30. September 2024, 6:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Meerschweinchen gehören zu den Tieren, die leise leiden. Und auch Stress zeigen die Tiere weniger offensichtlich als Hund, Katze oder Vogel. PETBOOK gibt Tipps, wie Halter Angst und Stress vor allem beim Tierarztbesuch mindern können.
Appetitlosigkeit, Durchfall, Ausharren in einer Ecke des Geheges: Das alles können Krankheitsanzeichen bei Meerschweinchen sein. Halten sie länger an, sollte eine Praxis aufgesucht werden. Allerdings kann auch der Besuch beim Tierarzt bei Meerschweinchen Angst und Stress auslösen. Beides sollte unbedingt so weit wie möglich im Rahmen gehalten werden, da Stress im Zweifel Krankheitssymptome verschlimmern kann.
Übersicht
Warum Tierarztbesuche für Meerschweinchen so stressig sind
Meerschweinchen sind Fluchttiere. In freier Wildbahn müssen sie ständig auf der Hut sein vor Fressfeinden aus der Luft oder auch auf dem Boden. Deshalb sind die Sinne von Meerschweinchen immerzu geschärft und in Hab-Acht-Stellung, um bloß keine Anzeichen von Gefahr zu verpassen.
Bringt der Halter sein Tier zum Tierarzt, prasselt eine ganze Flut an für das Meerschweinchen bedrohlichen Reizen auf den Nager ein. Es wird aus dem Käfig genommen und in eine dem Tier nur wenig bekannte Transportbox gesetzt. Im schlimmsten Fall erinnert der Geruch der Box das Meerschweinchen bereits an vergangene, eventuell durch Spritzen sogar schmerzhafte Besuche beim Arzt.
Unterwegs zur Praxis stressen das Meerschweinchen vielleicht noch laute Geräusche aus dem Auto oder der Umgebung, kalte oder warme Luft und fremde Gerüche. Kommt das Haustier schließlich auf den kalten Behandlungstisch und wird hier von ihm fremden Menschen untersucht und festgehalten, ist es mit der Ruhe auch beim entspanntesten Meerschweinchen endgültig vorbei.
Wie man mit einem Meerschweinchen zum Tierarzt gehen sollte
Alle genannten Stressfaktoren können zumindest reduziert werden, auch wenn der Tierarztbesuch selbst sich in vielen Fällen eben einfach nicht vermeiden lässt. Allerdings gibt es einige Punkte, die Halter beachten können, um den Ausflug zum Tierarzt angenehmer zu gestalten.
Meerschweinchen nicht allein transportieren
Die Nagetiere aus Südamerika sind ausgesprochene Gruppentiere. Nicht nur darf man Meerschweinchen deshalb auch niemals allein halten, sie wollen auch ständig mit ihren Artgenossen zusammen sein. Diese vermitteln ihnen Sicherheit. So auch beim Tierarztbesuch. Auch wenn nur ein Tier erkrankt ist, sollten die anderen Gruppenmitglieder mit in die Transportbox.
Ausnahme: Das zu behandelnde Tier hat eine vermutlich ansteckende Krankheit und muss isoliert werden. Allerdings ist in der Regel für den Laien schwer feststellbar, ob sich die anderen Schweinchen im Gehege nicht sowieso schon infiziert haben. Zur Sicherheit sollten dann alle Meerschweinchen untersucht werden.
Der richtige Transport
Besonders zutrauliche Meerschweinchen werden von ihren Haltern gern direkt auf dem Arm oder nur in ein Handtuch gewickelt transportiert. Aber die Nähe des Menschen gibt den Tieren hier weniger Ruhe als man annehmen würde. Schlimmer sind bei solch einem offenen Transport die vielen Eindrücke, die auf das Meerschweinchen einprasseln und es stark stressen können.
Auch ist die Gefahr groß, dass das Haustier sich vor Schreck aus dem Griff des Halters löst, vom Arm springt und sich möglicherweise stark verletzt. Zudem reagieren viele Hunde stark auf Meerschweinchen in Sichtweite und könnten das Tier anbellen oder anspringen und dem Schweinchen so extreme Angst einjagen.
Eine Transportbox schützt das Meerschweinchen vor äußeren Einflüssen. Die Wände der Box sollten nicht durchsichtig sein und über viele Lüftungsschlitze verfügen. In der kalten Jahreszeit kann die Box von oben mit einem Handtuch abgedeckt werden. Dies sollte aber nur draußen und kurzzeitig erfolgen, da sich sonst warme Luft in der Box stauen könnte. Weiterhin sollten Halter die Box behutsam bewegen und störende Geräusche soweit möglich vermeiden. Dazu gehört zum Beispiel Musik mit hoher Lautstärke im Auto.
Krankheiten bei Nagern Schnupfen bei Meerschweinchen – das ist zu beachten
Die besten Tipps Medical Training für Haustiere – gegen die Angst vor dem Tierarzt
Tipps für den Kauf Darauf müssen Sie bei der Wahl einer Katzen-Transportbox achten
Stress vor und nach dem Tierarzt für das Meerschweinchen vermeiden
Steht ein Besuch beim Tierarzt an, sollten Halter schon vor dem Aufbruch das Stresslevel gering halten. Das Meerschweinchen sollte im Käfig weitestgehend in Ruhe gelassen werden, das Säubern des Geheges zum Beispiel noch einmal verschoben werden. Nach dem Tierarztbesuch gilt: Das Meerschweinchen behutsam zurück in den Käfig heben und die nächsten Stunden in Ruhe lassen. So kann sich das Tier in seiner gewohnten Umgebung erholen.
Stress beim Meerschweinchen erkennen
Auch wenn Meerschweinchen ihr Unbehagen nur schwer äußern können, sind Stresssymptome mit geübtem Blick gut zu erkennen. Gestresste Meerschweinchen gähnen in die Richtung des Stressauslösers (hier werden die Zähne gezeigt!), sträuben ihr Fell, knirschen mit den Zähnen und/oder heben ihre Schnauze an. Bei maximalem Stress scheinen die Tiere in eine Starre zu verfallen und weiten die Augen angsterfüllt. Wer seine Meerschweinchen gut beobachtet, kann mit etwas Übung Stressanzeichen schneller erkennen und für entspannende Maßnahmen sorgen.