur relativ viel laufen. Zum einen, weil sie viele Feinde haben, aber vor allem, um Nahrung zu finden. Dabei ziehen die Tiere nicht nur los, um ihren Hunger zu stillen. Sie müssen auch Vorräte anlegen. Dafür transportieren sie Samen, Körner, Getreide, aber auch Erbsen oder Rüben in ihren Hamsterbacken.
Etwa 1,5 Kilogramm Vorräte benötigt ein Feldhamster für die Überwinterung unter der Erde. 2 Um diese Menge zusammenzubringen, müssen Hamster weite Strecken zurücklegen. Die nächtliche Rennerei steckt ihnen also im Blut, könnte man sagen.
Brauchen Hamster ein Rad zum Laufen?
Als Haustiere müssen Hamster in der Regel nicht nach ihrer Nahrung suchen. Sie finden alles, was sie zum Überleben brauchen, im Gehege. Trotzdem weiß jeder, der die beliebten Nager schon mal bei sich zu Hause gehalten hat, dass die Tiere vor allem nachts unermüdlich ihre Runden ziehen – bevorzugt im Laufrad. Wie Sie ein Hamstergehege jedoch möglichst artgerecht einrichten, erfahren Sie in diesem PETBOOK-Artikel.
Würde man dem Bewegungsdrang der Hamster in der Gestaltung des Geheges entgegenkommen, müsste dieses schon einige Meter groß sein – wenn nicht gar einige hundert Meter. Das kann wohl kein Tierhalter so einfach umsetzen.
Auch den Hamster frei in der Wohnung laufen zu lassen, ist eher keine gute Idee. Kabel, Möbel, Pflanzen oder andere Klettermöglichkeiten stellen eine zu große Gefahr für die kleinen Nager dar. Ein Laufrad scheint da eine gute Option. Doch oft hört man, die Tiere könnten sich darin verletzen oder danach süchtig werden.
Diese Bedenken seinen jedoch unbegründet, äußert sich Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer in einem Artikel des Vereins zu dem Thema. Ein Laufrad sei eine gute Möglichkeit, dem Hamster mehr Bewegung zu verschaffen und Stereotypien – also Verhaltensweisen, die sie immer wiederholen, die aber keinen Nutzen haben – zu verhindern. Wichtig sei, dass das Laufrad keine Gitter habe und auf einer Seite komplett verschlossen ist. Der Durchmesser sollte mindestens 25 Zentimeter betragen, um eine Krümmung des Nackens und Rückens der Tiere zu vermeiden, denn das könne langfristig zu Schmerzen und Schäden im Nacken- und Rückenbereich führen.3

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In der Wissenschaft wurde schon seit Jahrzehnten beobachtet, dass Tiere gerne freiwillig Laufräder annehmen. Eine vergleichende Studie von 1998 kam zu dem Ergebnis, dass Aktivität im Laufrad bei Hamstern wahrscheinlich selbstbelohnend ist. Die Tiere scheinen also tatsächlich einen positiven Effekt davon zu haben.
Das zeigt auch eine andere Studie aus dem Jahr 2005, in der Schweizer Forscher die Auswirkungen von Laufrädern auf das Verhalten und die Reproduktion von Hamstern untersuchten. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass das Laufen im Rad einen positiven Effekt auf das Wohlergehen der Nager hat, da Tiere mit einem Laufrad im Käfig weniger stereotype Verhaltensweisen wie Knabbern an Gitterstäben zeigten.
Das bedeutet jedoch nicht, dass mit einem Laufrad alle Wünsche des Hamsters erfüllt sind. Ebenso wichtig, um den natürlichen Bewegungsdrang des Nagers nachzukommen, ist ein ausreichend großes und abwechslungsreich gestaltetes Gehege, in dem das Tier seine Nahrung suchen muss. So lassen sich stereotypes, immer wiederholtes Verhalten und auch Übergewicht vermeiden.