
26. Mai 2024, 16:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Während es bei Hunden okay ist, wenn sie mal einen Tag nichts fressen, ist dies bei Meerschweinchen meist ein Alarmsignal. Doch ab wann sollten Halter aktiv werden und wie kann man einem appetitlosen Meerschwein helfen? PETBOOK gibt Antworten.
Während wir Menschen auch mal ein paar Tage hungern können, sind Meerschweinchen durch bestimmte anatomische Bedingungen darauf angewiesen, sehr häufig am Tag Futter aufzunehmen. Wer seine Tiere regelmäßig beobachtet, stellt schnell fest, dass die Nager scheinbar den ganzen Tag fressen oder an etwas herumknabbern. Umso auffälliger ist es deshalb, wenn ein Meerschweinchen plötzlich nicht mehr frisst. Hier ist schnelles Handeln geboten, denn die Nager können an einer fehlenden Nahrungsaufnahme im Vergleich zu anderen Haustieren schnell versterben.
Übersicht
Warum es so gefährlich ist, wenn ein Meerschweinchen nicht frisst
Die Nager aus Südamerika leben rein vegetarisch und müssen deshalb eine große Menge pflanzlicher Nahrung aufnehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. Das Hauptnahrungsmittel der Tiere sind verschiedene Gräser und Kräuter, die auch in gutem Heu enthalten sind. Dies enthält jedoch nur wenige Kalorien. Daher sollte man zusätzlich Frischfutter und Gemüse anbieten, zuckerhaltiges Obst sollte man nur in Maßen reichen.
Denn das ständige Fressen von Meerschweinchen hat noch einen anderen Grund: Der Magen-Darm-Trakt der Nager verfügt nur über sehr wenige Muskeln. Der Nahrungsbrei wird in den Organen muss also hauptsächlich dadurch bewegt, dass immer neue Nahrung durch das Mäulchen in den Magen und Darm gelangt. Stellen die Tiere das Fressen ein, verbleibt die Nahrung unnatürlich lange im Magen-Darm-Bereich. Sie kann anfangen zu gären und zu Schmerzen beim Meerschweinchen durch Blähungen führen.
Auch die Zusammensetzung der Darmflora kann sich gefährlich verschieben, wenn sich der Nahrungsbrei zu lange in dem Organ befindet. Zusätzlich angebotenes Frischfutter, Gemüse und besonders zuckerhaltiges Obst sollte man nur in Maßen reichen. Dies kann eine Reihe von weiteren Folgen nach sich ziehen, die für das Meerschwein schnell tödlich enden können. Bei den ersten Anzeichen von Appetitverlust oder einer Verweigerung der Nahrungsaufnahme sollte man deshalb so schnell wie möglich seinen Tierarzt konsultieren.
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Gründe, warum ein Meerschweinchen nicht frisst
Der Tierarzt wird bei einem Meerschweinchen, das nicht mehr frisst, vermutlich folgende Ursachen in Betracht ziehen:
- Erkrankungen oder Entzündungen an den Zähnen oder Kiefern
- Infekte
- Schmerzen an anderen Körperstellen
- Magen-Darm-Probleme
- Medikamentenunverträglichkeit
- Fütterungsfehler
Auch zu lang gewachsene Nagezähne können die Nahrungsaufnahme für Meerschweinchen immer schwieriger und damit unmöglich machen. Die Nager brauchen eine sehr faserhaltige Nahrung, hierbei besonders Heu und ballaststoffreiches Gemüse. Dabei nagen sie gerne auch mal Zweige oder Rindenstücke an, um die stetig nachwachsenden Nagezähne abzuschleifen.1
Geschieht dies unzureichend, zum Beispiel, weil die Tiere zu viel hochkalorisches Getreidefutter bekommen, welches die Zähen nur unzureichend abschilfert, wachsen die Nagezähne schneller nach, als sie das Meerschweinchen beim Fressen abnutzen kann. Irgendwann kann das Tier dann die Zähne gar nicht mehr richtig nutzen und stellt das Fressen ein.
Zu den Fütterungsfehlern gehört etwa das Anbieten von stark blähenden Lebensmitteln, zu viel Obst und Gemüse, zuckerhaltige Leckerlis aus dem Tierfachhandel wie Joghurtdrops oder die Gabe von zu wenig Heu, das die Tiere für eine gesunde Ernährung dringend brauchen.
