15. November 2022, 17:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Beim Kuscheln mit dem Kaninchen drücken viele Besitzer gerne auch ihre Lippen in das flauschige Fell der Tiere. Doch das kann mitunter tödliche Folgen haben. Wir verraten, warum Sie ihr Kaninchen lieber nicht küssen sollten.
Kaninchen haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und sind in der Regel sehr verschmust. So unterstützen sich die Tiere bei der gegenseitigen Fellpflege und lieben es, sich eng an ihren Sozialpartner zu schmiegen. Beim Kuscheln mit ihrem Menschen kann das für Kaninchen jedoch zur tödlichen Gefahr werden. Denn zu gerne drücken Besitzer ihrem Haustier dabei auch die Lippen ins Fell und manchmal sogar direkt auf die Nase. So könnten sie jedoch Krankheitserreger übertragen. PETBOOK erklärt, warum man Kaninchen lieber nicht küssen sollte.
Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind zwei Drittel der Weltbevölkerung mit den sogenannten Herpesviren HSV-1 infiziert. Diese Form ist für den bläschenartigen Ausschlag im Lippenbereich verantwortlich und wird vorwiegend über Speichel übertragen. Für Menschen sind die Bläschen unangenehm, aber relativ harmlos. In der Regel heilen sie nach kurzer Zeit wieder ab. Für Kaninchen sieht die Situation jedoch anders aus.
Was passiert, wenn sich Kaninchen beim Küssen mit Herpes infizieren?
Herpes ist nämlich nicht nur für Menschen, sondern auch für Kaninchen ansteckend und kann leicht durch einen Kuss oder intensive Nähe auf die Kleintiere übertragen werden. Herpesviren sind im Allgemeinen streng auf ihren jeweiligen Wirt spezialisiert, können sich aber leicht und schnell übertragen. Während das Herpes simplex Virus des Menschen in seinem Zielwirt leichte Symptome wie Bläschen an den Lippen auslöst, kann es in anderen Organismen schwere Infektionen verursachen. Bei Kaninchen breitet sich der Erreger nach der Ansteckung im gesamten Körper aus und verursacht dort letztendlich eine Enzephalitis. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns, die zu unterschiedlichen Symptomen führen kann.
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Welche Symptome treten bei einer Infektion auf?
Infizieren sich Kaninchen mit dem Herpes Virus des Menschen, können schon innerhalb weniger Stunden folgende Symptome auftreten:
- Bewegungsstörungen
- Lähmungen
- Appetitlosigkeit
- Atemprobleme
- Schiefhaltung des Kopfes
- Unkoordinierte Augenbewegungen bis hin zu epileptiforme, sprich epilepsieähnlichen Anfällen
Hat sich ein Kaninchen mit dem Herpes-Virus infiziert, können einige Stunden oder Tage vergehen, bis sich die Symptome zeigen und zum Tod des Tieres führen. Bisher sind noch keine Fälle bekannt, bei denen sich Kaninchen von der Infektion wieder erholt haben.
Wie hoch ist die Gefahr, mein Kaninchen beim Küssen anzustecken?
Die Infektion von Kaninchen mit Herpes simplex würde eher selten beschrieben, informieren der Fachtierarzt Dr. Manfred Hochleithner
und seine Frau Cladia Hochleithner in einem Online-Artikel des Tierärzteverlages. Die Frage, wie hoch die Gefahr sei, sein Kaninchen beim engen Körperkontakt anzustecken, könne man nicht wirklich beantworten, da es schwer sei, den Erreger sicher zu diagnostizieren. Zudem gebe es einen Parasiten bei Kaninchen, der ähnliche Symptome hervorrufe. Es sei also durchaus möglich, dass die Infektion von Kaninchen mit Herpes Viren viel häufiger vorkommt, als in der Kleintiermedizin diagnostiziert wird, weil sie mit der Parasitose verwechselt wird.
Kann die Herpes-Infektion bei Kaninchen behandelt werden?
Wie bei fast allen viralen Infektionen können bei Herpes in erster Linie nur die Symptome behandelt werden. Die Bewegungsstörung wie die Schiefhaltung des Kopfes oder die epileptiformen Anfälle können durch Medikamente abgeschwächt werden. Da diese Krankheit aber noch selten diagnostiziert wird, gibt es auch wenige Daten zum Behandlungserfolg. In den meisten Fällen ist eine Behandlung der Infektion nicht mehr möglich, da diese schnell tödlich verläuft.
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Wie kann ich mein Kaninchen schützen?
Wer bis jetzt von Lippenherpes verschont geblieben ist, hat nur ein geringes Risiko, das Tier anzustecken. Testen kann man sich in der Regel erst, wenn man bereits Symptome gehabt hat, da erst nach einer Infektion Antikörper gegen das Virus im Blut nachgewiesen werden können. Betroffene sollten von der Kaninchenhaltung am besten absehen. Ist der Kontakt zu Kaninchen nicht vermeidbar, sollte man folgende Vorsichtsmaßnahmen beachten:
- Reinigen Sie vor und nach dem Versorgen der Tiere die Hände.
- Tragen Sie während der Fütterung und Reinigung des Geheges Einweghandschuhe.
- Nehmen Sie möglichst keinen direkten Kontakt zu den Tieren auf.
- Tragen Sie in unmittelbarer Nähe der Kaninchen einen Mundschutz.
Auch Besucher sollte man nicht einfach so mit dem Kaninchen in engen Kontakt gehen lassen und über die potenzielle Gefahr für das Tier aufklären.
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Quellen
- Tierärzteverlag.at, „Kopfverdrehen beim Kaninchen“ (aufgerufen am 15.11.2022)
- Petdocotrs.at, „Kaninchen zu Tode gekuschelt“ (aufgerufen am 15.11.2022)