
21. Oktober 2023, 8:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Glückliche Kaninchen springen und spielen viel. Dabei werden sie – besonders, wenn sie in der Wiese buddeln – schon mal schmutzig. Doch sollte man als Halter seine wasserscheuen Kaninchen waschen oder baden? PETBOOK erklärt.
Kaninchen lieben es, auf der Wiese in der Erde zu buddeln. Eigentlich kein Problem, aber bei nassem Wetter können die Pfoten und das Fell richtig schlammig und dreckig werden. Bekommt das Tier die Verschmutzungen bei der Fellpflege nicht mehr selbst in den Griff, überlegen Halter, ob sie ihr Haustier nun Waschen oder sogar Baden sollen. Aber ist das für die wasserscheuen Kaninchen überhaupt artgerecht und nicht sogar schädlich?
Kaninchen mögen nicht gern baden
Kaninchen sind grundsätzlich eher wasserscheu. Nur in größter Not oder auf der Flucht vor Angreifern wagen sie den Sprung ins kalte Nass. Sie schwimmen dann wie Hunde, indem sie ihre Vorder- und Hinterläufe als Paddel einsetzen. Allerdings nur solange es sein muss, denn ihr Fell saugt sich schnell mit Wasser voll und langhaarige Rassen werden dann regelrecht nach unten gezogen und können im schlimmsten Fall ertrinken.
Hält man Kaninchen als Haustiere, kann es jedoch Situationen geben, die das Waschen bzw. Baden erforderlich machen. Worauf man achten muss, damit Fell und Haut keinen Schaden nehmen, erklären wir im Folgenden.
Auch interessant: 8 häufige Krankheiten bei Kaninchen
Wann muss ein Kaninchen gewaschen oder gebadet werden?
Haben sich Erdklumpen im Fell am Körper oder an den Pfoten so stark verkrustet, dass es das Kaninchen nicht mehr alleine schafft, sich von ihnen zu befreien, muss sein Halter es dabei unterstützen.
Wenn alle anderen Maßnahmen wie Bürsten, Auszupfen oder Wegschneiden nichts geholfen haben, kommt nun Wasser zum Einsatz. Wobei Baden wirklich die allerletzte Option ist, und auch nie der ganze Körper gleichzeitig Feuchte bekommen sollte.
Besonders wichtig für Kaninchen ist ein Bad – und die Unterstützung ihrer Halter – in folgenden Fällen:
Durchfall
Bei Durchfall, der z. B. durch falsches Futter ausgelöst wird, kann der Kot im Fell rund um den Afterbereich so stark eintrocknen, dass es das Tier auch durch ausgiebiges Putzen nicht selber schafft, wieder sauber zu werden.
Parasitenbefall
Auch beim Befall durch Kokzidien – der häufigsten Parasitenerkrankung beim Kaninchen – kommt es zu Durchfallerkrankungen und entsprechenden Kotverklebungen im Afterbereich.
In den Sommermonaten besteht zudem erhöhte Gefahr von Fliegenmadenbefall. Dies passiert im Genitalbereich, der nun täglich untersucht und auch mit einem Bad gesäubert werden muss. Spot-ons können zudem helfen, den Befall schnell abzubauen.
Wie wäscht oder badet man ein Kaninchen?
Selbst wenn ein Bad nötig ist, sollte man jedoch nie das Kaninchen komplett waschen. Außerdem sollte man sehr behutsam vorgehen, damit die Prozedur für das Tier mit so wenig Stress wie möglich verbunden ist.
Vor dem Waschen sollte man versuchen, den getrockneten Dreck oder Kot durch Bürsten, Zupfen oder Herausschneiden zu entfernen. Hilft alles nichts, sollte man ein körperwarmes Bad vorbereiten. Dies sollte am besten bereits fertig bereitet dastehen, bevor man das Kaninchen hineinsetzt. Die Körpertemperatur eines Kaninchens liegt zwischen 38,5 und 39,5 Grad, entsprechend warm sollte das Wasser höchstens sein.
Will man das Kaninchen ins Bad setzen, hält man das Tier am besten im Brustbereich fest, da es höchstwahrscheinlich zu zappeln beginnt und so nicht abstürzen und sich verletzen kann. Dies sollte zunächst auf dem Boden oder einem festen Untergrund erfolgen, da Kaninchen leicht Angst entwickeln, wenn sie diesen nicht mehr unter den Füßen spüren. Zum Hochheben sollte man das Kaninchen daher stets unter die Hinterfüße fassen. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in diesem Artikel: Kaninchen richtig hochnehmen und tragen.
Körperfell
Das Körperfell eines Kaninchens wäscht man am besten, indem man mit einem feuchten Tuch darüber reibt. So rubbelt man die Klümpchen lose, um sie anschließend mit einem Kamm oder einer Zupfbürste auszukämmen. Da sich Kaninchen leicht erkälten, muss man sie nach der Prozedur immer sanft trocken rubbeln. Am besten gibt man ihnen währenddessen Leckerli oder lässt sie etwas mümmeln, was sie besonders gern fressen, damit sie ruhig bleiben.
Pfoten
Setzen Sie das Kaninchen auf einen stabilen Untergrund und tauchen Sie die Vorderläufe oder Hinterläufe in eine vorbereitete Schale mit lauwarmem Wasser. Dazu eignet sich auch gut eine Fußbadewanne. Kneten Sie anschließend mit den Fingern den Dreck zwischen den Zehen sanft heraus. Bei starken Verschmutzungen kann man spezielles Kaninchen-Shampoo oder goldene Schmierseife in Bio-Qualität verwenden. Das saubere Fell sollte anschließend ordentlich durchgebürstet werden.
Afterbereich
Setzen Sie das Kaninchen mit dem Hinterteil in eine flache Schale mit lauwarmem Wasser mit für Kaninchen geeignetem Shampoo. Auch goldene Schmierseife wird empfohlen. Diese ist in der Regel rein pflanzlich und mit einem pH-Wert 8–9 für die Kaninchenhaut nicht schädlich.
Damit die Verkrustungen gut einweichen können, kann man dem Kaninchen, während man es gut festhält, zur Beruhigung auch ein Tuch über den Kopf legen. Danach mit einem nassen Tuch abwaschen und mit einem Handtuch trocknen. Das Reinigen des Afters kann auch unter einem laufenden Wasserhahn erfolgen, wobei man nur die verschmutzte Stelle unter den Wasserstrahl hält.
Kommt es bei dem Kaninchen jedoch häufig zu Blinddarmkotverklebungen, können diese von zu energiereicher Ernährung kommen. Man sollte deshalb, wenn man das Kaninchen badet, eine Kot-Probe nehmen und anschließend den Tierarzt aufsuchen.
Fazit
Das Bad ist die allerletzte Möglichkeit, ein Kaninchen von Schmutz zu befreien. Die meisten Tiere haben davor Angst und beginnen zu zappeln. Deshalb sollte man versuchen, immer nur einzelne Körperteile in 8 –10 cm tiefes lauwarmes Wasser zu tauchen, niemals aber den Kopf! Zusätzlich sollte man darauf achten, dass das Kaninchen niemals im nassen Zustand in der Zugluft sitzt. Auch Föhnen ist nicht empfehlenswert. Das Geräusch und die Hitze setzen das Tier nur unnötig unter Stress.
Meine Erfahrung
„Ich hatte über 10 Jahre Kaninchen und musste während dieser Zeit häufig mal ein Bad für die Tiere einlassen. Meine Tiere hatten die Angewohnheit, sich im Sommer in ihren Urin zu legen, um ihren Bauch zu kühlen. Dies ist bei manchen Kaninchenböcken auch ein Revierverhalten.
Da ich das aber nicht besonders hygienisch fand und das Fell gerade an den Hinterpfoten stark verfärbt war und roch, habe ich sie dann mit warmen Wasser und Kamillentee gewaschen. Ich habe für die Bäder immer eine alte Fußbadewanne genommen und im warmen Badezimmer – bei geschlossener Tür – gewaschen.
Wichtig ist dabei auch, dass die Tiere beim Baden nicht allein sein sollten, denn Kaninchen gibt eine größere Gruppe ein Gefühl von Sicherheit. Wenn man die Tiere alle nach einander badet, verhindert man auch bei Parasitenbefall eine Ausbreitung in der Gruppe.“– Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin

Fell- und Pfotenpflege Welche Wellness- und Pflegebehandlungen für Hunde im Winter sinnvoll sind

Kaufratgeber Die 8 besten Hundeshampoos im Vergleich

Muffiger Geruch Warum nasse Hunde stinken und wie man den Geruch wieder loswird
Quellen
- Kaninchen-Ratgeber.com, „Kann man Kaninchen baden?“ (aufgerufen am 19.10.2023)
- Kaninchen-Haltung.com, „Muss man Kaninchen baden?“ (aufgerufen am 19.10.2023)
- NagerGuide.de, „Können Kaninchen schwimmen?“ (aufgerufen am 19.10.2023)
- Sweetrrabbits.de, „Ein Kaninchen richtig baden“ (aufgerufen am 19.10.2023)
- Kaninchenwiese.de, „Gesundheitscheck: Kaninchen richtig pflegen und untersuchen“ (aufgerufen am 19.10.2023)