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Myiasis

Achtung! Fliegen können für Kaninchen tödlich werden

Zwei Kaninchen in einem Außengehege
Kaninchen, die in einem artgerechten Außengehege leben, sollten vor Fliegen geschützt werden Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

15. November 2024, 17:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kaninchen leben am besten in einem artgerechten Außengehege. Allerdings muss man seine Tiere dort vor verschiedenen Gefahren schützen. Eine davon ist die Myiasis, eine durch Fliegen ausgelöste parasitäre Erkrankung, die nicht selten zum Tod der Tiere führt. PETBOOK erklärt, wie man sie erkennt, behandelt und ihr vorbeugt.

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Kaninchen werden mittlerweile größtenteils nicht mehr in Plastikkäfigen mit Metallgittern gehalten, sondern in artgerechten Außengehegen. Allerdings gehen mit dieser Haltungsform andere Probleme einher. Nicht nur sollten sie dort gut vor Fressfeinden geschützt werden. Besonders im Sommer stellen Fliegen eine große Gefahr für die Tiere dar. Denn diese lösen sogenannte Myiasis bei Kaninchen aus, eine parasitäre Erkrankung, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.

Myiasis bei Kaninchen erkennen

Myiasis ist der Fachbegriff für Fliegenmadenbefall. Diese schmerzhafte Erkrankung bei Kaninchen sollte am besten sofort behandelt werden. Ob ein Tier befallen ist, kann man meist recht schnell erkennen, wenn man weiß, worauf man achten muss. Ein betroffenes Kaninchen hat kleine gelbe Fliegeneier oder gelblich-weiße Maden im Fell. Diese verstecken sich meist in der weichen Unterwolle. Besonders betroffen sind die Afterregion der Tiere, sowie Hautfalten oder kleinere Wunden und Entzündungen.

Kaninchen, die unter Myiasis leiden, wirken darüber hinaus apathisch und nehmen kaum noch Nahrung zu sich. Entweder sitzen sie still in einer Ecke oder werden nervös. Weitere mögliche Symptome sind Zucken oder vermehrtes, hektisches Putzen.

Ist der Befall bereits fortgeschritten, beginnen die Fliegenlarven, sich von der Haut der Kaninchen zu ernähren und das Tier zeigt blutige Wunden in den befallenen Bereichen. Die extrem schmerzhafte Myiasis kann binnen acht Stunden nach dem Befall mit Fliegeneiern ausbrechen. Bleibt sie mehrere Tage unbehandelt, ernähren sich die Larven weiter vom Gewebe des Kaninchens und dringen sogar in Muskeln und Organe ein, bis das befallene Tier verstirbt.

Mögliche Ursachen für Myiasis

Einer der häufigsten Gründe für den gefährlichen Parasitenbefall bei Kaninchen ist Durchfall. Dieser verschmutzt die Analregion der Tiere und bietet ideale Bedingungen für die Eiablage von Fliegen. Auch eine unerkannte Harnwegsinfektion mit vermehrtem Urinsabsatz kann einen Nährboden bilden. Die gereizte oder feuchte Haut erkrankter Kaninchen sollte daher unbedingt behandelt werden.

Allerdings kann ein Fliegenbefall auch aufgrund falscher Haltungsbedingungen vorkommen. Dies ist etwa der Fall, wenn die Einstreu nass ist oder nicht ausreichend häufig gewechselt wird. Auch, wenn zu viele Tiere in einem zu kleinen Gehege leben, kann dies zu Stress, starker Verschmutzung des Geheges und einem allgemein schlechteren Gesundheitszustand bei Kaninchen führen. 1

Weitere mögliche Ursachen für eine Myiasis sind Übergewicht, Zahnfehlstellungen oder unerkannte Rücken- oder Gelenkprobleme des Kaninchens. Durch alle diese Faktoren ist es möglich, dass sich das Tier nicht mehr ausreichend selbst putzen kann, weil es Schmerzen empfindet oder nicht beweglich genug ist, alle Körperstellen zu erreichen. 2

Behandlung von Parasitenbefall

Hat man einen Befall mit Fliegenmaden beim Kaninchen erkannt, ist schnelle Hilfe gefordert. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, dass sich die Myiasis verschlimmert. Zunächst sollte man sein Kaninchen aufgrund der Möglichkeit der rapiden Verschlechterung innerhalb der ersten Stunden selbst versorgen, aber auch direkt versuchen, einen Termin bei einem Tierarzt oder sogar im Notdienst zu bekommen.

