5. Mai 2024, 7:51 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Viele Nutztiere darf man auch privat halten. Dies ist gerade bei Selbstversorgern beliebt, da man so hochwertige tierische Produkte für den Eigengebrauch erhält. PETBOOK zeigt sieben beliebte Nutztiere, die man im heimischen Garten halten kann.
Viele hoch verarbeitete Lebensmittel stehen im Verdacht, für unsere Gesundheit schädlich zu sein. Nicht nur deswegen wollen immer mehr Verbraucher wissen, woher ihre Lebensmittel stammen. Auch aus Tierwohlgründen entscheiden sich viele für die Selbstversorgung mit selbst hergestellten Produkten. Eier, Milch und Honig aus dem heimischen Garten sind ebenfalls eine Möglichkeit, um bei Lebensmitteln Geld einzusparen. Doch wie bei jedem Tier erfordert auch die Haltung von Nutztieren im Garten Sachkenntnis und Respekt vor dem Tierwohl.
Nutztiere im Garten brauchen einen geeigneten Platz
Jedes Nutztier, das man im Garten halten möchte, hat seine eigenen Anforderungen an eine geeignete Haltung und Behausung. Generell gilt für alle Tiere, dass sie vor Angreifern oder Fressfeinden geschützt werden müssen. Dies kann man durch geeignete Zäune und gesicherte Ställe und Gehege gewährleisten. Auch darf man den Platzbedarf vieler Tiere nicht unterschätzen.
In einigen Fällen muss man beim zuständigen Bauamt Genehmigungen für den Bau von Ställen oder Unterständen einholen. Die verschiedenen Bundesländer haben dazu unterschiedliche Regelungen getroffen. Im Zweifelsfall sollte man vor der Anschaffung von Nutztieren für den Garten bei der lokalen Gemeindeverwaltung Rat und Unterstützung suchen.
Rechtliches zu Nutztieren im Garten
Möchte man die tierischen Erzeugnisse verkaufen, ist es ratsam, dies beim Gewerbeamt anzumelden, da selbst kleine Beträge häufig als steuerpflichtige Einnahmen angesehen werden. Weitere Informationen erhält man beim lokalen Gewerbeamt.
Gleichzeitig sollte man sich bei vielen der hier aufgelisteten Nutztiere im Klaren darüber sein, dass die Haltung im Hinterhof zu Problemen mit den Nachbarn führen kann. Bienen im Nachbargarten oder ständiges Schnattern und Blöken sind gerade in dicht besiedelten Wohngebieten häufig ein Zankapfel. Mitunter ist es auch tierschutzrelevant, wenn nicht bestimmte Haltungsstandards beachtet werden.
Der weitere gesetzliche Rahmen sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden: Die meisten Nutztiere unterliegen dem Tiergesundheitsgesetz und müssen den entsprechenden Behörden, wie etwa Veterinäramt und Tierseuchenkasse gemeldet werden. Für unterschiedliche Arten wie Bienenvölker gibt es weitere Verordnungen zu beachten.
Kosten der Nutztierhaltung
Wenn man die Tiere wegen der Ersparnis beim Einkaufen hält, sollte man bedenken, dass auch diverse Unterhaltskosten auf Halter zukommen. Tierarztgebühren und Pflege, aber auch die Anschaffung und der Bau von Ställen verschlingen größere Summen. In der Regel kommen auch Futterkosten dazu, denn nicht allen Tieren genügt das Futter, das im heimischen Garten zu finden ist.
Beliebte Nutztiere für den Garten im Überblick
Bienen
Bienen zählen zu den beliebten Nutztieren – aber nicht nur aufgrund des Honigs, den sie produzieren. Die Tiere sind zusätzlich nützlich, um bei der Bestäubung von angebautem Obst und Gemüse zu helfen. Zudem tut man mit dem Halten von Bienen im eigenen Arten der Natur etwas Gutes und handelt damit nachhaltig, auch um dem allgemeinen Bienensterben entgegenzutreten.
In der Haltung sind Bienen ziemlich pflegeleicht, denn sie kümmern sich selbst um ihr Volk und benötigen in der Regel kein zusätzliches Futter. Nach der Anschaffung von Bienenstock und Imkereizubehör fallen meist wenig zusätzliche Kosten an. Die Tiere sind jedoch nach der bundesweiten Bienenseuchenverordnung anzeigepflichtig und jedes Volk muss von der kommunalen Verwaltung eine eigene Registernummer erhalten.
Auch interessant: Was braucht man, um Bienen im Garten zu halten? (myHOMEBOOK)
Hühner
Der Trend zur Selbstversorgung hat dazu geführt, dass Hühnerhaltung im privaten Bereich populär geworden ist. Häufig erwächst sie dem Wunsch zu wissen, aus welcher Haltungsform die Eier, die man isst, stammen. So leistet man mit biologischer Haltung in Eigenregie auch einen kleinen, positiven Beitrag gegen die Massentierhaltung von Hühnern.
Man muss aber auch einige Dinge beachten, wenn man Hühner im eigenen Garten halten möchte. Die Hühner brauchen einen geeigneten Stall, in dem sie besonders nachts vor Raubtieren geschützt sind, zudem sollten sie immer in einer Gruppe von mindestens zwei bis fünf Tieren gehalten werden. Wer auf günstigen Naturdünger hofft, sollte wissen: Die Hinterlassenschaften des Huhns müssen kompostiert werden, bevor sie als Dünger genutzt werden können.
Überdies muss die Haltung von Hühnern beim Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden und: Die Vögel benötigen auch gegen bestimmte Krankheiten eine Impfung. Nähere rechtliche Bestimmungen finden sich in der Geflügelpest-Verordnung.
