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Vor allem Haustiere betroffen

Viele Ratten bekommen im Alter Tumore und das ist der Grund

Nahaufnahme einer Farbratte, die gerne als Haustiere gehalten werden
Ratten sind beliebte Haustiere, erreichen meist aber kein hohes Alter. Zudem bekommen viele Ratten Tumore, die operativ entfernt werden müssen Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

11. September 2024, 17:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Im Vergleich zu Hund oder Katze entwickeln Ratten relativ häufig Tumore – vor allem im Alter. Viele glauben, das liege an der Herkunft der Haustiere, da diese von Laborratten abstammen sollen. Aber stimmt das wirklich?

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Neben Kaninchen und Meerschweinchen sind auch Ratten als Kleintiere sehr beliebt. Die sozialen und intelligenten Tiere können eine enge Bindung zum Menschen eingehen. Leider haben sie einen großen Nachteil: Ratten leben nicht besonders lang und entwickeln im Alter zudem oft Tumore. Angeblich soll dies mit der genetischen Verwandtschaft zu Laborratten zusammenhängen, denen die Tumor-Anfälligkeit angezüchtet wurde, um Medikamente gegen Krebs zu testen.

Bekommen Ratten wirklich so häufig Tumore?

Fragt man Rattenhalter, kann fast jeder von mindestens einem Fall berichten, in dem eine seiner Ratten einen Tumor entwickelt hat. Statistiken dazu gibt es keine, oder besser gesagt: keine zu Ratten, die als Haustiere gehalten werden.

Die wissenschaftlichen Studien, die untersuchten, wie häufig Ratten Tumore entwickeln, beziehen sich auf Labortiere. Hier liegt der Anteil bei etwas mehr als 50 Prozent. Dabei bekamen 87 Prozent der Tiere mit etwa eineinhalb Jahren erste Geschwüre. Das bedeutet also, dass im Schnitt jede zweite Ratte ein Geschwür bekommt, das aber nicht unbedingt bösartig sein muss.1 2

Sind Hausratten genetisch mit Laborratten verwandt?

Ein gängiges Gerücht ist, dass viele Ratten Tumore bekommen, weil sie dahingehend gezüchtet wurden. Und da unsere Haustiere größtenteils von den Laborratten abstammen, entwickeln auch sie häufig Geschwüre. Das stimmt so nicht.

Zwar sind Hausratten mit den heutigen Laborratten genetisch verwandt, die Zucht zum Haustier fand aber bedeutend früher statt. Die Ersten, die Ratten „zähmten“, waren Schausteller. Diese entdeckten die Albino-Ratten für sich, die damals aus spontanen Mutationen entstanden, und hielten die Tiere als Haustiere, um sie zur Schau zu stellen. Über die Jahrhunderte entstanden so immer zahmere Ratten.

Neben der weißen Albino-Version kamen noch andere Farbvarianten dazu, weshalb wir heute auch von der Farbratte sprechen. Erst später wurden die Tiere auch für Labore und Versuchstierinstitute gezüchtet, was ihnen den zusätzlichen Namen „Laborratte“ einbrachte.

Warum bekommen Ratten im Alter oft Tumore?

Dass Ratten im Alter oft Tumore bekommen, hängt also nicht damit zusammen, dass ihnen dies im Labor „angezüchtet“ wurde. Eher scheinen die Tiere allgemein recht tumoranfällig zu sein – auch die Wildform. In der Natur kommt dies allerdings selten zum Tragen, da viele Ratten nicht ihr potenziell mögliches biologisches Alter von zwei Jahren oder mehr erreichen. Erst durch das Zusammenleben mit dem Menschen leben die Tiere deutlich länger als in freier Wildbahn.

Trotzdem können Ratten eine genetische Veranlagung besitzen, die die Chancen auf eine Tumorentwicklung erhöhen kann. Es ist außerdem bekannt, dass der Verzehr von übermäßigen Kalorien Ratten für bestimmte Tumore prädisponieren kann. 3

Auch interessant: Das löst bei Ratten Freudensprünge aus

Welche Tumore bei Ratten häufig auftreten

Oft liest man, dass vor allem weibliche Ratten besonders anfällig für Tumore seien. Hier muss man allerdings differenzieren. Studien zeigen, dass Geschwüre in beiden Geschlechtern etwa gleich oft auftreten. Allerdings sind weibliche Ratten von bösartigen Tumoren um ein Drittel häufiger betroffen.2

Besonders häufig ist der sogenannte Mammatumor bei Ratten. Dabei handelt es sich um Geschwüre an der Milchleiste bzw. den Zitzen der Tiere. Hiervon sind sowohl Weibchen als auch Männchen betroffen, da Männchen ebenfalls Milchdrüsen und Zitzen besitzen, auch wenn diese nicht funktionsfähig sind. Das Gute: Die meisten dieser Tumore sind gutartig.4

Weitere häufige Tumore bei Ratten sind:

  • Hauttumor
  • Knochentumor
  • Hirntumor
  • Tumor der Bindegewebszellen
  • Lungentumor
  • Fibrome (gutartige Geschwulste von Bindegewebszellen)
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Sind Tumore bei Ratten tödlich?

Die meisten Tumore lassen sich – wenn früh entdeckt – in der Regel durch eine Operation erfolgreich entfernen. Allerdings ist dies keine Garantie auf eine komplette Heilung, denn manche Ratten können auch nach einer Operation an anderen Stellen Tumore entwickeln.

Zudem kommt es darauf an, wie schnell der Tumor wächst, ob er gut- oder bösartig ist und wie alt bzw. gesund das betroffene Tier ist. Um sicherzugehen, dass Geschwüre frühzeitig erkannt werden und so die Wahrscheinlichkeit auf ein langes Leben zu erhöhen, sollte man mit seiner Rate regelmäßig zum Tierarzt gehen.

Themen Ratten

Quellen

  1. Davis, R. K., Stevenson, G. T., Busch, K. (1955) „Tumor Incidence in Normal Sprague-Dawley Female Rats“, Cancer Res (1956) 16 (3): 194–197 ↩︎
  2. Bomhard, E., (1992) „Frequency of spontaneous tumors in Wistar rats in 30-months studies“, Exp Toxicol Pathol 44(7): 381-92, doi: 10.1016/S0940-2993(11)80171-5. ↩︎
  3. vethelpdirect.com, „5 things you need to know about cancer in rats“ (aufgerufen am 11.09.2024) ↩︎
  4. ratteninfos.de, „Ratten Tumore“ (aufgerufen am 11.09.2024) ↩︎
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