Mit einem warmen Bad kann man in der Zwischenzeit die Maden aus dem Fell der Tiere hervorlocken. Allerdings sollte man vorab kontrollieren, wie stark der Befall bereits fortgeschritten ist. Bei offenen Wunden sollten Kaninchen nicht gebadet werden, damit kein Wasser in die entzündlichen Bereiche gelangt. Das Fachportal Kaninchenwiese.de empfiehlt darüber hinaus, in der Notfallapotheke antiparasitäre Mittel wie Nitenpyram vorrätig zu haben und zu verabreichen.

Kaninchenwiese.de empfiehlt weiterhin, mit dem Tier einen kaninchenkundigen Notdienst aufzusuchen, der weitere Behandlungsmaßnahmen einleitet. Dort werden dann zunächst die befallenen Bereiche sorgfältig behandelt und der Fliegenmadenbefall entfernt. Auch eine Behandlung mit antibakteriellen Shampoos und weitere Wundversorgung ist angeraten.

Kaninchen müssen auch nach der ersten Behandlung weiter unter Beobachtung stehen, da nicht immer sofort klar ist, wie weit der Befall bereits fortgeschritten ist. Je nach Schwere der Erkrankung benötigen die kranken Kaninchen auch Schmerzmittel oder Infusionen, um ihren Kreislauf zu stabilisieren.

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Prävention von Myiasis bei Kaninchen

Ein Befall mit Fliegenmaden ist für Kaninchen also sehr ernst und endet nicht selten tödlich. Allerdings kann man als Halter einiges tun, damit die Myiasis keine Chance hat. Zunächst sollte bei der Einrichtung des Außengeheges einiges beachtet werden. Unerlässlich ist ein sicheres Fliegengitter, dass von vornherein verhindert, dass Grüne Schmeißfliegen und andere Arten überhaupt in die Nähe der Kaninchen gelangen.

Besonders wichtig ist darüber hinaus die tägliche Gesundheitskontrolle. Dazu muss man die Kaninchen vorab natürlich an die Berührung von Menschen gewöhnen, denn gerade bei dichtem oder langem Fall kann der Check-up schon etwas länger dauern, als es einem Kaninchen als Fluchttier lieb ist. Besonders bei langhaarigen Rassen empfiehlt sich daher generell, in der Afterregion regelmäßig Hygieneschnitte zu machen, damit das Fell nicht verschmutzen kann. Im Sommer kann es sogar ratsam sein, Kaninchen mehrmals am Tag auf Befall zu überprüfen, da Fliegen in dieser Jahreszeit besonders aktiv sind.

Eine weitere Maßnahme zur Prävention ist, keinen Komposthaufen oder Biotonne im Garten zu haben. Denn auch darin bilden sich Fliegenmaden, die ins Gehege der Kaninchen gelangen könnten. Auch eine gute Stallhygiene ist unerlässlich, um Kaninchen vor Myiasis zu schützen. Toilettenecken sollten alle zwei Tage gereinigt werden, im Sommer sogar jeden Tag. Wöchentlich sollte das gesamte Gehege gereinigt werden, dazu eignet sich Essig-Essenz hervorragend.

Hat ein Kaninchen Durchfall, sollte man besondere Vorsicht walten lassen, es bei der Hygiene unterstützen und den weichen Kot schnell entfernen. Kaninchen im fortgeschrittenen Alter oder mit Erkrankungen, die es ihnen nicht erlauben, sich ausreichend zu putzen, sollten bei der Hygiene generell unterstützt werden, oder gleich in einem Innengehege gehalten werden.

Themen Kaninchen

Quellen

  1. Vet.thieme.de „Sommer, Sonne, Fliegen – große Gefahr für Kaninchen?“ (aufgerufen am 15.11.2024) ↩︎
  2. Tierarzt-Fellbach.de, „Madenbefall beim Kaninchen (Myiasis)“ (aufgerufen am 15.11.2024) ↩︎
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