Puten
Auch Puten darf man im eigenen Garten halten. Wenn man dies gewerblich, oder in einem Wohngebiet tun möchte, müssen entsprechende Genehmigungen für die Haltung eingeholt werden. Puten können darüber hinaus ziemlich laut werden, deswegen informiert man die Haltung am besten die Nachbarn und sensibilisiert sie, um Ärger zu vermeiden. Denn auch mit nur einer Pute im Hinterhof ist es nicht getan. Diese Tiere leben gern in der Gruppe.
Zudem sind Puten relativ stressempfindlich und sollten daher nicht in einem Vorgarten an einer stark befahrenen Straße gehalten werden. Pro Pute muss außerdem, wenn man die Tiere nach Bio-Mindeststandard halten möchte, 10 Quadratmeter Platz im Garten eingerechnet werden, gern auch mehr. Das Freigehege der Tiere sollte gut gegen Fressfeinde gesichert werden. Zusätzlich sollte ein sicherer Stall für die Unterbringung über Nacht eingerichtet werden.
Puten ernähren sich in der Regel von frischem Grünzeug und Insekten. Sind diese nicht ausreichend im Garten vorhanden, muss Eiweiß zugefüttert werden. Dies ist auch im Winter der Fall. Dann füttert man die Tiere am besten mit erhältlichen Futtermitteln und verfügbarem Frischfutter und tierischem Eiweiß.
Ziegen
Gerade kleine Ziegenarten eignen sich für die Haltung im Garten, mit entsprechendem Platz kann man auch größere Arten halten. Aber auch hier gilt es zu beachten: Ziegen sind Herdentiere und sollten immer in der Gruppe gehalten werden. Sie brauchen außerdem einen Unterstand für Hitze oder Regen, der groß genug für alle Tiere ist und in dem sie im Gruppenverbund schlafen können.
Die Anforderungen an die Haltung von Ziegen sind ziemlich umfangreich, denn die Tiere sind sehr neugierig und bewegungsfreudig. Daher benötigen sie unbedingt Möglichkeiten zum Auslauf – am besten auf Weideflächen – sowie zum Springen, Klettern und zur Beschäftigung.
Man sollte auch nicht den Futterbedarf der Tiere unterschätzen. Am besten eignen sich für sie daher mehrere Weideflächen. Ausbruchsichere Zäune sind für die Haltung von Ziegen ein Muss. Hier eignen sich beispielsweise Knotengitter- oder Elektrozäune. Stacheldrahtzäune hingegen sind nicht tierschutzgerecht, da sie zu Verletzungen führen können.
Ziegen eignen sich hervorragend als „natürliche Rasenmäher“. Ihre Milch und Wolle sind hochwertig und können zu Käse und Garn weiterverarbeitet werden. Ziegenkot ist zudem als Dünger für den Obst- und Gemüsegarten bestens geeignet.
Schafe
Die Haltung von Schafen im Garten ähnelt in vielerlei Hinsicht der von Ziegen. Auch Schafe brauchen einen Unterstand, wo sie sich bequem als Herde zusammenstellen können, wenn es regnet oder die Herde sich zum Schlafen zurückziehen will. Ein ausbruchsicherer Zaun, der die Tiere vor eindringenden Raubtieren und Nachbars Garten vor wolligem Besuch schützt, ist ebenfalls ein Muss. Schafe werden in der Regel zweimal im Jahr geschoren und benötigen eine kompetente Klauenpflege.
Gänse
Gänsehaltung im Garten braucht viel Platz und eine geeignete Badestelle. Die großen Laufvögel benötigen meist zusätzliches Futter, da ihnen das Weiden häufig als Nahrung nicht ausreicht. Gänse können bei guter Verpflegung bis zu 20 Jahre alt werden und neigen zu Territorialverhalten. Sie verteidigen Haus und Hof ähnlich wie Wachhunde. Auch werden sie ihren Haltern gegenüber anhänglich.
Laufenten
Die Haltung von Laufenten ist etwas ungewöhnlicher als die von Hühnern oder Gänsen, aber immer wieder finden auch sie sich im heimischen Garten. Denn für sie sind Schnecken tatsächlich für eine Delikatesse, was die Haltung von Laufenten bei Gärtnern beliebt macht. Sie sind allerdings etwas anspruchsvoller in der Haltung, denn sie haben ein enormes Laufpensum und brauchen einiges an Auslauffläche. Zudem benötigen sie eine Bademöglichkeit, am besten einen Gartenteich.
Laufenten werden zudem mit zwölf bis 15 Jahre relativ alt, man sollte sich daher vor der Anschaffung gut überlegen, ob man sich ein ganzes Entenleben lang um die Tiere kümmern kann oder möchte. Ähnlich wie anderes Geflügel, das man im Garten halten kann, unterliegen Laufenten dem Tiergesundheitsgesetz und der Geflügelpest-Verordnung. Somit sind sie meldepflichtig.
Die Tiere müssen ähnlich wie anderes Geflügel beim Veterinäramt zur Nachverfolgung von Vogelseuchen gemeldet werden.
Voraussetzungen und Tipps Schafe im Garten halten – so klappt‘s
Laufente
Frische Eier und mehr Hühner artgerecht im Garten halten – Tipps für Einsteiger
Quellen
- Bienenjournal, „Bienen halten: Was gilt rechtlich?“ (aufgerufen am 30.8.2022)
- Laufenten.info, „Voraussetzungen zur Haltung von Laufenten“ (aufgerufen am 30.8.2022)
- Selbstversorger, „Ziegen selber halten – die Grundlagen der Ziegenhaltung für Anfänger“ (aufgerufen am 30.8.2022)
- Geflügelpest-Verordnung
- Bienenseuchen-Verordnung
- Tiergesundheitsgesetz
- Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung