21. Oktober 2024, 14:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wussten Sie, dass Hamster nachts Strecken von bis zu zehn Kilometern zurücklegen? Der Bewegungsdrang der kleinen Nager ist riesig! Aber ist ein Hamsterrad eigentlich artgerecht? Oder sollte man den Tieren etwa Freilauf gönnen? Was der Hamster zum Auspowern braucht und was man unbedingt vermeiden sollte, um den Nager nicht zu gefährden.
Wenige Haustiere wurden lange Zeit so sehr unterschätzt wie der Goldhamster. In winzige Käfige gesperrt, eingerichtet mit bunten Plastikrohren und oft viel zu kleinen Laufrädern, fristeten viele von ihnen ein trauriges Dasein im Kinderzimmer. Aber auch heute herrscht noch viel Unwissenheit. So ist etwa den wenigsten bewusst, wie groß der Bewegungsdrang der Tiere ist. Aber eignet sich Laufrad überhaupt für Hamster? Oder ist dies genauso wenig artgerecht wie Plastikrohre, Wippen und Metallkäfige? Tierschützer haben hierauf eine eindeutige Antwort.
Warum Hamster einen so großen Bewegungsdrang haben
Hamster legen in der Natur nachts bis zu zehn Kilometer zurück, um Nahrung zu finden und Vorräte anzulegen. Dieser Bewegungsdrang ist instinktiv und auch bei unseren Haustieren stark ausgeprägt. Für eine artgerechte Haltung sollte man seinem Hamster daher ermöglichen, weite Strecken zu laufen. Doch dafür müsste das Gehege schon einige Meter groß sein – wenn nicht gar einige hundert Meter. Das kann wohl kein Tierhalter so einfach umsetzen. Doch wird man dem Bewegungsdrang mit einem Laufrad wirklich gerecht?
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Ist ein Laufrad für Hamster artgerecht?
Schaut man sich einen Hamster im Laufrad an, könnte man meinen, es handele sich hier um ein stereotypes Handeln, sprich sich wiederholendes Verhalten, das keinem Zweck dient: Der Hamster läuft und läuft, weil er sonst keine artgerechte Beschäftigung hat. Doch das ist nicht der Fall, wie Studien zeigten. Es ist sogar eher andersherum. So zeigte eine Untersuchung aus der Schweiz sogar, dass Hamster mit einem Laufrad im Käfig weniger zu stereotypen Verhaltensweisen neigen. 1
Auch Henriette Mackensen, Tierärztin beim Deutschen Tierschutzbund spricht sich klar für das Laufrad für Hamster aus: „Der Hamster will es und braucht es. Es gibt Studien, dass Wildtiere in freier Natur es freiwillig nutzen.“ Kann der Hamster seinem enormen Bewegungsdrang nicht nachkommen, kann er aggressiv werden.
Hamsterrad – darauf sollten Sie achten
Im Handel finden sich viele verschiedene Laufräder für Hamster. Bei der Auswahl ist neben dem richtigen Material vor allem die Größe entscheidend. Die Hamsterhilfe Südwest empfiehlt ein Rad mit geschlossener, glatter Lauffläche – etwa aus Kork – das mindestens einen Durchmesser von 30 Zentimetern hat. So lassen sich Verletzungen und Schmerzen vermeiden.
Auch der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Räder mit geschlossener Lauffläche, da sich die Tiere zwischen einzelnen Stäben sonst einklemmen und verletzen können. Zudem sollte das Rad entsprechend standfest sein oder an der Käfigwand montiert werden. Der Durchmesser des Rades sollte an die Größe des Tieres angepasst sein: Ist das Rad zu klein, läuft der Hamster darin in einer unnatürlichen Haltung, die zu Schäden an seiner Wirbelsäule führen kann. 2
Die Hamsterhilfe Österreich empfiehlt folgende Laufradgrößen für die verschiedenen Hamsterarten: 3
- Goldhamster: mind. 28 cm Durchmesser
- Zwerghamster: mind. 25 cm Durchmesser
- Roborowski: mind. 25 cm Durchmesser
Ist Auslauf noch besser für den Hamster?
Auslauf im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon ist nach Ansicht von Autorin Saskia Rößner jedoch keine gute Idee: „Das Immunsystem der kleinen Haustiere ist an ein Leben in der freien Natur nicht mehr gewöhnt“. Zudem warten draußen giftige Pflanzen und Insekten, Keime und Parasiten auf die unvorbereiteten Nager – neben vielen Fressfeinden wie Greifvögeln und Katzen.
Ein Auslauf im Zimmer sei aus ihrer Sicht nur dann sinnvoll, wenn dieses gut abgesichert ist, keine Steckdosen und Kabel in Bodennähe und keine Schränke hat, unter denen er sich einquetschen könnte.
Von Spaziergängen mit Geschirr und Leine hält Saskia Rößner nichts: „Das ist absoluter Nonsens!“ Mühelos könnten die Tiere aufgrund ihres Körperbaus das Geschirr verlieren und weglaufen – und wären in der freien Wildbahn schnell dem Tod geweiht.
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Finger weg von Hamsterkugeln!
Eine Alternative zum Laufrad sollen Hamsterkugeln sein. Dabei handelt es sich um ganz oder teilweise transparente Plastikkugeln von verschiedenen Durchmessern. Sie sollen dafür sorgen, dass das Tier nicht in Spalten stecken bleibt oder auf Nimmerwiedersehen unter dem Sofa verschwindet. Doch Vorsicht! Was für uns wie ein spaßiges Abenteuer wirkt, ist für die Tiere purer Stress und alles andere als artgerecht.
„Durch den Aufenthalt eines Hamsters in einer solchen Kugel können dem Tier erhebliche Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden“, warnt die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) in ihrem Merkblatt „Tierschutzwidriges Zubehör in der Heimtierhaltung“. Der Hamster könne sich weder selbst aus der Kugel befreien, noch sei er dazu in der Lage, Geschwindigkeit und Richtung der Fortbewegung der Kugel durch seine eigene Aktivität
zu steuern, heißt es weiter. Da die Tiere dabei keinerlei Möglichkeit haben, sich vernünftig zu orientieren oder sich zurückzuziehen, könne man davon ausgehen, dass solch eine Kugel eine Stresssituation darstellt, die zu weiteren, unkontrollierten Bewegungen führt.
Für den Laien wirkt es dann so, als ob das Tier Spaß hätte und freudig in der Kugel im Zimmer umherrennt. Und auch der Sicherheitsfaktor ist ein Trugschluss. Denn auch mit der Kugel können die Hamster aus der Höhe stürzen. Zudem besteht ein zusätzliches Verletzungsrisiko, wenn ein Mensch aus Versehen gegen die Kugel tritt.
Zudem seien die Lüftungsschlitze in den Kugeln meist viel zu klein, um eine ausreichende
Luftversorgung für den zwangsweise in Aktivität und Stress geratenen Hamster zu gewährleisten, so die TVT. Daher empfiehlt auch sie, dass geschlossene Laufräder mit dem entsprechenden Durchmesser für Hamster geeignet seien.
Mit Material der dpa