25. Dezember 2022, 16:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Oft taucht in Haushalten mit Kindern der Wunsch nach einem pflegeleichten Haustier auf, mit dem man kuscheln und spielen kann. Kaninchen, mit ihren süßen Schlappohren, dem weichen Fell und ihrer geringen Körpergröße scheinen da perfekt zu passen. Doch was viele immer noch nicht wissen: Kaninchen sollte man nie allein halten! Was droht, wenn man es dennoch versucht.
Leider werden die Anforderungen an die artgerechte Haltung von Kaninchen immer noch komplett unterschätzt. Die sozialen Tiere sind weder Kuscheltiere, noch sind sie für Kinder unter zehn Jahren geeignet. Zudem empfehlen Experten die Haltung in einem mindestens zehn Quadratmeter großen, isolierten Freigehege. Aber auch in der Wohnungshaltung benötigen sie einen gesicherten Freilauf von zehn Quadratmetern mit einer mindestens 80 Zentimeter hohen Umzäunung, da Kaninchen bis zu einem Meter hoch springen können. Sie brauchen Fressplätze, Buddel- und Rückzugsmöglichkeiten. Passen die Rahmenbedingungen, sollte man außerdem beachten, dass sie in der Natur in Gruppen leben. Kaninchen allein zu halten, bedeutet für die sozialen Tiere eine lebenslange Quälerei.
Wie sich Kaninche in der Gruppe verhalten
In der Gruppe beanspruchen Kaninchen ein gemeinsames Revier mit diversen Bauten und es herrscht meist eine feste Rangordnung. Oft leben auch ein weibliches und ein männliches Tier in einer Paargemeinschaft zusammen. Innerhalb der Gruppe legen sie verschiedene Verhaltensweisen an den Tag: Sie knurren, wenn sie ihre Ruhe haben wollen, sie stupsen sich an, wenn sie Körperkontakt möchten, oder sie liegen einfach eng aneinander gekuschelt stundenlang mit ihrem Partner zusammen. Zwischendurch wird sich gegenseitig geputzt oder sie hoppeln gemeinsam durch die Gegend und erkunden die Umgebung. Was Kaninchen in der Paar- oder Gruppenhaltung nicht kennen: Einsamkeit und Langeweile.
Kaninchen allein halten – das droht
Auch wenn man sich täglich zwei Stunden mit dem Kaninchen beschäftigt, ist es immer noch 22 Stunden allein. Und das 365 Tage im Jahr für circa sieben bis zehn Jahre, denn so alt werden die Nager meist in der Heimtierhaltung. Kaninchen, die ihr Leben allein womöglich noch in einem zu kleinen Käfig fristen müssen, zeigen häufig Verhaltensauffälligkeiten. Oft kauen sie Gitterstäbe an oder rütteln daran. Auch die Zerstörung von Gegenständen kann auftreten. Besonders verzweifelte Tiere legen autoaggressives Verhalten wie Selbstverletzungen oder Fellausrupfen an den Tag. Aufgrund eines fehlenden Partners bewegen sie sich weniger und neigen dann dazu, sich die Zeit mit Fressen zu vertreiben. Das wirkt sich wiederum negativ auf ihre Gesundheit aus. Meist werden sie übergewichtig und haben dann ein erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Wenn man meint, aus Platzgründen seien zwei Kaninchen zu viel in der Wohnung, sollte grundsätzlich von einer Anschaffung abgesehen werden.
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Übrigens: Andere Tierarten wie Meerschweinchen, Schildkröten, Katzen oder Hunde sind genauso wenig als adäquater Partner für ein Kaninchen geeignet wie der Mensch, denn sie weisen ein völlig anderes Sozialverhalten auf.
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Die Vergesellschaftung von Kaninchen
Hat man bereits ein Kaninchen angeschafft, ist es nie zu spät, ihm einen Artgenossen zu besorgen. Gerade wenn das Tier schon in die Jahre gekommen ist, kann ihm ein Artgenosse die vielleicht so lange vermisste Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vergesellschaftung bringen ein kastriertes Männchen und ein Weibchen mit sich. Auch zwei kastrierte Männchen sind möglich, ebenso zwei Weibchen. Zwei unkastrierte Rammler hingegen werden sich, sobald sie in die Geschlechtsreife kommen, heftige Rangkämpfe liefern, bei denen es zu schweren Verletzungen kommen kann.
Damit eine Vergesellschaftung friedlich verläuft, kann man verschiedene Vorbereitungen treffen. Man sollte niemals Käfig an Käfig aneinanderstellen, das stresst die Langohren nur. Am besten lässt man sie auf einem neutralen Grund, etwa einem Freigehege, das erste Mal aufeinandertreffen. Damit sie sich aus dem Weg gehen können oder falls es zu einer wilden Jagd kommt, sollten Röhren, Weidebrücken und Pflanzsteine installiert sein. Je größer das Gehege, desto entspannter verläuft die Zusammenführung. Dann kann man stückweise die Umgrenzung verkleinern, sodass sie sich früher oder später sozusagen gegenüberstehen. Vor dem ersten Date sollten natürlich beide beim Tierarzt auf ansteckende Krankheiten untersucht werden. Dann steht einem glücklichen Kaninchenleben nichts mehr im Wege!
Fazit: Ein einzelnes Kaninchen wird niemals ein glückliches Kaninchenleben führen. Dazu gehören mindestens zwei der liebenswerten, putzigen Langohren.
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Quellen
- Vier Pfoten, „Das Kaninchen als Heimtier“ (aufgerufen am 20.8.2022)
- Kaninchenhilfe, „Warum Kaninchen mindestens einen Artgenossen brauchen“ (aufgerufen am 20.8.2022)
- Kaninchenwiese, „Zusammenführung“ (aufgerufen am 20.8.2022)