10. März 2024, 6:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Viele Tiere nutzen soziale Interaktion zu ihrem Vorteil. Auch Kühe haben laut einer Studie eine komplexe Sozialstruktur, die sich in einer Leckordnung in der Gruppe zeigt.
Viele Tierarten pflegen und putzen einander. Besonders bekannt ist dieses Sozialverhalten bei Affen, die einander lausen oder auch bei Katzen, die einander mit Vorliebe abschlecken. Laut einer neuen Studie tun dies auch Kühe, allerdings gibt es bei den Tieren eine strenge Leckordnung.
Fremdputzen nach strenger Hierarchie
Dass Fremdputzen, auch Allogrooming genannt, bei Nutztieren häufig vorkommt, ist nicht neu. Esel zum Beispiel stellen sich gern paarweise auf und putzen einander an Stellen, die sie selbst nicht erreichen. Dieses Verhalten kann man auf der Weide gut beobachten.
Laut einer Studie scheint dies auch bei Kühen der Fall zu sein, die sich artgerecht und sozial verwalten können und nicht den ganzen Tag im Stall stehen. George Hodgson von der City University in Hongkong und seine Kollegen konnten dies bei frei lebenden Tieren nachweisen. Die Ergebnisse wurden im Fach-Magazin „Animal Behaviour“ veröffentlicht.
Im Sai Kung East Country Park in Hongkong leben seit einigen Jahrzehnten ausgewilderte Kühe, die dort dem ihrer Art gerechten Verhalten nachgehen. Die Gruppe besteht aus 55 Tieren, von denen zwei Fünftel männlich waren. Dabei zeigte sich, dass neun der Tiere nicht am gegenseitigen Belecken teilnahmen, sondern ausschließlich von anderen geputzt wurden. Diese verfügten wohl über den höchsten sozialen Status und hatten es nicht nötig, für sich selbst zu sorgen.
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Leckordnung bei Kühen offenbart weitere komplexe Strukturen
Es zeigte sich außerdem, dass Männchen häufiger Weibchen putzten, während sich bei weiblichen Kühen überhaupt keine Präferenz für Putzpflege zeigte. Höherrangige Kühe wurden zudem häufiger geputzt als Bullen. Zudem gab es die meisten positiven Interaktionen zwischen Tieren, die einander gleichgestellt waren.
„Dies deutet darauf hin, dass die Fellpflege nicht an ranghöhere Tiere gerichtet ist, um rangbedingte Vorteile wie Nahrung oder Schutz auszutauschen, wie es bei Primaten der Fall ist, sondern um soziale Bindungen zu stärken und die Zugehörigkeit innerhalb der Gruppe zu fördern“, so Hodgson in einer Pressemitteilung.
Dieses in der Rangordnung asymmetrische Verhalten könne der Wissenschaft wichtige Erkenntnisse liefern. Denn es könne aufzeigen, wie sich freundliche, soziale Interaktionen bei glücklichen Kühen entwickelt haben. Diese Haltungsform und das Allogrooming an schwer erreichbaren Stellen könne sogar positive Effekte auf die Gesundheit der Tiere haben. Denn Parasiten und übertragbare Krankheiten verbreiten sich in dieser frei lebenden Population weniger als in konventioneller Haltung.
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Quelle
- Hodgson, G. M., Flay, K. J., Perroux, T. A., Chan, W. Y., & McElligott, A. G. (2024). Sex and dominance status affect allogrooming in free-ranging feral cattle. Animal Behaviour.
- EurekaAlert.org, „A liking for licking“ (aufgerufen am 10.03.2024)