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Überlebenswichtig

Warum Kaninchen ihren eigenen Kot fressen müssen 

Ein Kaninchen entspannt sich auf einer Wiese.
Dass Kaninchen Kot essen müssen, ist für viele etwas befremdlich, aber es ist für ihre Gesundheit notwendig. Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

7. März 2023, 14:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Mancher Kaninchenhalter ist sicher irritiert, wenn er beobachtet, dass sein Langohr nach dem Verrichten des großen Geschäfts den eigenen Kot direkt frisst. Ob das ein ganz normales Verhalten ist, oder ob das Tier eventuell unter einem Nährstoffmangel leidet, erklärt PETBOOK.

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Für uns Menschen und auch andere Säugetiere, Vögel, Fische etc. bedeutet das Ausscheiden von Kot in erster Linie das Ausscheiden von Abfallstoffen, die der Körper nicht verwerten konnte. Dass Fäkalien auch nährstoffreich und voller Vitamine sein können, kann man bei Kaninchen und auch Nagetieren wie beispielsweise bei Ratten oder Meerschweinchen beobachten. Sie scheiden nämlich verschiedene Arten von Kot aus. Neben dem normalen Köttel produzieren sie nachts, während der Ruheperiode, den sogenannten Nachtkot, den man auch als Blinddarmkot bezeichnet, und den sie frühmorgens ausscheiden. Warum es für Kaninchen wichtig ist, den eigenen Kot zu fressen, verrät PETBOOK hier.

Kaninchen haben verschiedene Arten von Kot – eine müssen sie fressen!

Zum einen sind das die typischen harten Kügelchen, die tendenziell eher heller, kleiner und trockener und ungefähr erbsengroß sind. Das ist der normale Kot, der aber unterschiedliche Formen und Farben haben kann. So sind Heu-Köttel eher groß und hell und man kann die Fasern darin erkennen. Treten sie vermehrt auf, braucht das Kaninchen mehr Grünfutter.

Dann gibt es Kräuter-Köttel, die schwarz, rund oder tropfenförmig sind. Sie sind aber im Gegensatz zu Verstopfungs-Köttel sehr weich und der ideale Kot beim Kaninchen. Leidet das Kaninchen an Unterernährung, wird man typische Hunger-Köttel vorfinden. Sie sind klein, eckig und steinhart. Sie können aber auch entstehen, wenn das Langohr hauptsächlich Trockenfutter bekommt. Hier sollte der Frischfutteranteil deutlich erhöht werden. Es können aber auch Krankheiten, wie zum Beispiel Tumore, dahinterstecken. Ist das Kaninchen im Haarwechsel, kann es zu Haar-Köttel kommen, die wie Perlenschnüre die einzelnen Köttel aufreihen. Ursache ist das Fell, das durch das viele Putzen im Enddarm landet. Und zuletzt gibt es noch den speziellen, schleimigen Blinddarmkot, der nachts produziert, am frühen Morgen ausgeschieden und zum Frühstück verputzt wird. 

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Was genau ist Nacht- oder Blinddarmkot? 

Er ist meist dunkel, glänzend, erinnert an aneinander gereihte Mini-Weintrauben (auch Caecotrophe genannt) und wird vom Kaninchen sofort nach dem Ausscheiden direkt am Anus unzerkaut verschluckt. Es sieht dabei aus, als würde es sich putzen. Diese wiederaufgenommenen Caecotrophe bleiben danach im vorderen Teil des Magens, wo sie über mehrere Stunden vergoren werden. Der ganze Vorgang dient dazu, die in den Pflanzenfasern enthaltene Cellulose besser auszuwerten. Denn so wandert die aufgenommene Nahrung zweimal durch den Darm und der Blinddarmkot, der u. a. reich an Vitaminen aus der B-Gruppe ist, wird so auch wichtiger Lieferant für eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen. Der Anteil des Blinddarmkots beträgt über 30 % des gesamten Kots. Wird er nicht gefressen, können Mangelsymptome auftreten, was sich z. B. auf das Wachstum auswirken kann.  

Was tun, wenn es zu viel Blinddarmkot im Gehege gibt? 

Findet man als Halter sehr viele Blinddarmkot-Häufchen, die das Kaninchen nicht frisst, sollte man abklären, ob vielleicht eine Krankheit oder etwas anderes dahintersteckt: 

Parasiten 

Oft sind Wurmbefall oder die Infektion mit Kokzidien, der häufigsten Parasitenerkrankung beim Kaninchen, Ursache für extreme Mengen von Blinddarmkot. Meist sieht er dann flüssig aus und man kann weiße Fäden darin wahrnehmen. Nach einer Entwurmung oder anderen chemischen Behandlungen sollte man die Darmflora mit speziellen Präparaten wieder aufbauen. 

Futter 

Auch wenn man zu viel Trockenfutter verfüttert, kann es sein, dass die Hasenartigen den Blinddarmkot liegen lassen. Ebenfalls starke Schwankungen bei der Fütterung, z. B. tagsüber energiearmes Heu und nachts energiereiches Frischfutter, können dahinterstecken.  

Tritt sehr viel Blinddarmkot auf, sollte man dem Tier vermehrt Heu anbieten. Das tägliche Bündel sollte dabei so groß wie das Kaninchen sein.  

Medikamente 

Bekommt das Kaninchen Medikamente, kann es sein, dass sich der Geschmack des Kots verändert hat und er deshalb liegengelassen wird.

Was soll man tun, wenn der Po verklebt ist? 

Schafft es das Kaninchen nicht, sich selbst von klebrigem Kot im Afterbereich zu reinigen, kann man mit einem Lappen und warmem Wasser die verklebten und verfilzten Stellen reinigen und hinterher abtrocknen. Es kann sonst passieren, dass Fliegen von dem Kot angelockt werden und ihre Eier am After ablegen, woraus später Maden schlüpfen. Entdecken Sie Maden, sollten Sie mit dem Tier sofort zum Tierarzt.  

Da zu den häufigsten Ursachen für klebrigen Kot auch zuckerhaltige Leckerlis oder versteckter Zucker in Pellets zählen, die durch Melasse oder Sirup zusammengehalten werden, sollte man sie einfach weglassen. Eine Futterumstellung auf Produkte ohne Zuckerzusatz mit vielen Ballaststoffen kann hier helfen. 

Fazit

Frisst das Kaninchen seine eigenen Köttel, ist das kein Grund zur Besorgnis. Im Gegenteil: Der sogenannte Blinddarmkot ist ein ausgezeichneter Vitamin-Lieferant, der dem Schlappohr zu mehr Gesundheit verhilft.

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Quellen

Themen Kaninchen
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