17. September 2022, 13:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie gehören zur Familie der Pferde, sind in etwa so groß wie Ponys – und genießen nicht unbedingt den besten Ruf. Obwohl Esel noch immer in vielen Regionen der Welt als treue Arbeits- und Lastentiere eingesetzt werden, halten sich einige Vorurteile über sie hartnäckig. Was ist wirklich dran am Mythos vom „störrischen“ oder „dummen Esel“?
Unser heutiger Hausesel stammt vom Afrikanischen Wildesel ab, welcher vor etwa 4000 bis 5000 Jahren domestiziert wurde – vermutlich in Ägypten. Damit gehört der Esel zu den ältesten Haustieren des Menschen. Von der Stiftung Bündnis Mensch & Tier wurde er zum „Haustier des Jahres 2022“ ernannt. Mit der Wahl soll auf die vielen Talente und Fähigkeiten des unterschätzten Langohrs aufmerksam gemacht werden. Höchste Zeit, um mit einigen gängigen Mythen über den Esel aufzuräumen.
Übersicht
Hartnäckiger Mythos: Esel sind störrisch und dumm
Sie sind zwar eng mit den Pferden verwandt, dennoch verhalten sich Esel oftmals völlig anders als ihre Familienmitglieder. Während das Fluchttier Pferd bei Gefahr in der Regel Reißaus nimmt, rührt sich der Esel nicht von der Stelle. Er analysiert die Situation genau und überlegt, was zu tun ist. Dabei greift das Grautier auch auf seinen Erfahrungsschatz zurück und entscheidet dann, wie es am besten reagiert. Das ist weder störrisch noch dumm – sondern eigentlich ziemlich clever, oder?
Dennoch ist dieses Verhalten Grund für einen beliebten Mythos – Esel seien stur! Zumindest wirkt es auf uns Menschen so. Wer schon einmal mit einem Esel am Führstrick spazieren gegangen ist, hat sich wahrscheinlich geärgert, wenn das Tier unterwegs einfach stehen geblieben ist. Dabei ist diese stoische Art typisch Esel. Statt in Stresssituationen in Panik zu verfallen, verharren die Tiere einfach und wägen ab.
Wirklich wahr? Esel brüllen grundsätzlich laut
Bei der Eselhaltung kann es ziemlich laut zugehen – das geräuschvolle „I-Aah“ der Tiere kennt wohl jedes Kind. Das kann schon mal zu Ärger mit den Nachbarn führen. Aber warum brüllen die Langohren eigentlich so? Ganz einfach: Esel sind soziale Tiere, die bei der Kommunikation mit ihren Artgenossen unter anderem auf ihre Stimme setzen. Dabei verziehen sie ihr Gesicht schon mal zu einem komischen Grinsen.
Dieser Esel-Mythos ist also ganz praktisch: So blöken die Tiere beispielsweise, wenn sie miteinander spielen, ungeduldig auf Futter warten oder wenn sie eine Gefahr wittern. Deshalb halten auch immer mehr Schäfer Esel zusammen mit ihrer Schafherde: Die Grautiere schreien lauthals, wenn sich beispielsweise ein Wolf nähert und vertreiben das Raubtier mit ihrem Gebrüll.
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Stimmt’s? Esel sind häufig traurig
Einer der bekanntesten Esel der Welt ist wahrscheinlich „I-Aah“, das melancholisch-pessimistische Langohr aus den „Winnie Puuh“-Geschichten. Sein Schwanz ist mit einem Nagel am Körper befestigt und fällt immer wieder ab – das kann einem schon mal die Laune vermiesen. Generell sind Esel aber nicht trauriger als andere Tiere, sofern sie artgerecht gehalten werden.
Ganz im Gegenteil: Esel gelten als freundliche, sanftmütige Wesen, die sogar in der tiergestützten Therapie eingesetzt werden. Insbesondere in der Arbeit mit geistig und/ oder körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen können Esel durch ihre ruhige Art erstaunliche Erfolge erzielen: Sie schenken den kleinen Patienten Selbstvertrauen und helfen mit, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken. Dieser Mythos über traurige Esel erweist sich also nicht als wahr.
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Mythos Schönheit: Eselsmilch hat wundersame Kräfte
Die ägyptische Königin Kleopatra soll täglich in Eselsmilch gebadet haben, um ihre legendäre Schönheit zu erhalten. Noch heute gilt Eselsmilch als natürlicher Beauty-Booster, der den Kreislauf anregt und das Immunsystem stärkt. Zurecht?
Tatsächlich steckt die Milch der Eselstute voller wertvoller Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe. Insbesondere Allergiker und Menschen mit Hautkrankheiten können durch die Anwendung von Eselsmilchseife oder -lotion profitieren. Es muss ja nicht gleich ein Vollbad à la Kleopatra sein.
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Auszeichnung Warum das „Haustier des Jahres 2024“ eigentlich keines ist
Quellen
- Stiftung Bündnis Mensch & Tier, „Haustier des Jahres 2022 – Der Esel“ (aufgerufen am 07.09.2022)
- Planet Wissen, „Esel“ (aufgerufen am 07.09.2022)
- Peta, „Der Esel – 10 faszinierende Fakten über Esel“ (aufgerufen am 07.09.2022)