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Artgerechte Haltung

Tipps, um Kaninchen frei in der Wohnung zu halten

Ein Kaninchen frei in der Wohnung zu halten, bedarf einiger Vorbereitung
Ein Kaninchen frei in der Wohnung zu halten, bedarf einiger Vorbereitung Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

6. September 2023, 6:08 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Kaninchen sind neugierig, intelligent und brauchen Abwechslung. Deshalb benötigen sie in der Heimtierhaltung an erster Stelle ein ausreichend großes Gehege und zusätzlichen Auslauf, damit sie sich artgerecht bewegen können. Doch nicht jeder Halter hat die Möglichkeit, seinen Langohren Freilauf im eigenen Garten bieten zu können. Wie man Kaninchen auch in der Wohnungshaltung gefahrlos frei hoppeln lassen kann, verrät PETBOOK. 

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Wer Kaninchen als Haustiere halten möchte, sollte bei der Anschaffung niemals beim Gehege sparen. Egal, ob es sich um eine kleine oder große Rasse handelt, braucht ein Kaninchen ca. 10 Quadratmeter Grundfläche, sowie einen zusätzlichen Auslauf. Wer Kaninchen in der Wohnung halten möchte, sollte wissen, dass auch noch so große Käfige für die dauerhafte Haltung der Kleinsäuger nicht artgerecht sind. Sie können dort weder rennen, buddeln, Haken schlagen, noch Artgenossen aus dem Weg gehen.

Wer dies nicht berücksichtigt, kann damit rechnen, dass es zu aggressivem Verhalten und anderen Verhaltensstörungen und dadurch zu Verletzungen und Unverträglichkeiten kommt. Darum sollte man sich bereits vor der Anschaffung überlegen, ob und wie man die Wohnung gestalten kann, damit ein harmonisches und artgerechtes Zusammenleben mit den Hopplern möglich ist. 

Kann man Kaninchen in der Wohnung artgerecht halten? 

Das größte Problem in der Wohnungshaltung ist für Kaninchen die Langeweile. Gut, bei Opa im Garten war im viel zu kleinen und engen Hasenstall auch nichts geboten, doch mittlerweile weiß man mehr über die artgerechte Unterbringung der sozialen Kleintiere. So kann man den Bedürfnissen von Kaninchen auch in der Innenhaltung gerecht werden. 

Das Kaninchenzimmer 

Wer die räumlichen Möglichkeiten hat, kann seinen Kaninchen ein eigenes Zimmer einrichten, in dem sie nach Herzenslust toben können. Auch Langohren, die gerne etwas anknabbern oder nicht stubenrein sind, sind hier gut untergebracht. Man sollte aber nicht denken, dass man einfach die Türe hinter sich schließen und die Tiere sich dort selbst überlassen kann. Kaninchen sind soziale Tiere und wollen auch am Leben von uns Menschen teilhaben. Man kann deshalb z.B. die Zimmertüre aushängen und ein Gitter anbringen, damit sie uns beobachten können. Oder man baut seinen Home-Office Schreibplatz dort auf, so hat man die Tiere (und sie uns) gut im Blick. 

Das Kaninchengehege (Freilaufgehege) 

Hier wird ein Teil des Zimmers mit einer hohen Umrandung (80–100 cm), z.B. mit Plexiglasscheiben oder einem Kleintier- oder Welpengitter, abgetrennt. Auch die Wände kann man mit Plexiglas oder beschichtetem Holz auskleiden, damit man z. B. Urinspuren abwischen kann. Wenn der Boden nicht gekachelt ist, kann man wasserdichten PVC-Belag auslegen, der ist auch für nicht stubenreine Tiere geeignet. Linoleum ist zwar teurer, aber angeblich weniger gesundheitsschädlich als PVC, wenn es angeknabbert wird.

Von Teichfolien als Untergrund ist eher abzuraten, da sie manchmal giftige Ausdünstungen haben, sind sie beim Anknabbern nicht unbedenklich. Sind die Langohren absolut stubenrein und gehen brav auf den Toilettenplatz, kann man auch Teppichboden oder andere weiche Böden verlegen, denn Kaninchenpfoten mögen keine harten Untergründe, da sie keine Ballen besitzen und schnell wunde Läufe (Pododermatitis) bekommen. 

Auch interessant: Tipps gegen den Stallgeruch bei Kleintieren in der Wohnung

Kann man Kaninchen auch völlig frei in der Wohnung halten? 

Ja, aber diese völlig freie Haltungsform von Kaninchen in einer Wohnung setzt voraus, dass man kein „Zerstörer-Kaninchen“ in der Gruppe hat. Ansonsten ist diese Art der Kaninchenhaltung zu begrüßen, denn die Langohren sind so in den Alltag und ins Leben von uns Zweibeinern integriert und das kommt ihrem Bedürfnis nach Abwechslung sehr entgegen.

Die freie Haltung in der Wohnung muss allerdings im Vorfeld gut geplant sein, denn die Räume müssen unbedingt im Vorfeld kaninchensicher gemacht werden, und zwar in beide Richtungen: Manche Dinge müssen vor den scharfen Kaninchenzähnen geschützt werden und vor manchem, wie Elektrogeräten, muss das Langohr gesichert werden, damit es keine Verletzungen davonträgt.  

Auch interessant: Kaninchen brauchen zu bestimmten Zeiten Freilauf, um sich wohlzufühlen

Welche Schutzmaßnahmen sind für die Einrichtung sinnvoll? 

Um Sessel, Stuhlbeine, Teppich oder Sofa zu schützen, kann man einige Maßnahmen ergreifen. Denn wer sein Kaninchen frei in der Wohnung hält, dessen Einrichtung läuft mitunter Gefahr, vom Haustier genauer untersucht zu werden.

