12. November 2024, 6:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn ein Kaninchen plötzlich beißt und kratzt, muss schon so einiges in der Haltung falsch gelaufen sein. Die Ursachen für das Abwehrverhalten sind dabei sehr unterschiedlich.
Sie sind niedlich und kuschelig, doch bei nicht artgerechter Haltung kann auch das süßeste Kaninchen aggressiv werden. Manches Tier weiß sich oft nicht anders zu helfen, um auf seine Not aufmerksam zu machen. PETBOOK erklärt, welche Gründe es haben kann, wenn das Kaninchen plötzlich beißt und kratzt.
Übersicht
Aggression gegenüber Menschen
Ist das Kaninchen aggressiv dem Halter gegenüber, hat dies meist einen triftigen Grund, und den sollte man schnellstmöglich herausfinden. Dahinter könnten zum Beispiel diese Ursachen stecken:
Angst
Fühlen sich Kaninchen eingeengt, reagieren sie unterschiedlich. Manche erstarren, andere wollen flüchten. Meist ist die falsche Annäherung des Menschen schuld daran. Wenn es nicht flüchten kann, dann beißt es zu. Besonders, wenn man Kaninchen hochnimmt, kann dies die Tiere in Panik versetzen. Diese Angst kann man umgehen, wenn man sie stattdessen am Boden streichelt.
Erlerntes Verhalten
Manches Kaninchen macht die Erfahrung, dass es, wenn es zubeißt, in Ruhe gelassen wird und beißt dann in alles, was es stört. Dies können Sie ihm wieder abgewöhnen, wenn Sie sich ihm z.B. mit einer weichen Bürste nähern. Streicheln Sie es sanft, und wenn es beißt, lassen sie die Bürste trotzdem dort. Es sollte aber immer eine Fluchtmöglichkeit haben.
Grundsätzlich sollte das Kaninchen den Menschen mit etwas Positivem verbinden. Das gelingt natürlich über Futter. Bringen Sie dem Tier also gern Leckereien mit, und zwar so, dass er sich nicht in eine Ecke gedrängt fühlt und ausweichen kann. 1
Kaninchen leidet unter falschen Haltungsbedingungen
Doch auch, wenn in der Haltung des Kaninchens etwas nicht stimmt, drückt es dies manchmal über Beißen und Kratzen aus. Dann kann dieses Verhalten ein Ausdruck von tiefergreifenden Problemen sein.
Frustration
Dies kann sexueller Natur sein, wenn Tiere nicht kastriert sind. Sie leiden dann unter den Hormonschüben, da sie zu übersteigertem Sexualverhalten führen können. Solche Tiere sollten einem Tierarzt vorgestellt werden.
Doch auch generelle Unterforderung kann zu Frust führen. Kaninchen brauchen Umweltreize, Sozialkontakte und Platz, um zu toben. Dazu gehört eine Buddelkiste, Beschäftigung und genügend Auslauf. Aber auch mangelnde Rückzugsplätze und ein zu kleines Gehege können sie aggressiv machen.
Krankheit und Schmerzen
Viele Kaninchen leiden unter Zahnschmerzen oder Mittelohrentzündungen, zeigen dies aber nicht deutlich. Denn als Fluchttier haben sie gelernt, dass sie Erkrankungen besser verbergen sollten. Bei akuten Symptomen kann es aber auch vorkommen, dass das Kaninchen kratzt und beißt, wenn es Schmerzen empfindet. Hier hilft nur die Behandlung durch einen Tierarzt und die Gabe von Schmerzmitteln in hoher Dosierung.
Scheinträchtigkeit und Hitze
Weibchen beginnen, wenn sie Hitze verspüren, mit dem Nestbau. Sie rupfen Fell aus, tragen Heu zusammen, sie wühlen und graben und können auch mürrisch und aggressiv werden. Eine Buddelkiste kann zudem Abhilfe für den Nestbautrieb schaffen, da sie sich hier ein wenig abreagieren können.
Dies legt sich aber nach einer Phase wieder – kann aber auch zu Scheinträchtigkeiten führen, die das Tier unter großen Stress setzen. In diesem Fall ist ebenfalls ein Besuch beim Tierarzt unerlässlich.
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Aggressionen gegenüber Artgenossen
Zum Glück ist die Einzelhaltung von Kaninchen ein Relikt aus dunklen Heimtier-Tagen, als die armen Kleintiere allein in einem zu kleinen Käfig unter dem Schreibtisch im Kinderzimmer ihr Leben fristeten. Mittlerweile weiß man, dass man die Tiere mindestens zu zweit halten sollte.
Doch das Sozialverhalten von Kaninchen ist oft nicht einfach und bei der Vergesellschaftung können Probleme auftauchen. Manche Halter meinen, sie hätten es mit unverträglichen Tieren zu tun, doch gibt es eigentlich keine unverträglichen Kaninchen. Wichtig sind die Auswahl eines geeigneten Partners und die richtigen Umstände für eine gelungene Zusammenführung.
Und auch zu unterscheiden, kann Kaninchen Artgenossen gegenüber wirklich aggressiv auftreten und wann nicht. Denn wenn ein Kaninchen mit Artgenossen kommuniziert, wird auch mal gezwickt oder geschubst. Verletzt wird dabei aber keiner. 2
Richtige und falsche Zusammenführung von Kaninchen
Viele Halter wissen nicht, dass es ein völlig normales Verhalten ist, wenn es bei der Vergesellschaftung zum Jagen, Rammeln und zu Kämpfen kommen kann. Dies dient der Rangordnungsklärung. Eingreifen sollte man nur, wenn es zu stärkeren Verletzungen kommt.
Es gibt genaue Regeln, nach denen eine Vergesellschaftung ablaufen sollte. Am besten setzt man sie beim ersten Zusammentreffen in einem neutralen Gehege zusammen und auf keinen Fall in das Revier des alten Kaninchens. Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, kann man eingreifen, sollte sie aber nicht räumlich voneinander trennen, sonst fängt die Vergesellschaftung wieder von vorn an.
Erst wenn sie sich hier beschnüffelt und ihre Rangordnung geklärt haben, dürfen sie in das alte Revier ziehen. Kaninchen sind sehr territorial und das sollte man nicht noch provozieren. Ist die Vergesellschaftung jedoch einmal gelungen, sollte es nicht mehr zum Beißen und Kratzen unter Kaninchen kommen.