23. Januar 2024, 11:49 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Milo und Luna sind zwei Minischweine, die in den sozialen Netzwerken – insbesondere bei TikTok – ein Millionenpublikum begeistern. Dort geben ihre Halter Lisa und Luca einen Einblick in das Leben mit den zwei kleinen Schweinchen. PETBOOK sprach mit den Petfluencern über ein Haustier, das in Deutschland noch recht ungewöhnlich ist.
Milo und Luna sind zwei sogenannte Minischweine, also zwergwüchsige Hausschweine, und waschechte Petfluencer. Mit ihrem Content konnten die kleinen Schweinchen und ihre Besitzer schon mehr als 11,5 Millionen Likes für ihre Videoclips einsammeln. PETBOOK sprach mit den Haltern von Milo & Luna über die Herausforderungen im Alltag. Denn Schweine sind nicht unbedingt einfache Haustiere. Zwar sind sie als Nutztiere zu einem gewissen Grad domestiziert, doch im artgerechten Umgang mit den intelligenten Paarhufer gibt es einiges zu beachten, etwa bei der Erziehung. Im Interview verraten Lisa und Luca, wie sie das geschafft haben und warum die Schweinchen zum Training in die Hundeschule mussten.
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„Es gibt viele Vorurteile gegen Schweine, besonders gegen Minis“
PETBOOK: Wie seid ihr an die beiden gekommen?
Lisa: „Luca wollte schon seit seiner Kindheit Minischweine haben. Irgendwann kamen wir auf das Thema, und ich fand es eine coole Idee. Wir haben uns dann lange informiert und uns schließlich dafür entschieden. Unsere Minis stammen aus einer Zucht mit verschiedenen Rassen. Die Züchter begannen in den 1970er-Jahren, asiatische Minischweinchen einzukreuzen.“
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Content mit den beiden zu machen?
„Wir wussten, dass es ein polarisierendes Thema ist. Es gibt viele Vorurteile gegen Schweine, besonders gegen Minis. Wir wollten aufklären und sehen unseren Account als Infoquelle für Menschen, die auch gerne Minischweine hätten, oder sich überlegen, welche zu holen – oder sie einfach süß finden und mehr erfahren wollen.“
„Ach, das sind ja keine Hunde … das sind ja Schweine!“
Auf eurem Instagram-Kanal erzählt ihr, die größten Vorurteile sind, Schweine seien dreckig sind und machen alles kaputt. Könnt ihr das so unterschreiben?
„Nein, können wir nicht oder nur teils. Vor allem die Sauberkeit ist wirklich ein großes Thema. Schweine sind super saubere Tiere, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Sie trennen immer ihren Schlafplatz von ihrer Toilette. Unsere waren innerhalb von ein bis zwei Tagen schon stubenrein.
Auch dass sie alles kaputt machen können, unterschreiben wir nur halb. Es gab den einen oder anderen Vorfall, aber der hätte verhindert werden können. Wir empfehlen: keine Stehpflanzen. Diese landen schnell auf dem Boden, und dann ist alles voll mit Erde. Kartons sollten ebenfalls nicht am Boden stehen, diese werden sonst auch angefressen bzw. zerfetzt.“
Eure Schweine sind stubenrein. Wie habt ihr ihnen das beigebracht?
„Hier hat die Eingewöhnung eine große Rolle gespielt. Bei der Eingewöhnung hatten wir sie in einem Welpenlaufstall. Hier war immer ihre Toilette mit einer Wickelauflage drin gegenüber dem Schlafplatz. Da Schweine immer ihren Schlafplatz von der Toilette trennen, sind sie intuitiv auf die Toilette gegangen. Wir mussten ihnen also dahin gehend wirklich nichts beibringen. Es ging wie von selbst.
Als der Welpenlaufstall nicht mehr da war, wussten sie trotz allem immer, wo ihre Toilette ist. Inzwischen sind wir so weit, dass, wenn sie müssen, sie sich vor die Terrassentür stellen, und wir sie in den Garten hinauslassen. Sie gehen also nur noch, wenn sie länger alleine sind, auf ihre Toilette.“
Darum waren die Mini Pigs in der Hundeschule
Wie leicht oder schwer ist es, einem Schwein etwas beizubringen?
Schweine sind super schlaue Tiere. Sie verstehen bis zu 140 Kommandos und ihnen einen Trick beizubringen, dauert maximal zehn Minuten, vor allem wenn mit Gurke belohnt wird. Inzwischen können Luna und Milo ‚Sitz‘, ‚Turn around‘, ‚Jump‘, ‚Türe zu‘ – also sie können eine Türe schließen –, ‚Pfötchen‘, ‚komm zu Mama/Papa‘, ‚Infinity‘ (eine 8 um die Beine laufen), ‚ins Körbchen‘, ‚rein/raus‘ (in die Transporttasche).
Wie habt ihr die beiden dazu gebracht, an der Leine zu laufen?
