Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Tödliche Infektionskrankheit

Symptome und Folgen der Chinaseuche bei Kaninchen

Um Ihr Kaninchen vor der häufig tödlich endenden Chinaseuche zu schützen, empfiehlt sich eine Impfung.
Um Ihr Kaninchen vor der häufig tödlich endenden Chinaseuche zu schützen, empfiehlt sich eine Impfung. Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

9. November 2023, 6:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Unter den Infektionskrankheiten, an denen Kaninchen erkranken können, zählt die Chinaseuche zu den tödlichsten. Ist das Langohr ungeimpft, überlebt es die Krankheit in den seltensten Fällen. PETBOOK erklärt, woran Sie die Seuche erkennen und welche Maßnahmen Sie unbedingt ergreifen müssen. 

Artikel teilen

Die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHD – Rabbit hemorrhagic disease) ist weltweit verbreitet und befällt sowohl Wild- als auch Hauskaninchen. Sie wurde das erste Mal 1984 in China beschrieben, doch schon vorher hatte das Virus Europa erreicht, vermutlich durch den Export von Kaninchenfleisch. Der Ausgangspunkt der Seuche war jedoch Australien, wo man das Virus experimentell zur Dezimierung von Wildkaninchenpopulationen auf einer vorgelagerten Insel einsetzte, als man der eingeschleppten Kaninchen nicht mehr Herr wurde. Seit 2010 wurde neben dem klassischen RDH-Virus eine weitere Variante in Frankreich, die 2014 auch nach Deutschland kam, bekannt: RHDV2. Sie ist aggressiver und befällt auch Feldhasen. Zwischen 80 und 100 Prozent der ungeimpften Kaninchen fallen ihr zum Opfer – aber auch geimpfte Kaninchen können daran sterben. 

Woran erkenne ich, ob mein Kaninchen an der Chinaseuche erkrankt ist?

Das Tückische an diesem Virus ist, dass meist bis kurz vor dem Tod keine Symptome zu erkennen sind. So kann das bis dato noch fitte und muntere Kaninchen plötzlich tot im Stall liegen, und innerhalb von ein paar Tagen kann es zu einem massiven Verlust in der gesamten Kaninchengruppe kommen.

Wie beschrieben gibt es zwei Varianten des Virus: RHD1 und RHD2. Kurz vor dem Tod kann es bei einem Befall mit RHD1 zu folgenden Symptomen kommen:

  • Blutungen aus den Körperöffnungen
  • Fieber oder Untertemperatur
  • Verweigerung der Nahrungsaufnahme
  • Apathie
  • Durchfall
  • verfärbte Schleimhäute
  • Ausfälle neurologischer Art (Taumeln, Zittern)

Meist stirbt das befallene Tier nach dem Einsetzen von hohem Fieber innerhalb von 36 Stunden. Generell verläuft RHD2 weniger plötzlich. Es kann vorkommen, dass man ein Tier auch ohne vorherige Anzeichen tot vorfindet. Meist ist dabei der Kopf in den Nacken gestreckt, weil es vergeblich nach Luft gerungen hat.

Rund 80 bis 100 Prozent überleben beide Varianten nicht. Bei RDH1 gibt es manchmal jedoch schwächere Formen, bei denen das Tier erst zwei Wochen nach der Infektion erkrankt, dann weniger frisst und apathisch wirkt, aber überlebt.  

Auch interessant: 8 häufige Krankheiten bei Kaninchen

Welche Maßnahmen muss man für noch lebende Kaninchen ergreifen?

Sobald Sie ein Tier tot vorfinden und es noch nicht nachgewiesen ist, was die Ursache hierfür war, sollten Sie unverzüglich den Restbestand schützen. Das Virus infiziert Artgenossen. Menschen und andere Säugetiere sind hingegen immun, können es aber weiter übertragen. Deshalb ist es wichtig, vor und nach einem Tierkontakt die Hände und Gegenstände zu desinfizieren.

Normale Desinfektionsmittel sind nicht ausreichend, sie müssen viruzid wirken. Eine ausführliche Beschreibung zu geeigneten Desinfektionsmitteln erhalten Sie auf der Seite „Desinfektion in der Veterinärmedizin“.

Weitere Maßnahmen sind: 

  • Holzgegenstände oder die Schutzhütte mit Peressigsäure reinigen  
  • Textilien, wie Kleidung oder Teppich mit einem viruzidem Waschmittel waschen oder am besten vollständig entsorgen 
  • Gehwegplatten im Gehege wiederholt mit kochendem Wasser übergießen  
  • Erdreich bis zu 30 cm abtragen 
  • Wiese stark bewässern und öfter mähen und ca. 3 Monate nicht nutzen 
  • lebende Kaninchen sofort an einen anderen Ort ansiedeln, z.B. in Innenkäfige
  • tote Tiere auf keinen Fall im Garten vergraben

Kann man Kaninchen gegen die Chinaseuche impfen?

Ja, es wird geraten, ein-bis zweimal pro Jahr, vor allem im Frühjahr, zu impfen. Kaninchenbabys sollten in Seuchengebieten grundimmunisiert werden, das heißt zwei Impfungen mit vier Wochen Abstand.

Ältere Kaninchen sollten am besten zweimal gegen beide Virus-Varianten geimpft werden, wenn sie ganz gesund sind und nicht unter einem akuten parasitären Befall leiden. Ein Impfstoff wirkt leider nicht immer hundertprozentig. Vor allem Tiere mit geschwächtem Immunsystem können oft keinen ausreichenden Impfschutz aufbauen. Dennoch sind Todesfälle bei geimpften Kaninchen absolute Einzelfälle. 

Was kann man sonst zur Prävention der Chinaseuche anwenden?

Das Virus wird nicht nur durch direkten Kontakt mit kranken Tieren, sondern auch durch Stechmücken (selten durch andere Insekten) übertragen. Aber auch Menschen oder andere Säugetiere können die Erreger theoretisch weitergeben.

Daher empfehlen sich folgende Schutzmaßnahmen:

  • Fliegengitter am Gehege anbringen 
  • kein selbst gepflücktes Grünfutter aus Seuchengebieten, verfüttern Sie besser Baumblätter und Zweige, die höher wachsen 
  • Schuhe besser außerhalb der Wohnräume abstellen, wenn die Tiere im Haus leben  
  • kommt ein Kaninchen neu in die Gruppe, sollte es geimpft sein 
  • Stallungen und Gegenstände regelmäßig mit wirksamen Desinfektionsmitteln reinigen  

Fazit: Generell tritt das Virus verstärkt im Herbst und Winter auf. Sollten Ihre Kaninchen noch nicht geimpft sein, sollten Sie dies jetzt nachholen. 

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Kaninchen
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.