11. März 2024, 11:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Als Halter von Meerschweinchen sieht man viele Verhaltensweisen der Tiere, die einem zunächst seltsam vorkommen. Wenn sie zum Beispiel plötzlich in die Luft springen – auch „Popcornen“ genannt –, haben sie sich nämlich nicht vor etwas erschreckt. Was hinter 9 lustigen Verhaltensweisen der niedlichen Nager wirklich steckt.
Meerschweinchen wirken mit ihrem gedrungenen Körperbau und den kurzen Beinen auf den ersten Blick vielleicht etwas tumb. Als Fluchttiere erschrecken sie leicht und verschwinden in Sekundenschnelle in ihren Unterschlüpfen und Häusern, wenn sie einen Reiz nicht einordnen können. Bedeutet das, dass Meerschweinchen langweilige oder ängstliche Haustiere sind? Definitiv nicht. Denn Meerschweinchen zeigen eine Reihe von lustigen Verhaltensweisen – vor allem in einer Gruppe kommen die Dynamik und die körpersprachliche wie verbale Kommunikation voll zum Tragen. PETBOOK stellt neun Beispiele für originelles Verhalten von Meerschweinchen vor und erklärt, was sie bedeuten.
„Popcornen“ oder Bocken
Meerschweinchen, die gute Laune haben, machen Freudensprünge. In Meerschwein-Kreisen nennt man das „Popcornen“ und das Bild von Maiskörnern, die in der Pfanne anfangen zu poppen und zu springen, beschreibt das Verhalten genau.
Das Meerschweinchen springt beim Popcornen aus dem Stand oder der Bewegung in die Luft – manche bocken richtig und verdrehen den Körper, andere legen eine 180-Grad-Wendung hin. Manche Meerschweinchen verbinden das Popcornen auch mit Rennflashs und bauen Bocksprünge in kurze Sprints ein.
Popcornen ist eine Übersprungshandlung bei Ausgelassenheit – die Gründe fürs Popcornen können vielfältig sein: Eine Umgebung, in der sie sich sicher fühlen, endlich Freilauf oder eine neue Möblierung des Geheges, was den Abenteuergeist und die Erkundungslust anstachelt, bringen Meerschweinchen schnell zum Popcornen. Oder die Erwartung von leckerem Frischfutter, wenn man den Menschen bei der Zubereitung beobachtet. Junge Meerschweinchen popcornen übrigens besonders gern, ausgelassen und häufig.
Wegschieben
Wenn Meerschweinchen eine neue Umgebung erkunden, kann es passieren, dass sie Einrichtungsgegenstände wie Röhren, ihre Häuser oder Decken zur Seite schieben – mit Absicht und mit Wonne. Sie probieren sich dabei aus und gelingt es ihnen, etwas zu verrücken, stärkt das Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit.
Brommseln oder Mackern
Meerschweinchen machen die Beine steif, staksen langsam vorwärts, wackeln mit dem Hinterteil von links nach rechts und geben brummelnde Laute von sich. Manche stellen dabei sogar die Nackenhaare auf. Das sogenannte Mackern oder Brommseln ist ein Imponierverhalten – männliche Schweine behaupten damit ihren Anspruch auf Weibchen und zeigen, dass sie der Chef sind.
Aber auch weibliche Meerschweinchen können mackern, dabei geht es dann meistens um den Anspruch auf Ressourcen wie Futter oder einen beliebten Liegeplatz. Meerschweinchen zeigen das Verhalten in der Regel im Austausch mit anderen, es kann aber auch vorkommen, dass sie mackernd und brommselnd durchs Gehege marschieren, ohne ein anderes Schweinchen damit beeindrucken zu wollen.
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Hals recken und erstarren
Wenn sich zwei Meerschweinchen streiten, diskutieren sie, indem sie sich gegenüberstellen, den Hals nach oben recken und erstarren. Klappernde Zähne können die Drohung mit Nachdruck noch verstärken. Manchmal positioniert sich auch nur ein Meerschwein einem anderen gegenüber auf diese Art. Der Unterlegene wendet sich in der Regel ab. Gibt keiner nach, kann es zum Angriff kommen.
Anpinkeln
Urin im Strahl auf ein anderes Meerschweinchen zu spritzen – auch das gehört ins Verhaltensrepertoire von weiblichen Meerschweinchen. Es ist ein Abwehrverhalten: Das Meerschweinchen fühlt sich von einem anderen Schweinchen bedrängt oder bedroht und spritzt Urin, um es auf Distanz zu halten. Das gelingt auch meistens.
Austreten
Meerschweinchen können austreten wie ein Pferd – und es bedeutet das Gleiche: Das Meerschweinchen fühlt sich bedrängt und will in Ruhe gelassen werden. Mit einem schnellen Tritt des Hinterbeins zur Seite oder nach hinten in Richtung des anderen Meerschweins kommuniziert es sein Bedürfnis nach Distanz.
Gänsemarsch
Ein weiteres niedliches Verhalten von Meerschweinchen, das sich vor allem in der Gruppe zeigt, ist der Gänsemarsch. Sie reihen sich dabei hintereinander ein und ziehen als Karawane durch den Auslauf oder das Zimmer. Auf diese Weise erkundet die Gruppe neues Terrain – oder kehrt gemeinsam schnell zu einem bekannten Ausgangspunkt zurück. Angeführt wird sie in der Regel vom mutigsten und erkundungsfreudigsten Meerschwein, oft ein Männchen.
Ablecken
Meerschweinchen putzen einander nicht. Wenn ein Meerschweinchen ein anderes mit der Nase an der Flanke anstupst oder hinter dem Ohr leckt, ist das ein Zeichen von Zuneigung und Fürsorge. Oft lässt sich dieses Verhalten beobachten, wenn ein Meerschweinchen krank ist – die Meerschweinchen spenden sich auf diese Weise Trost.
Schütteln
Wenn sich ein Meerschweinchen schüttelt – manchmal heben dabei die Vorderbeine ab – kann dahinter eine Idee stecken, die umgesetzt werden will. Viele schütteln sich zum Beispiel gern, wenn sie merken, dass gleich Futter gereicht wird – sie machen sich also in freudiger Erwartung auf das Festmahl bereit. Schütteln lässt sich auch beobachten, bevor ein Meerschweinchen eine Erkundungstour beginnt. Es bedeutet dann „gleich geht’s los“.
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Quellen
- Meerschweinchen-Haltung.de, „Verhaltensweisen vom Meerschweinchen verstehen“ (aufgerufen am 11.03.2024)
- Meerschweinchen-Haltung.de, „Körpersprache von Meerschweinchen – typisches Verhalten und dessen Bedeutung“ (aufgerufen am 11.03.2024)
- TierschutzmachtSchule.at, „Das 1 × 1 der Kommunikation von Meerschweinchen“ (aufgerufen am 11.03.2024)