23. Oktober 2024, 6:16 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Zugegeben: Es sieht schon wirklich niedlich aus, wenn Kaninchen über Hindernisse hüpfen. Wie sie mutig Anlauf nehmen und beim Sprung ihr weißes Stummelschwänzchen in die Luft recken! Kaninhop nennt sich dieser Sport, bei dem die tierischen Athleten mehrere Hürden überwinden müssen. Bei Turnieren treten sie gegeneinander an. Doch ist Kaninhop überhaupt eine artgerechte Beschäftigungsmöglichkeit für die Kleintiere?
Im Hundesport ist Agility längst eine etablierte Sportart, bei der die Vierbeiner beispielsweise durch Reifen hüpfen und durch Tunnel sausen. Gerade für bewegungsfreudige Rassen wie Border Collies und Jack Russell Terrier gilt Agility als ideale Beschäftigungsform, um sie artgerecht auszupowern. Ähnliches soll Kaninhop für Kaninchen leisten – allerdings ist der Kleintiersport durchaus umstritten. PETBOOK verrät, warum Tierschützer diesen tierischen Trendsport kritisieren.
Wer hat Kaninhop erfunden?
Erfunden wurde der tierische Kleintiersport von schwedischen Kaninchenzüchtern in den 70er-Jahren. Der ursprüngliche Gedanke dahinter war, die Tiere zu beschäftigen und ihren Bewegungsdrang entgegenzukommen. Inzwischen gibt es in ganz Europa verschiedene Vereine, in denen die Zwei- und Vierbeiner organisiert sind und gemeinsam trainieren. Es werden sogar Landes- und Europameisterschaften ausgetragen.
Die Regeln erinnern dabei ans Springreiten: Die Kaninchen müssen in möglichst kurzer Zeit fehlerfrei verschiedene Hindernisse überwinden. Diese können in einer geraden Bahn aufgebaut sein oder in einem Parcours. Zudem gibt es verschiedene Wettbewerbsklassen, die sich u. a. durch die Anzahl und die Höhe der Hürden sowie durch den Abstand zwischen den einzelnen Hindernissen unterscheiden. Dabei können die vierbeinigen Sportler mit Leine und Geschirr oder ohne über die Hürden springen.
Wie kann man Kaninchen das Springen beibringen?
Eine Sache muss man vorwegnehmen: Tierschützern sehen Kaninhop kritisch. Denn bereits beim Training setzen die Halter ihre sensiblen Tiere enormem Stress aus. Damit sie lernen, über die Hindernisse zu springen, heben sie ihre Tiere zunächst darüber gehoben. Das fühlt sich für die Kaninchen an, als würden sie von oben von einem Greifvogel gepackt – die meisten verspüren dabei große Angst, wenn sie das Handling nicht gewohnt sind.
Für Trainingseinheiten auf dem Vereinsgelände und um an Turnieren teilzunehmen, werden die stressanfälligen Fluchttiere dann aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen und in Transportboxen gesetzt. Dort müssen die sozialen Tiere häufig alleine stundenlang auf ihren „großen Auftritt“ warten. Sie haben keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen, während sie ungewohnten Umweltreizen wie lauten Geräuschen und den Gerüchen fremder Kaninchen ausgeliefert sind.
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Ist Kaninhop artgerecht?
Tierschützer und auch viele Tierärzte halten Kaninhop nicht für eine artgerechte Beschäftigungsmöglichkeit für Kaninchen. Neben dem Stress, dem die Tiere durch den Transport ausgesetzt sind, ist vor allem das Hoppeln an der Leine problematisch. Denn wenn sich das angeleinte Kaninchen erschrickt und davonlaufen will, besteht die Gefahr, dass es sich stranguliert. In einer solchen Paniksituation kann es außerdem zu einem Herzstillstand kommen.
Der Deutsche Tierschutzbund schreibt auf seiner Instagram-Seite dazu: „Bitte macht bei solchen Turnieren nicht mit. Der Trubel bei den Veranstaltungen, das ungewohnte Umfeld, der Transport, Leinen und Geschirre bedeuten für die sensiblen Tiere puren Stress. Kaninchen mit Geschirr an der Leine zu führen, ist tierschutzwidrig. Die Fluchttiere können sich in den Geschirren verfangen, panisch versuchen wegzurennen und sich schwer verletzen.“ Die Tierschützer erinnern daran, dass Kaninchen sich frei bewegen möchten. Sie brauchen Artgenossen an ihrer Seite, viel Platz zum Hoppeln und Hakenschlagen – aber ganz sicher keine Pokale, mit denen ihre „Sprungkünste“ ausgezeichnet werden.