5. Januar 2024, 10:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele domestizierte Tiere kommunizieren mit dem Menschen über Laute. Gerade von Katzen und Hunden ist dies bekannt und gut untersucht. Laut einer neuen Studie verstehen wir jedoch auch das Gackern von Hühnern instinktiv.
Viele Tiere, darunter Hunde und Katzen, nutzen Laute, um mit Menschen zu kommunizieren. Meist können wir diese ziemlich gut einordnen. So hören wir klar raus, wenn unser Hund fröhlich oder alarmierend bellt. Doch Hunde und Katzen sind damit bei Weitem nicht die einzigen domestizierten Tiere. Auch Hühner verfügen über viele verschiedene Laute und drücken mit jedem Gackern etwas aus, dass der Mensch – laut einer Studie – intuitiv korrekt identifizieren kann.
Hühner gackern, um emotionalen Zustand zu zeigen
Forscher rund um Verhaltensforscherin Nicky McGrath von der University of Queensland in Australien haben herausgefunden, dass auch Hühner bestimmte Laute einsetzen. Dabei hat jedes Gackern eine eigene Bedeutung – je nachdem, wie sich die Tiere fühlen. Die Untersuchung erschien im Fachmagazin „Royal Society Open Science“.
Darin beschreiben die Wissenschaftler, dass viele Tiere und auch der Mensch Laute äußern, die emotionale Informationen weiterleiten. So verfügen sie über eine Blaupause an Lauten, mit denen sie anderen ihren Zustand und ihr Wohlbefinden mitteilen. Dass dies jedoch nicht nur bei Säugetieren, sondern auch bei Vögeln vorkommt, ist mittlerweile erwiesen.
Die Fähigkeit, ängstliche oder aggressive Laute zu erkennen, hat für Tiere einen klaren Vorteil. Denn so können sie einschätzen, ob für sie gerade Gefahr von einem anderen Tier ausgeht. Sie ziehen also aus ihrem Verständnis der Sprache einen Nutzen, um aggressiven oder jagenden Tieren zu gehen.
Menschen verstehen das Gackern von Hühnern instinktiv
McGrath und ihre Kollegen konnten nun in ihrer Studie zeigen, dass dies auch für positive Laute gilt. Und das bei einem Tier, was in erster Linie als Nutztier dient.
Um diese Ergebnisse zu erzielen, wurden Hühner nach der Pawlow’schen Methode konditioniert. Zum Beispiel präsentierte man den Tieren besonders schmackhafte Mehlwürmer und nahm die Rufe auf, die sie dann äußerten. Anschließend wurde ihnen konventionelles Futter oder ein Substrat, das die Tiere gern für ausgiebige Sandbäder benutzen, gezeigt. Das Gackern der Hühner wurde stets mit einem Mikrofon aufgenommen und in verschiedene positive oder neutrale Äußerungen geclustert.
Anschließend wurden diese Aufnahmen verschiedenen Probanden vorgespielt, die dann bewerten mussten, ob die Hühner gerade glücklich oder neutral gestimmt waren. Auch sollten sie sagen, ob die Hühner wohl gerade eine Belohnung gesehen haben, als sie ihre Rufe ausstießen. Insgesamt wurden 194 valide Fragebögen für die Studie untersucht.
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Verständnis für Hühnersprache ist universell
Ganze 69 Prozent aller aufgenommenen Rufe konnten von den Studienteilnehmern der korrekten Situation zugeordnet werden. Gerade, wenn die Hühner eine Belohnung sahen, waren die Teilnehmer am treffsichersten. In dieser Kategorie konnten 73 Prozent der Teilnehmer die freudigen Rufe richtig einordnen.
Um diese Ergebnisse zu erzielen, brauchte es außerdem nicht mal Erfahrung in der Tierhaltung. Die „Hühnersprache“ kann laut den Daten der Studie von Menschen also direkt verstanden werden. Probanden, die angaben, Erfahrung in der Hühnerhaltung zu haben, waren nicht nachweislich besser im Deuten der Hühner-Laute.
Auch spielte weder der Bildungshintergrund noch andere Erfahrung mit Tieren eine Rolle für die Ergebnisse. Damit ist eine lange umstrittene Tatsache nun erwiesen. Nämlich, dass Menschen in der Lage sind, auch Tiere anderer Gattungen – also nicht nur Säugetiere – gut zu verstehen.
Ergebnisse könnten helfen, emotionalen Zustand von Hühnern mit Gacker-KI einzuschätzen
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass ihre Ergebnisse langfristig dem Verständnis für Hühner helfen könnten. Unter anderem könne mithilfe von KI ein System entwickelt werden, dass den Gemütszustand von Hühnern überwacht. Egal, ob in privater Haltung oder konventionellen Mastbetrieben.
Wenn eine solche Überwachung zuverlässig wäre, würde dies eine bequeme und kostengünstige Möglichkeit bieten, das Wohlergehen von Hühnern anhand von Gackern zu überwachen. Gerade in der industriellen Hühnerzucht könne dies für mehr Tierwohl sorgen, heißt es in der Studie.
Außerdem sind die Wissenschaftler positiv gestimmt, dass Menschen selbst erkennen können, wann sie sich um die Tiere kümmern müssen. Dafür könne man auch Menschen, die sich mit den Tieren überhaupt nicht auskennen, sensibilisieren.
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Quelle
- McGrath N, Phillips CJC, Burman OHP, Dwyer CM, Henning J. 2024. Humans can identify reward-related call types ofchickens. Royal Society Open Science. 11: 231284.