13. Januar 2023, 6:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Honigbienenvölkern kann frostige Kälte in der Regel nichts anhaben. Wenn es mitten im Winter dagegen ungewöhnlich mild ist, sorgt das bei den Insekten schon eher für Probleme. Vor allem dann, wenn es wieder kälter wird.
Das bisher milde Winterwetter stellt Bienenvölker vor Herausforderungen. Steigen die Temperaturen in warmen Wintern über zehn Grad, fliegen Bienen in der Regel aus, wie Inga Klingner vom Landesverband Bayerischer Imker in Nürnberg in einer Meldung der dpa erklärt. Normalerweise haben Bienen im Winter eine Art Winterruhe. Dabei ziehen sie sich ins Innere ihres Stockes zurück und bilden eine sogenannte Wintertraube. Dabei sitzen sie dicht an dicht und fressen sich durch ihre Wintervorräte.
Auch wenn es draußen Minusgrade vorherrschen, schaffen Honigbienen es so, im Stock Temperaturen um die 30 Grad Celsius zu halten, indem sie mit ihrer Flugmuskulatur Wärme erzeugen. Wirklich ruhig sind die Tiere also nicht, aber sie fliegen nicht mehr aus und haben außer Wärmen und Fressen keine Aufgaben zu erledigen.
Warme Winter stören die Winterruhe der Bienen
Steigen die Temperaturen über 10 Grad Celsius und scheint dazu noch die Sonne auf die Fluglöcher der Völker, beginnen Honigbienen auszufliegen. Ihre erste Aufgabe: auf die Toilette gehen. Denn Honigbienen verrichten ihr Geschäft ausschließlich draußen. Ein kurzzeitiger Temperaturanstieg kommt den Insekten daher sogar entgegen. Bleibt es länger mild, wird dies jedoch zum Problem, denn dann beginnen die Tiere vermehrt auszufliegen und auf Nahrungssuche zu gehen.
Das erhöht ihren Energieverbrauch, zugleich finden die Honigbienen kaum Nahrung. In manchen Regionen blüht zwar bereits die Hasel, deren Pollen von den Bienen gesammelt wird, aber kaum eine Pflanze bietet zu dieser Zeit Nektar. Den zuckrigen Pflanzensaft benötigen die erwachsenen Bienen jedoch für ihren Energiehaushalt. Zwar haben sie auch ihre Wintervorräte, diese sind jedoch schnell verbraucht, da die Tiere beim Fliegen und Sammeln weitaus mehr verbrauchen, als in der Wintertraube.
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Bei warmem Wetter beginnt die Königin Eier zu legen
Auch legt die Königin des Bienenvolkes bei solch milden Temperaturen bereits ihre Eier. Dabei sollte sich das Staatsoberhaupt im Winter schonen, erklärte Klingner. Die Arbeiterinnen des Bienenvolkes müssten dann die Brut versorgen und machten sich auf Futtersuche. Davon gebe es meist erst ab Februar und März genug.
Vor allem, wenn es nach einer wärmeren Periode wieder kalt wird, können die Bienen die Brut nicht mehr versorgen. Sie beginnen dann damit, sie aufzufressen, um ein Teil der Energie und Nährstoffe wieder einzuholen. Trotzdem besteht die Gefahr, dass die Vorräte im Volk durch die erhöhte Aktivität der Bienen in einem warmen Winter zu schnell verbraucht sind.
Imker müssen ihre Praxis überdenken
Bei Imkern sei deshalb eine höhere Aufmerksamkeit für die Bienen gefragt als in richtig kalten Wintern. Eine solche Situation dürfte es laut Klingner in Zukunft öfter geben. „Wir müssen unsere Imkerpraxis überdenken und anpassen.“ In der Regel lassen Imker ihre Völker über den Winter in Ruhe und stören die Tiere so wenig wie möglich. Schaut man aber erst wieder zu Winterende bzw. Frühjahrsbeginn ins Volk, kann es böse Überraschungen geben. Bienen, die kopfüber in den Zellen ihrer Waben stecken, sind oft ein sicheres Zeichen dafür, dass die Völker verhungert sind.
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Damit dies nicht passiert, sollten Imker die Temperaturen sowie das Wetter im Blick behalten. Vor allem in warmen Wintern gilt, lieber einmal öfter nach den Bienen zu schauen, um zu kontrollieren, ob die Völker noch genügend Futtervorräte haben. Diese können bei Bedarf vom Imker ergänzt werden.
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Warme Winter sind nicht nur eine Gefahr für Honigbienen
Sobald die ersten Frühlingsblüher für ein Grün in der Landschaft sorgen, fänden die Bienen meist von selbst genug Futter, sagt Klingner. Der Zeitpunkt hängt dabei stark vom Wetter und der jeweiligen Region ab. Wenn es etwa wie im Jahr 2021 bis weit ins Frühjahr hinein kalt und regnerisch sei, müssten Imker noch länger einen aufmerksamen Blick auf ihre Bienen haben.
Warme Winter gefährden nicht nur Honigbienenvölker, sondern auch ihre wilden Verwandten wie Hummel oder andere Wildbienenarten. So zeigte eine Studie der Penn State Universität in Pennsylvania, USA, dass warme Winter Wildbienen früher schlüpfen lassen. Dies führt bei den Tieren zu erhöhtem Gewichtsverlust und einer verringerten Lebensdauer.
Mit Material der dpa