Stuhlbeine und andere Einrichtungsgegenstände  

Kaninchen knabbern für ihr Leben gern. Man kann versuchen, sie mit frischen Zweigen und anderen Dingen zum Knabbern zu beschäftigen. Besonders gefährdete Stellen können mit Fernhaltespray besprüht oder mit Maschendraht umwickelt werden. Dezenter wäre ein transparentes Klebeband. Man kann auch einfach eine Socke über das Stuhlbein ziehen. Zugegeben, kein Hingucker, weshalb man vielleicht bereits beim Kauf von Möbeln zu Füßen aus Metall tendieren sollte. Vor das Sofa können Sie ein Brett oder eine Weidebrücke hochkant stellen und es mit einem wasserfesten Überwurf schützen, denn manchmal wird auch reingepinkelt. 

Bieten Sie den Kaninchen am besten immer wieder Abwechslung, etwa in Form einer Knabberkiste, in der Stroh, Heu und Zweige sind. In freier Natur sind die Langohren ständig am Knabbern und diese Auslastung und Beschäftigung brauchen sie ganz dringend auch – und vor allem – in der Wohnungshaltung. 

Fernhaltesprays selber machen 

Sie können Gegenstände, die gerne von Kaninchen angeknabbert werden, wiederholt einsprühen oder einreiben, z. B. mit Zitronen- oder Zwiebelsaft, den sie vorher mit Wasser verdünnen. Füllen Sie die Flüssigkeit am besten in eine einfache Sprühflasche, die eine Nebelfunktion am Sprühkopf hat, dann weicht die Tapete nicht gleich völlig durch, wenn sie sie besprühen. Reagiert das Kaninchen nicht wie erhofft darauf, können sie einen anderen Duft ausprobieren (ätherische Öle) oder ein spezielles Fernhaltespray im Handel kaufen. 

Tapeten, Wände und Ecken schützen

Tapeten werden bei Langeweile gerne angenagt und manchmal landen auch Urinspritzer auf den Wänden und Ecken. Hier hilft eine Wandschutzfolie, die man über die ganze Fläche und auch in Ecken gut befestigen kann und die optisch nicht groß stört. Aufwendiger und teurer wird es mit einer Plexiglasplatte oder einer Holzvertäfelung. 

Teppiche 

Auch sie werden manchmal von Kaninchen angefressen und die Flusen dabei verschluckt, was zu Verstopfungen führen kann. Austauschbare Teppiche aus Baumwolle oder aus Hanf sind hier zu empfehlen. 

Urinflecken entfernen  

Hat das Langohr auf den Teppich gepinkelt, sprüht man den Fleck mit verdünntem Neutralreiniger ein, lässt ihn einwirken und rubbelt ihn anschließend mit einem feuchten Tuch raus. 

Wie kann man das Kaninchen vor Gefahren in der Wohnung schützen? 

Es gibt viele Gefahrenquellen, die wir als Mensch gar nicht als solche wahrnehmen, die aber einem kleinen Langohr zum Verhängnis werden können. Wenn Sie Ihr Kaninchen frei in der Wohnung halten möchten, sollten Sie daher folgende Punkte nicht unbeachtet lassen.

Steckdosen und Elektrokabel 

In freier Natur wird beim Buddeln jedes Hindernis wie Baum- oder Strauchwurzeln beiseite geräumt. Und so wird selbstverständlich in der Wohnung jedes Kabel, das im Weg liegt, angenagt. Im schlimmsten Fall kann sich das Kaninchen dabei einen tödlichen elektrischen Schlag holen.

Sie könne herumliegende Kabel mit Klemmen an der Wand befestigen, in einer Kabelbox oder einem Kabelkanal verstauen, oder mit einem Kabelschutzschlauch sichern. In unbenutzte Steckdosen bringt man eine Kindersicherung an. 

Haushaltsgeräte 

Wie Katzen sind Kaninchen von Haus aus sehr neugierig und stecken überall gerne ihre Schnuppernase rein. Schließen Sie deshalb alle Geräte wie Waschmaschine, Wäschetrockner, oder Spülmaschine nach der Benutzung, und prüfen Sie vor jeder Benutzung, ob sich nicht doch ein Langohr eingeschlichen hat. 

Im Bad 

Eine mit Wasser gefüllte Badewanne sollte man nie unbeaufsichtigt lassen, auch wenn Kaninchen schwimmen können. Der glatte Rand verhindert den Ausstieg und dann kann die Badewanne schnell zur Todesfalle werden. 

Fenster 

Kaninchen genießen den Ausblick aus dem Fenster. Sie können Ihnen deshalb einen prima Aussichtsplatz auf dem Fensterbrett einrichten. Selbstverständlich muss das Fenster geschlossen und darf auch nicht gekippt sein. 

Türen 

Immer wieder werden Kleintiere in plötzlich zuknallenden Türen schwer verletzt oder kommen sogar zu Tode. Man kann die Türen entweder komplett aushängen, oder man verwendet Türstopper, um ein überraschendes Zuknallen zu verhindern.   

Zimmerpflanzen 

Es gibt unbedenkliche, schwer verträgliche und giftige Zimmerpflanzen für Kaninchen. Informieren Sie sich genau oder stellen Sie die Pflanzen außerhalb der möglichen „Knabber-Reichweite“ auf.

Auch interessant: Diese Zimmerpflanzen sind für Kaninchen giftig

Fazit

Wer überlegt, Kaninchen in der Wohnung völlig frei zu halten, bietet seinem Tier wahrscheinlich das beste Leben, das in einer Innenhaltung möglich ist. Für den Zweibeiner kann dies aber auch eine gewisse Einschränkung bedeuten. 

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Quellen

Themen Kaninchen
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