Behandlung von Futterverweigerung bei Meerschweinchen
Wer eine sogenannte Inappetenz bei seinem Tier bemerkt, sollte als Erstes versuchen, es mit einem Lieblingssnack wieder zum Fressen zu bewegen. Vielleicht bekommt das Meerschweinchen so wieder Lust auf die Nahrungsaufnahme und der Magen-Darm-Trakt kann in Bewegung gehalten werden, bevor Schlimmeres passiert.
Manche Tiere nehmen das Futter auf, wenn man es ihnen direkt vor den Mund hält. Im handel finden sich zudem fertige Pulver, die man anmischen kann. Besser ist es jedoch, dem Meerschweinchen sein gewohntes Futter möglichst kleinzumachen oder so anzupassen, dass es dieses aufnehmen kann. Mit einem Tabletteneingeber etwa kann man auch Gemüsestückchen eingeben. Oder man füttert das gewohnte Futter, klein gemacht als Brei weiter.2
Ab wann sollte ich zum Tierarzt?
Verweigert das Tier auch die Lieblingssnacks, sollte man umgehend den Tierarzt aufsuchen. Je nach Ursache für die Inappetenz kann dieser Medikamente geben, eventuell zu lange Zähne kürzen und das Meerschweinchen an den Tropf legen, um eine Dehydrierung zu vermeiden.
Oft verordnet der Tierarzt eine Zwangsfütterung. Hierbei rührt man einen Futterbrei an und zieht diesen mit einer Spritze ohne Nadel auf. Diesen spritzt man dem Meerschweinchen seitlich in den Mund. Das soll die Verdauungstätigkeit anregen sowie das Tier mit Nährstoffen und Energie versorgen. Diese Prozedur wiederholt man so lange, bis das Meerschweinchen gesund ist und selbst das Fressen wieder aufnimmt.

Meine Erfahrung mit Inappetenz bei Meerschweinchen
Ich hatte sehr lange Meerschweinchen und fand es immer sehr erschreckend, wie schnell die Tiere abbauen, wenn sie ein Problem mit der Verdauung haben. Sie liegen dann kraftlos in ihren Häuschen und zeigen kaum noch eine Regung. Manchmal scheint es so, als ob sie kaum noch atmen. Für Halter kann dies äußerst erschreckend sein.
Für solche Notfälle hatte ich immer Plastikröhrchen bzw. Spritzen da, um den Tieren im Zweifelsfall Nahrung zuführen zu können. Einmal habe ich sogar eine Spritztülle mit ganz feinem Aufsatz genommen.
Allerdings sollte man aufpassen, was man den Tieren verabreicht und nie komplett ohne ärztlichen Rat handeln. Manchmal kann ein Bauchwohl-Tee mit Kamille und anderen Kräutern angeraten sein, in anderen Fällen braucht das Meerschweinchen nur seine gewohnte Nahrung, um wieder auf die Beine zu kommen.
In keinem Fall sollte man jedoch von der Annahme ausgehen, dass Meerschweinchen in solchen Fällen Brot bekommen sollten, damit sie überhaupt etwas in den Magen bekommen. Nicht nur belastet der gärende Getreidebrei die ohnehin schon angegriffene Verdauung der Tiere – mikroskopisch kleine Schimmelsporen können für die angeschlagenen Kleintiere in dieser Situation sogar den Tod bedeuten.

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Für den Notfall vorbereitet sein
Generell ist es hilfreich, für den Notfall immer den sogenannten „Päppelbrei“ und Spritzen zu Hause zu haben, da vielen Haltern die Fressverweigerung des Meerschweins oft erst abends nach der Arbeit auffällt, wenn bereits alle Tierärzte geschlossen haben.
Anstelle des Päppelbreis kann man auch Möhrenbrei aus der Babyabteilung für kurze Zeit zwangsfüttern. Egal, ob eigenverantwortlich begonnen oder vom Tierarzt verordnet: Bessert sich der Zustand auch durch die Zwangsfütterung nicht, muss der Tierarzt spätestens am nächsten Tag erneut aufgesucht werden. 3