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Auszeichnung

Warum das „Haustier des Jahres 2024“ eigentlich keines ist

Drei Alpakas stehen auf einer Wiese
„Wir passen nicht in ein Haus“ könnten sich Alpakas und Lamas angesichts ihres neuen Titels als „Haustier des Jahres 2024“ wohl denken Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

1. Dezember 2023, 10:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Das Lama und Alpaka sind gemeinsam von der Stiftung Bündnis Mensch und Tier zum „Haustier des Jahres 2024“ ernannt worden. Aber nicht nur sie, sondern auch die UNO schätzt die Kameliden sehr. Warum man trotzdem Distanz zu den Tieren wahren sollte.

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Lamas und Alpakas sind längst in Deutschland angekommen und werden als Nutz- oder auch als Haustier gehalten. Wobei der Begriff „Haustier“ dem Verhalten der Tiere nicht wirklich entspricht und für sie sogar schädlich sein kann. Gerade die von vielen als niedlich empfundenen Alpakas bedienen mit ihren großen Augen und dem lustigen, gelockten Fell voll das Kindchenschema. Aber auch die größeren Lamas sorgen bei vielen für Begeisterung. Vielerorts werden Wanderungen mit den Tieren angeboten, oder sie stehen sogar in Streichelzoos. Dass dies jedoch eine völlig falsche Haltung der Tiere darstellt, soll mit dem Titel „Haustier des Jahres 2024“ verdeutlicht werden.

UNO erklären 2024 zum Jahr der Kameliden

Die Vereinten Nationen erklären das Jahr 2024 zum Internationalen Jahr der Kameliden. Zu dieser Tierfamilie gehören sechs verschiedene Arten, vier davon kommen in Südamerika vor. Welche das sind und wie sie sich unterscheiden, erfahren Sie in diesem Artikel: Lama oder Alpaka? Diese Neuweltkameliden gibt es und so erkennt man sie.

Laut der Resolution der UNO seien die Tiere unter anderem ein wichtiges Element der kulturellen und spirituellen Identität indigener Völker. Außerdem spielten sie eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung des Klimawandels in unwirtlichen Gebieten und seien maßgeblich an den Funktionen der Ökosysteme beteiligt.

Aber auch die Produkte, die bei landwirtschaftlicher Haltung der Tiere entstünden, würden zur Bekämpfung des Hungers und der extremen Armut dienen und Arbeitsplätze für ländliche Gesellschaften schaffen. Deswegen soll mit dem Internationalen Jahr der Kameliden ein breiteres Bewusstsein für die Tiere geschaffen werden. Dazu zählt jedoch auch, dass diese Arten spezielle Bedürfnisse haben, denen nicht jeder Alpaka- oder Lama-Enthusiast gerecht werden kann.

Warum die Bezeichnung „Haustier des Jahres 2024“ eigentlich nicht auf Alpakas und Lamas zutrifft

Laut der Stiftung Bündnis Mensch und Tier sind Neuweltkameliden zunehmend beliebte Haustiere geworden. Lama-Wanderungen würden angeboten und Alpakas, wie Schafe, auf den Wiesen hinter dem Haus gehalten. Allerdings wirft das Bündnis auch die Frage auf, ob die Tiere dafür überhaupt geeignet sind und wirbt für mehr Verständnis für ihre „Sprache“. Was man alles für die Haltung von Alpakas benötigt, lesen Sie in diesem Artikel: Wie hält man Alpakas artgerecht?

Ein Alpaka im eigenen Garten – von diesem Traum hört man mittlerweile immer wieder. Allerdings liegt dort bereits das Problem. Alpakas und Lamas sind scheue Herdentiere, die nicht allein gehalten werden dürfen. Zudem sind wenige Gärten groß genug für die Andentiere. Für zwei Tiere benötigt man mindestens ein Grundstück von 1000 Quadratmetern Größe. Experten empfinden diese Herdengröße und Platzbedarf außerdem noch als viel zu wenig.

Zudem wehren sich Tierschützer und Alpaka-Experten gegen den Begriff „Haustier“. Denn er suggeriert, dass die Beziehung von Mensch und Kameliden positiv für die Tiere sei. Laut der Welttierschutzgesellschaft ist dies jedoch nicht der Fall. Denn Lamas und Alpakas sind Distanztiere und alles andere als Kuscheltiere. Zu enger Kontakt können zudem zu Fehlprägungen und Verhaltensstörungen führen. Die wenigsten Menschen seien in der Lage, ihnen eine tiergerechte Haltung zu bieten.

Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin

Meine Einschätzung

„Ich geb’s zu: Auch ich finde Alpakas und Lamas extrem süß und breche regelmäßig in Begeisterungsstürme aus, wenn ich welche sehe – mit weitem Abstand von den Tieren und stumm. Denn ich weiß, dass die scheuen Kameliden meinen Enthusiasmus nicht schätzen würden oder ich sie sogar verschrecken würde.
Auch empfinde ich den Begriff „Haustier“ im Zusammenhang mit ihnen als problematisch. Legal mag er zutreffen, wenn sie nicht als Nutztiere gehalten werden, allerdings suggeriert er eine Beziehung zwischen Mensch und Tier, die von ihnen nicht gewünscht ist und sogar schädlich sein kann. Sie ziehen nicht denselben Nutzen aus einer Verbindung mit dem Menschen wie Hund und Katze.
Allerdings will ich nicht ausschließen, dass ich in Zukunft nicht mal eine Alpaka-Herde haben werde. Sollte ich ein mindestens 4000-Quadratmeter-Gelände und viel Beratung für eine artgerechte Haltung haben …“Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin
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Quellen

Themen Alpakas
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