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Richtige Kleintierversorgung

Kaninchen als Haustier – Haltung, Platz und Tierarztkosten müssen gut bedacht sein

Kaninchen leben am liebsten im naturnahen Gehege im Garten
Kaninchen leben am liebsten im naturnahen Gehege im Garten Foto: picture alliance / dpa / Jens Büttner
Louisa Stoeffler
Redakteurin

26. April 2025, 8:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Sie werden oft für einfache Haustiere gehalten, doch das Gegenteil ist der Fall. Kaninchen brauchen mehr als nur einen Käfig und etwas Futter. Wer sie nicht artgerecht hält, riskiert Krankheiten und damit hohe Tierarztkosten. Ein Überblick.

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Sie verzaubern mit ihrem niedlichen Aussehen – besonders das klassische Bild des niedlichen Osterhasen weckt bei vielen Kinder immer neu den Wunsch nach einem Kaninchen. Doch bevor man sich spontan ein Tier anschafft, sollte man einiges bedenken. Die kleinen Langohren stellen große Ansprüche. Warum Haltung, Ernährung und Tierarztkosten für Kaninchen genau durchdacht werden müssen, erfahren Sie hier.

Kaninchen brauchen viel Platz und Gesellschaft

„Auch kleine Tiere haben große Ansprüche“, sagt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund. „Mit einem handelsüblichen Käfig, etwas Futter und Streicheleinheiten ist es nicht getan.“ Kaninchen benötigen also trotz ihrer geringen Körpergröße viel Raum, um ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzugehen.

Für zwei Tiere wird eine Mindestfläche von sechs Quadratmetern empfohlen, bei jedem weiteren Kaninchen sollten etwa 20 Prozent mehr eingeplant werden. „Am empfehlenswertesten ist die Haltung einer Gruppe von drei bis fünf Tieren in einem großen Gehege im Garten“, sagt Pommerening. 

Ein Kaninchengehege muss sowohl ausbruchsicher als auch vor Raubtieren geschützt sein und ausreichend Rückzugsorte bieten. Einzelhaltung ist strikt zu vermeiden: „Ein allein gehaltenes Kaninchen leidet enorm.“ Besonders harmonisch gestaltet sich die Haltung, wenn kastrierte Männchen mit mehreren Weibchen zusammenleben.

Falsche Ernährung kann richtig teuer werden

Viele erinnern sich wohl noch an diese Kaninchenhaltung: ein kleiner Stall, eine Nippeltränke, Trockenfutter, ein paar Kartoffelschalen und ab und zu vielleicht etwas Freilauf. Diese „klassische“ Form entspricht jedoch nicht den Bedürfnissen von Kaninchen. „Das ist nicht tiergerecht“, betont Tierärztin Sarah Pinkernell aus Aachen. Sie berichtet aus ihrem Praxisalltag, dass Missverständnisse bezüglich der Haltung häufig zu gesundheitlichen Problemen führen – und wie teuer die vermeintlich einfachen Haustiere schnell werden.

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Damit es Kaninchen gut geht, ist neben ausreichend Platz und Artgenossen auch die passende Ernährung wichtig. Kaninchen neigen nämlich zu Verdauungsstörungen. „Ein nicht fressendes Kaninchen ist ein Notfall“, erklärt die Tierärztin. Kaninchen müssen konstant fressen, weil sie auf diese Weise die Nahrung durch Magen und Darm schieben. Denn ihr Verdauungstrakt verfügt nur über geringe Muskelbewegungen, die Tiere haben quasi einen „Stopfmagen“ den sie immer wieder mit ihrer energiearmen Nahrung versorgen müssen. Bleibt die Nahrungsaufnahme aus, beginnt der Darminhalt zu gären. Es kann zum Darmverschluss und zu Entzündungen kommen.

Die Erstbehandlung eines betroffenen Tieres kann mit rund 250 Euro zu Buche schlagen, operative Eingriffe beim Kaninchen können mehr als 1000 Euro kosten – vor allem, wenn Zahnprobleme die Ursache sind. „Die Zähne eines Kaninchens wachsen ein Leben lang“, erklärt Pinkernell. Durch das Fressen von rohfaserreicher Nahrung in freier Wildbahn nutzen sich die Zähne auf natürliche Weise ab.

Daran sollte man sich auch bei der Fütterung der Haustiere orientieren. Im Sommer kann man die Nahrung selbst auf der Wiese sammeln. „Im Winter muss man blättrige Salate und Gemüse kaufen“, sagt die Tierärztin. Es gibt auch kommerzielle Anbieter, die auf Wunsch wöchentlich eine Kiste Kaninchengrün liefern. „Aber auch das geht schnell ins Geld.“

Tierarztkosten für Kaninchen realistisch einschätzen

Auch die Gesundheitsvorsorge ist kostenintensiv: Impfungen gegen Myxomatose (Kaninchenpest) und Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD) sind unerlässlich. „Beide Erkrankungen sind nicht behandelbar und führen unweigerlich zum Tod“, betont Pinkernell. Die Impfkosten belaufen sich auf mindestens 60 Euro pro Jahr und Tier.

Zudem sollten Kaninchen kastriert werden, um eine unkontrollierte Vermehrung und Rangkämpfe zu vermeiden. Bei Männchen kostet das mindestens 100 Euro. Bei Weibchen liegt der Eingriff bei mindestens 250 Euro, weil die Bauchhöhle geöffnet wird. Pinkernell erläutert, dass es sinnvoll sei, bei Weibchen die Gebärmutter zu entfernen, da sie häufig zur Tumorbildung neigen.

„Allein im ersten Jahr entstehen pro Kaninchen also mindestens 200 Euro an Tierarztkosten“, erklärt Pinkernell. Bei chronischen Erkrankungen wie Zahnproblemen, Ohrentzündungen oder Kaninchenschnupfen können die Kosten sogar mehrere tausend Euro im Jahr betragen. Kaninchen mit Schlappohren neigen etwa zu Ohrentzündungen. Auch Kaninchenschnupfen und besonders Zahnprobleme können hohe Behandlungskosten verursachen.

„Die Tierarztkosten für Kaninchen können also extrem hoch werden“, gibt die Tierärztin zu bedenken. Aus diesem Grund empfiehlt sie, frühzeitig eine Tierkrankenversicherung abzuschließen. Allerdings weisen viele Versicherer in ihren Verträgen Sonderkündigungsrechte bei hohen Kosten aus.

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Bewusste Entscheidung für die Kaninchenhaltung

Trotz aller Herausforderungen rät Pinkernell nicht grundsätzlich von Kaninchen als Haustieren ab. „Kaninchen sind faszinierend“, sagt sie. „Aber einfache Haustiere sind sie ganz sicher nicht.“

Wer sich aber wegen der vermeintlich geringeren Kosten oder Aufwands gegen Hund oder Katze entscheidet, sollte Kaninchen nicht als leichte Alternative betrachten. „Sie erfordern eine bewusste Entscheidung und viel Zeit und Geld – aber dann kann die Haltung ein wunderschönes Hobby sein.“

Mit Material der dpa

Themen Kaninchen Kleintiergesundheit

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