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Studie zeigt

Schweine sind sehr hilfsbereit und wollen Artgenossen aus stressigen Situationen retten

Eine. Gruppe von jungen Schweinen kuschelt auf der Weide
Wenige Tiere sind so verkannt wie Schweine. Viele sind sich nicht bewusst, wie intelligent und sozial die Nutztiere eigentlich sein können Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

5. August 2023, 9:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Laut einer neuen Studie sind Schweine sehr hilfsbereite Tiere, wenn sie einen Artgenossen in Not sehen. Dafür könnten die Tiere ihre ganz eigene Motivation haben.

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Für viele sind Schweine Nutztiere, die stinken, aber auf dem Teller gut schmecken. Dass sie jedoch noch so viel mehr als das sind, machen sich nur wenige bewusst. Schweine sind laut mehreren Studien ausdauernder als Hunde, verstehen Spiegelungen und können Aufgaben am Computer ähnlich gut lösen wie Primaten. Zudem sind sie sehr soziale Tiere, die Vorteile darin erkennen, wenn Menschen ihnen helfen. Dass Schweine auch untereinander sehr hilfsbereit sind, zeigt nun eine neue Verhaltensstudie.

Schweine öffnen Artgenossen die Türen

Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie in Dummerstorf und der Veterinärmedizinischen Hochschule aus Wien in Österreich, hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das Sozialverhalten von Schweinen näher zu beleuchten. Das Team um Liza R. Moscovice wollte untersuchen, ob Schweine hilfsbereit sind. Die Studie erschien vorab im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“. Die wissenschaftliche Begutachtung steht jedoch noch aus (Stand 3.8.2023).

Für ihre Untersuchung testeten die Nutztierforscher 75 Schweine, die in Sozialverbänden lebten. Um festzustellen, ob die Tiere ihren Artgenossen gegenüber hilfsbereit waren, wurde jeweils ein Tier in ein benachbartes Gehege gebracht, das durch eine Tür von den anderen getrennt wurde. In diesen beiden Abschnitten war ein Fenster installiert und ein Griff, der nur von außen geöffnet werden konnte. Das isolierte Schwein konnte sich dementsprechend nicht selbst befreien oder aus dem Gehege herauskommen.

Um die Tiere an den Versuch zu gewöhnen, wurden sie fünf Tage lang an das Anheben des Griffs zum Öffnen der Tür gewöhnt. Bereits hier zeigten die untersuchten Schweine eine hohe Intelligenz. Nur eins der getesteten Schweine lernte nicht selbstständig, den Griff zu benutzen. Die anderen Tiere taten dies spontan und ohne Anleitung. Während der Tests wurde dann jedes Schwein einmal isoliert, sodass die anderen es „retten“ mussten. In 85 Prozent der Fälle befreiten die Schweine das separierte Tier binnen 20 Minuten. Auch waren Schweine, die zuvor den isolierten Artgenossen durch das Fenster beobachtet hatten, schneller bereit zu helfen.

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Schweine reagieren auf Hilferufe von Artgenossen

Gab das gefangene Tier zudem lautes Quieken oder andere Signale der Not von sich, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass die anderen Schweine sich hilfsbereit verhielten. Stand ein Tier drei Minuten lang unter Stress, wurde es von den Wissenschaftlern befreit. Das Verhalten der Schweine erfüllt laut den Autoren der Studie damit einige Kriterien für gezielte Hilfe, könne aber auch für eine eigennützige Motivation sprechen. Die gezielte Hilfe ist mit dem Verständnis für die Bedürfnisse Anderer verbunden und davon motiviert. Zudem kann man das Verhalten eindeutig der sozialen Sphäre zuordnen, denn helfende Tiere beziehen aus dieser Aktion keinen Vorteil für sich selbst.

Mithilfe von Hormontests vor und nach den Versuchen konnten die Wissenschaftler auch belegen, dass die separierten Schweine Kortisol bilden. Das heißt, dass sie Stress empfinden, wenn sie von ihrer Sozialgruppe getrennt werden. In 67 Prozent der Fälle initiierte das hilfsbereite Schwein, welches den Artgenossen befreite, einen Nase-zu-Nase-Kontakt oder Nase-zu-Körper-Kontakt mit dem„geretteten“ Tier.

Die Forscher konnten jedoch auch feststellen, dass die hilfsbereiten Schweine weniger Kortisol im Blut hatten als die Gefangenen. Daraus folgern sie, dass die Tiere nicht durch die Notlage des Artgenossen motiviert waren, zu helfen. Das fehlende Stresshormon ließe eher darauf schließen, dass die Tiere nicht emotional involviert waren. Sondern eher, dass sie soziale Interaktion mit dem separierten Tier wünschten. Dies müssen jedoch weitere Forschungsarbeiten noch bestätigen.

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Quelle

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