
11. Februar 2025, 17:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Kaninchenhalter wissen: Die Tiere haben ein lebenslang wachsendes Gebiss. Was bisher nicht bekannt war – obwohl es eigentlich logisch erscheint – ist, dass sie beim Putzen auch Teile davon zu sich nehmen. Was sogar einen sehr positiven Effekt für sie hat, wie eine Studie belegt.
Kaninchen haben etwas, um das sie viele Menschen mit Zahnproblemen beneiden: ein nachwachsendes Gebiss. Allerdings müssen die Tiere aktiv daran Mümmeln, damit die Zähne nicht zu lang werden und die Tiere gesund bleiben. Doch das ständige Wachstum erfordert natürlich viele Mineralien und die Bildung von Zahnschmelz und Zahnbein. Da lange unklar war, wie die Kaninchen diesen Bedarf decken, hat die Futtermittelindustrie Lecksteine entwickelt, die die Tiere dabei unterstützen sollten. Doch das scheint unnötig zu sein, denn wie eine Studie jetzt zeigt, schaffen die Tiere das offenbar ganz allein. Wie das geht? Indem sie Teile ihrer Zähne fressen.
Verwerten Kaninchen Calcium, wenn sie ihre Zähne fressen?
Dass Kaninchen ihren Zahnabrieb nicht ausspucken, sondern beim Mümmeln hinunterschlucken, ist ein logischer Schluss. Denn beim Verzehr von faserreichem Grünzeug entsteht ein feines Pulver aus abgeschliffenem Zahnschmelz und gemahlenem mineralischem Material. Dies landet dann höchstwahrscheinlich zusammen mit dem Speisebrei im Verdauungstrakt der Kaninchen.
Doch können sie es auch verwerten? Dies testete eine Studie erstmals, um zu prüfen, ob sie das Calcium aus ihrem eigenen Zahnschmelz und Dentin aufnehmen können. Dazu wurden zwei verschiedene Futtermischungen verglichen: eine mit herkömmlichen Calciumquellen (Calciumcarbonat und Dicalciumphosphat) und eine, bei der das Calcium ausschließlich aus gemahlenen Kaninchenzähnen stammte.
Denn bisherige Ansichten zur Kaninchenernährung basieren auf der Annahme, dass dieser Calciumverlust vollständig über die Nahrung ausgeglichen werden muss. Diese Sichtweise könnte jedoch fehlerhaft sein, wenn das abgeriebene Zahnmaterial geschluckt und im Verdauungstrakt wiederverwertet wird.
Bisherige Ernährungsempfehlungen für Kaninchen könnten schädlich sein
Die Forscher untersuchten die Calciumaufnahme, die Ausscheidung über Urin und Kot sowie die Speicherung des Minerals im Körper der Kaninchen anhand von Blutproben. Das Ergebnis war eindeutig. Nicht nur können Kaninchen Calcium aus ihrem Zahnmaterial wiederaufnehmen, sie verwerten es sogar besser als über die Nahrung zugeführtes. Ein unerwarteter Nebeneffekt war eine höhere Wasseraufnahme und eine entsprechend erhöhte Urinausscheidung bei den Kaninchen, die Zahnmehl erhielten. Dies führte zu einer Verdünnung der Mineralstoffkonzentrationen im Urin, insbesondere für Phosphor und Magnesium.
Dies könnte erklären, warum viele Kaninchen auch mit relativ calciumarmen Futtermitteln gesunde Zähne behalten. Zudem könnte eine übermäßige Zufuhr unnötig oder sogar schädlich sein, da überschüssiges Calcium über die Nieren ausgeschieden werden muss und zu Harnsteinen oder Ablagerungen führen kann. Dies gilt auch für Magnesium und Phosphor, welche in einem ausgeglichenen Verhältnis mit Calcium sein sollten, um die Nierengesundheit von Kaninchen langfristig zu erhalten.

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Weitere Forschung nötig
Die Studie liefert spannende neue Erkenntnisse über die Ernährung von Kaninchen. Denn bislang ging man davon aus, dass auch Wildkaninchen besonders calciumhaltige Gräser fressen müssen, um ihren Bedarf zu decken. Bestätigt sich in weiteren Arbeiten jedoch, dass Kaninchen einen Großteil des Minerals immer wieder recyceln, könnte dies bedeuten, dass die Haustiere dauerhaft falsch ernährt wurden.
Allerdings muss auch die Rolle von Dentin und Flourid in den Zähnen der Tiere untersucht werden, um die Zusammenhänge genauer zu verstehen. Zudem sind weitere Studien nötig, um die genaue Menge des recycelten Calciums zu bestimmen und die langfristigen Auswirkungen auf die Zahngesundheit und den Mineralstoffhaushalt der Tiere zu untersuchen. 1