„Stück für Stück. Erst haben wir sie an das Geschirr gewöhnt, indem wir das Geschirr über einen längeren Zeitraum angelassen haben. Als das kein Problem war, haben wir die Leinen angebracht und sie dann mit Salat oder Gurke angefüttert zum Laufen. Ganz klappt das noch nicht, aber Stück für Stück sind wir zuversichtlich, dass es immer besser klappen wird.“
Ihr wart mit den Schweinen sogar in einer Hundeschule. Warum?
Wir wollten von Anfang an, dass unsere Schweine sich an Hunde und andere Menschen gewöhnen. Im normalen Leben ist es nun mal so, dass man sowohl vielen Menschen als auch Hunden begegnet, und wir wollten, dass das kein Problem wird. Die Sozialisierung mit Hunden und Menschen hat durch die Hundeschule super geklappt.
„Am Abend kuscheln wir dann meist zu viert und schauen TV“
Wie sieht so ein typischer Tag im Leben der beiden aus?
„Eigentlich besteht ein typischer Tag von den beiden daraus, dass sie aufwachen und erstmal einen kleinen Snack bekommen. Schweine schlafen sehr viel, ca. 16 Stunden am Tag. Meistens spielen wir dann bzw. beschäftigen sie mit Schnüffelspielen oder neuen Tricks beibringen.
Über den Tag wird immer wieder geschlafen und natürlich immer wieder gegessen. Sie dürfen frei entscheiden, wann sie raus wollen und wann nicht. Dementsprechend verbringen sie im Sommer lieber ihre Zeit draußen im Garten. Jetzt im Winter sind sie lieber drinnen im Warmen. Über den Tag hinweg gibt es mehrere Spieleinheiten, Leckerbissen und Krauleinheiten. Am Abend kuscheln wir dann meist zu viert und sehen fern. Zum Schlafen geht es dann aber unter die Decke in ihr Körbchen.“
Welche Genehmigungen braucht man, um Minischweine zu halten?
„Die Anmeldung beim Veterinäramt und bei der Tierseuchenkasse ist Pflicht. Die Auflagen zur Haltung von Hobbyschweinen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Am besten informiert man sich beim örtlichen Veterinäramt.“
So viel kostet die Anschaffung eines Minischweins
Welche Kosten kommen bei einem Minischwein so auf den Halter zu?
„Die Erstanschaffung betrug bei uns etwa 2500 € (Schlafkissen, Spielzeug, Näpfe, Geschirr, Transportbox, Hundehütte, Welpenauslauf, Shampoo, Decken, Wickeleinlagen und natürlich die Schweine). Ohne Tierarztkosten rechnen wir mit etwa 100 Euro monatlich – maximal.“
Könnt ihr die Schweine alleine zu Hause lassen, wenn ihr mal unterwegs seid?
„Ja, das ist kein Problem für ca. 6-8 Stunden. Wir schauen jedoch immer, dass sie nicht allzu lange alleine sind. Wenn wir weg sind, läuft meistens Country Musik oder ein Podcast, das lieben die beiden. Die meiste Zeit schlafen sie aber, wenn wir nicht da sind. Das sehen wir durch unsere Kamera.“
Wie beschäftigt ihr die beiden?
„Mit verschiedenen Spielchen, hauptsächlich aus dem DIY-Bereich, wo es um Futtersuche geht. Tricks lernen lieben die beiden auch sehr. Ansonsten sorgen wir dafür, dass sie immer wieder neue Eindrücke bekommen, sei es durch Besuche bei Freunden oder Familie oder einfach mal neue Orte erkunden.“
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„Die Schweine haben unheimlich viel Charakter und so eine schöne Persönlichkeit“
Wie scheu sind die beiden gegenüber Menschen? Lassen Sie sich streicheln?
„Etwas scheu sind sie immer noch, trotz der Hundeschule. Luna ist allgemein etwas skeptischer gegenüber fremden Personen als Milo. Milo ist meistens derjenige, den wir auch mal auf den Arm geben, damit ein Foto gemacht werden kann.“
Milo und Luna sind ja knapp ein Jahr alt. Wie war die Pubertät mit ihnen? Man hört ja immer, dass Schweine in dieser Zeit extrem anstrengend sein können …
„Ja, man merkt es ihnen schon an, aber man lernt damit umzugehen. Es ist nicht immer leicht, aber was ist das auch schon? Es ist völlig okay, wir freuen uns einfach auf die gemeinsame Zeit mit den beiden Schweinchen. Sie haben so unheimlich viel Charakter und so eine schöne Persönlichkeit.“
Was ist euer Rat an Leute, die sich überlegen, sich auch Minischweine zu holen?
Im Vorhinein gut informieren. Minis sind süß, aber Minischweine gibt es bis zu 120 kg. Es gibt auch kleinere, aber das sollte einem bewusst sein. Ich sage gerne, Minis sind eine Mischung aus Hund und Baby. Sie brauchen viel Liebe, Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Es sind keine Hamster, die man im Käfig eingesperrt. Sie brauchen etwas zu tun. Es ist eine große Verantwortung, das sollte einem bewusst sein.