
26. Dezember 2024, 8:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Meerschweinchen sind auf den ersten Blick ideale Haustiere: Sie sind freundlich, vergleichsweise günstig und leicht zu beobachten. Doch die kleinen Nager haben besondere Bedürfnisse, die weit über einen Käfig und etwas Futter hinausgehen. PETBOOK hat die wichtigsten Tipps zur Haltung von Meerschweinchen zusammengefasst.
Meerschweinchen zählen zu den beliebtesten Haustieren, besonders für Familien mit Kindern. Doch wer glaubt, die flauschigen Nager seien pflegeleicht, unterschätzt ihre Ansprüche. Die Haltung dieser geselligen Tiere aus Südamerika erfordert Wissen und Sorgfalt, um ihnen ein artgerechtes Leben zu bieten. Ob Gruppenzusammenstellung, Platzbedarf oder Ernährung – es gibt wichtige Aspekte, die zukünftige Halter unbedingt berücksichtigen sollten. Welche das sind, erfahren Sie hier.
Übersicht
Meerschweinchen halten: Tiere richtig auswählen
Die artgerechte Haltung von Meerschweinchen beginnt schon bei der Auswahl der Tiere und der Anzahl. Meerschweinchen sollten niemals allein gehalten werden. Auch wenn Tiere versterben und nur noch eines zurückbleibt, sollte dieses schnell mit anderen Meerschweinchen vergesellschaftet werden. Die Nagetiere sind sehr sozial und leben in ihrer Heimat Südamerika in freier Wildbahn immer in Gruppen. Eine Einzelhaltung wäre somit Tierquälerei. Ideal ist ein sogenannter Harem, der sich aus einem kastrierten Männchen und mindestens zwei Weibchen zusammensetzt. Hier sind die Machtverhältnisse schnell geklärt. Möglich sind aber auch Gruppen ab drei Meerschweinchen, die rein weiblich oder männlich gehalten sind.
Tiere aus dem Zoofachhandel sollten immer nur die zweite Wahl sein. In Tierheimen warten Hunderte heimatlose Meerschweinchen auf eine zweite Chance in einem neuen Zuhause. Und auch auf privaten Verkaufsplattformen werden einige Tiere angeboten, die beim Halter aufgrund von Umzug oder einer Allergie nicht mehr bleiben können.
Die richtige Unterbringung für Meerschweinchen
Wer einen Garten hat, kann seine Meerschweinchen das ganze Jahr über draußen halten. Hierfür sollte die Nager-Gruppe mindestens vier Tiere umfassen, damit diese sich im Winter ausreichend gegenseitig mit Körperwärme versorgen können. Auch eine isolierte Schutzhütte ist bei einer ganzjährigen Außenhaltung notwendig.
Oft wird als ausreichende Gehegegröße eine Mindestfläche von 100 x 60 x 50 Zentimetern angegeben. Dies reicht aber nicht aus. Oft haben die Tiere ein so starkes Bedürfnis nach Bewegung, dass sie dies in einem handelsüblichen Meerschweinchen-Käfig nicht ausleben können. Die Webseite Meerschweinchenwiese.de empfiehlt als Mindestmaß für zwei bis drei Tiere zwei Quadratmeter Grundfläche, wobei eine Rennstrecke von mindestens zwei Metern angeboten werden sollte. Bei Weibchen seien ein halber Quadratmeter, für Böckchen ein Quadratmeter je Tier das Minimum.
Dabei gilt: Größer ist natürlich immer besser! Etagen werden dabei nicht zur Grundfläche gerechnet. Da handelsübliche Käfige für Meerschweinchen eigentlich immer zu klein sind, empfiehlt es sich, ein Gehege selbst zu bauen. Die Mindestanforderungen an die Fläche gelten sowohl für die Innen- wie die Außenhaltung.
Das gehört ins Meerschweinchengehege
Meerschweinchen haben in der Natur viele Feinde und sind daher eher ängstliche Tiere, die schnell die Flucht suchen. Daher mögen sie keine freien Flächen. Um diesem Anspruch im Gehege gerecht zu werden, sollten darin mindestens so viele Unterschlüpfe, wie Tiere plus eins vorhanden sein. Besitzt man drei Meerschweinchen, sollte es also mindestens vier Unterschlupfmöglichkeiten geben, die von keinem Punkt im Gehege weiter als 80 Zentimeter entfernt sein sollten.
