Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Scheue Kleintiere

Wie man Kaninchen und Meerschweinchen an Menschen gewöhnt

Ein Meerschweinchen wird mit Gurke gefüttert
Meerschweinchen, aber auch Kaninchen, sind häufig den Kontakt mit Menschen nicht gewohnt und müssen sich langsam an die Haltung als Haustier gewöhnen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

27. Januar 2024, 8:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kaninchen und Meerschweinchen trauen sich anfangs oft kaum in die Nähe von Menschen, sondern müssen sich erst an diese gewöhnen. Diese Scheu gibt sich allerdings nach einer Weile – wenn Halter auf die Körpersprache der Tiere achten.

Artikel teilen

Wenige Tiere werden so häufig nicht artgerecht gehalten wie Kaninchen und Meerschweinchen. Immer wieder liest man, die empfindlichen Kleintiere seien die idealen „Einsteigerhaustiere“ oder besonders gut für Kinder geeignet. Doch mittlerweile gibt es auch hier ein Umdenken unter den Heimtierhaltern. Denn Kaninchen und Meerschweinchen sind eigentlich sehr scheue Fluchttiere, die man jedoch mit Geduld an Menschen gewöhnen kann.

Zunächst einmal nur beobachten

Geben Sie scheuen Heimtieren Zeit: Wer ein neues oder besonders scheues Haustier hat, sollte sich erst mal an den Rand des Geheges setzen und das Tier einfach nur beobachten. Darauf weist der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) hin.

Der nächste Schritt: Kontaktaufnahme. Dabei könne es helfen, sich die Hände vorher mit etwas benutzter Kleintierstreu einzureiben, rät Dunia Thiesen-Moussa, Fachtierärztin für Tierverhalten. Das schaffe vertrauten Geruch. Hilfreich sind außerdem Leckereien. Meerschweinchen und Kaninchen etwa lassen sich gern mit Frischfutter überzeugen, zunächst ein paar Schritte ins Unbekannte zu wagen.

Um Kaninchen und Meerschweinchen an Menschen zu gewöhnen, muss man Stress erkennen

Dabei ist es wichtig, nicht aufdringlich zu sein und auf Stress-Anzeichen des Tieres zu achten.

Diese sind bei Kaninchen typischerweise:

  • geduckte Körperhaltung mit angelegten Ohren und hervorstehenden Augäpfeln
  • exzessives Putzen des Fells
  • Verhaltene Bewegung oder sogar Regungslosigkeit
  • geringe Futter- und Wasseraufnahme

Meerschweinchen reagieren wie folgt, wenn sie gestresst sind:

  • Schreckhaftigkeit
  • Erstarren mit aufgerissenen Augen
  • Anheben des Kopfes als Drohgeste
  • Quieken und Gurren

Mehr darüber, wie Meerschweinchen über verschiedene Geräusche kommunizieren, erfahren Sie in diesem Artikel: Was die verschiedenen Laute von Meerschweinchen bedeuten.

Auf keinen Fall die Tiere bedrängen

Kaninchen und Meerschweinchen, die von der Präsenz des Menschen nicht gestresst, sondern sie gewohnt sind, sind ruhig, atmen gleichmäßig und versuchen weiterhin ein bisschen die Umgebung zu erkunden. Wenn dies der Fall ist, kann man ihnen zunächst Freilauf in der Wohnung erlauben. Insbesondere Kaninchen brauchen dies, um sich wohlzufühlen.

Anschließend kann man die Tiere auch mit Leckereien für sich gewinnen. Meerschweinchen und Kaninchen mögen Gurke. Diese kann man ihnen als Belohnung anbieten. Nehmen die Tiere dies an, kann man sie später auch mit Heu oder frischem Grün, ihrer Hauptnahrung, an die Gegenwart von Menschen gewöhnen.

Solange die Tiere weiterhin ruhig bleiben und ein entspanntes Verhalten zeigen, lässt sich das Training schrittweise steigern. Zunächst einmal lässt man sich von dem Tier beschnuppern und kann dann versuchen, es zu streicheln. Manche Kaninchen und Meerschweinchen nehmen dies so gut an, dass sie schließlich auf dem Schoß sitzen.

Auch interessant: Welches Obst und Gemüse Meerschweinchen fressen dürfen

Mehr zum Thema

Kaninchen und Meerschweinchen auch nach Gewöhnung nie ihrer Rückzugsmöglichkeiten berauben

Wichtig: Gehen Sie es weiterhin langsam an. „Anfassen sollte erst stattfinden, wenn die Tiere sich von selbst dem Menschen nähern“, so Tierärztin Thiesen-Moussa. Besonders vorsichtig sollte man bei Meerschweinchen sein. Denn die sind keine Streicheltiere. Berührungen versuchen sie in der Regel zu vermeiden.

Daher noch ein weiterer Rat: Meerschweinchen und Kaninchen sollten auch, wenn sie handzahm sind, nie gegen ihren Willen aus dem Käfig entfernt werden. Versteckt sich das Tier, sollte man unter keinen Umständen das Häuschen anheben und sie ihrer Rückzugsmöglichkeit berauben.

Ist es unvermeidlich, dass das Tier aus dem Käfig muss – zum Beispiel für einen Tierarztbesuch – greift man am besten unter das Häuschen und nimmt es mitsamt dem Tier heraus.

Wichtig ist dabei, zu beachten, dass es immer noch das Gefühl hat, Boden unter den Füßen zu haben. Denn nichts stresst Kaninchen oder Meerschweinchen mehr, als nicht fliehen zu können. In der Natur hätte ihr letztes Stündlein geschlagen, wenn sie sich in der Luft befinden. Dies sollte man als Halter beachten und die Tiere nie – beispielsweise für niedliche Fotos – hoch in die Luft halten.

Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin

Mene Erfahrung

„Ich hatte in meinem Leben vier Meerschweinchen und drei Kaninchen. Einige davon kamen aus zweiter Hand zu mir und waren schon an Menschen gewöhnt. Besonders unternehmungslustige Kaninchen können nach meiner Erfahrung von Kontakt mit Menschen profitieren, wenn sie ihn wünschen. Such- und Futterspiele nehmen Kaninchen, die an Menschen gewöhnt sind, häufig gut an.
Anders sieht es bei Meerschweinchen aus. Nur eins von meinen Tieren mochte es, bei mir auf dem Schoß zu sitzen und gab dabei ein wohliges Glucksen von sich. „Blacky“ stupste mich sogar immer mit der Nase, wenn ich aufhörte, ihn zu streicheln.
Allerdings habe ich auch ein Meerschweinchen aus der Zoohandlung geholt, dass nie gut auf Berührungen reagiert hat. Heute würde ich auch nie mehr ein Tier aus einem Geschäft kaufen. Ich weiß nicht, was „Lucky“ erleben musste, bevor ich ihn als letzten aus dem Wurf zu mir holte. Zeit seines Lebens zeigte er starke Stresssymptome, wenn ich auch nur Futter in den Käfig gab.
Daher gilt: Wenn die Gewöhnung nicht nach den eigenen Vorstellungen klappt, dann soll es nicht sein. Auf keinen Fall sollte man die scheuen Kleintiere zu etwas zwingen, das sie nicht möchten. Denn Dauerstress kann bei Kaninchen und Meerschweinchen zu einem verfrühten, plötzlichen Tod führen. “Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin

Mit Material der dpa

Themen Kaninchen Meerschweinchen
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.