Zur Grundausstattung gehören außerdem:
- Heuraufen und Heuberge
- Kuschelige Liegeplätze, etwa Höhlen aus Fleece
- Ein standsicherer Wassernapf, der auf einer einstreufreien Fläche steht.
Meerschweinchen lieben Bewegung. Um den Tieren genügend Möglichkeiten zu gewähren, ihrem Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen, sollte man auch direkt im Gehege Rennstrecken einplanen. Diese sollten mindestens zwei Meter lang und so gelegen sein, dass die Tiere jederzeit in einen Unterschlupf flüchten können.
Diese Dinge sollte man bei der Haltung vermeiden
Oft findet sich in Zoohandlungen vieles an Zubehör, das für Meerschweinchen leider völlig ungeeignet oder sogar gefährlich ist. Zu den Klassikern gehören:
- Einstreu mit Duftstoffen: Meerschweinchen haben eine feine Nase. Statt den Stallgeruch mit Duftstoffen zu überdecken, sollte man lieber auf regelmäßige Reinigung setzen.
- Futterbälle aus Metall: Meerschweinchen können sich in den Gittern der Bälle verfangen und sich sogar strangulieren
- Häuschen aus Plastik: Meerschweinchen nagen gerne mal an Dingen. Plastik kann dabei brüchig werden. Verschluckt ein Tier ein scharfes Stück, kann das schnell lebensgefährlich werden.
- Nippeltränken: Sie sollten nie als alleinige Wasserquelle dienen.
- Mineral- und Salzsteine.
Meerschweinchen halten: artgerechtes Futter
Meerschweinchen sind Vegetarier. Ihr Verdauungstrakt und ihre Zähne sind auf eine regelmäßige und ausdauernde Nahrungsaufnahme ausgerichtet. Deshalb legen die Nager auch nur eine Fresspause von etwa ein bis zwei Stunden ein, in der sie ruhen oder schlafen. Dann wird wieder gefressen. Ihr Magen-Darm-Trakt muss immer wieder mit neuem Futter versorgt werden, um in Bewegung zu bleiben. Fressen Meerschweinchen über längere Zeit nicht, droht ihnen deshalb leider schnell Verstopfung.
Überdies wachsen die Zähne der Nagetiere ständig nach und müssen beim Fressen immer wieder abgeschliffen werden. Deshalb sollte Grünfutter das Futtermittel der Wahl sein. Hierzu zählen trockenes Heu, das immer verfügbar sein sollte, und frisches Grünfutter wie Gras, Kräuter oder auch Salat und Gurke. Grünfutter muss länger gekaut werden als beispielsweise Getreide und sorgt so für einen ausreichenden Zahnabrieb. Zudem wird eine große Menge Ballaststoffe in den Magen-Darm-Trakt befördert, die diesen in Gang halten.
Meerschweinchen, die fertige Futtermischungen mit Getreide oder gar Zucker bekommen, neigen außerdem zu Übergewicht. Denn das Getreide hat eine viele höhere Energiedichte als Heu oder anderes Grünfutter. Kommt dann noch zu wenig Bewegung hinzu, ist das übergewichtige Meerschweinchen geradezu vorprogrammiert.

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Meerschweinchen sind – trotz ihres drolligen Aussehens – keine Kuscheltiere. Sie gehören zu den Fluchttieren und sind deshalb sehr schreckhaft. Sind die Nager neu eingezogen, sollte ihnen etwas Zeit zur Eingewöhnung gelassen werden. Auf keinen Fall sollten sie einfach gegriffen und aus dem Käfig genommen werden. Dies fühlt sich für die Meerschweinchen an, als würde ein Raubvogel sie packen und es wird schwierig, Vertrauen aufzubauen.
Idealerweise sollte man die Tiere mithilfe von Leckerlis anlocken. Wenn die Nager aus der Hand fressen, ist es nicht mehr weit, bis sie irgendwann handzahm sind. Hier ist allerdings viel Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt. Ein mutiges Meerschweinchen kann schüchterne Gruppenmitglieder animieren, gelassener mit den menschlichen Haltern umzugehen. Es kann also sinnvoll sein, auch verschiedene Charaktere bei der Wahl der Meerschweinchen auszuwählen.