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Neuweltkameliden

Wie hält man Alpakas artgerecht?

Zwei artgerecht gehaltene Alpakas schauen in die Kamera
Alpakas lösen bei vielen Menschen Begeisterung aus, da sie flauschig aussehen und mit ihren großen, dunklen Augen an Teddybären erinnern. Foto: iStock/MayaCom
Louisa Stoeffler
Redakteurin

1. November 2022, 15:20 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Viele Menschen finden Alpakas sehr niedlich und hegen den Wunsch, selbst welche zu besitzen, oder mit ihnen zu kuscheln. Doch die Andenbewohner sind anspruchsvoll in der Haltung und sollten keinesfalls als Kuscheltiere verstanden werden.

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Wenige Tiere, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, üben eine derartige Faszination auf Menschen aus, wie das Alpaka. Das flauschige Fell, der komisch anmutende, lange Hals und die großen, braunen Augen machen die Tiere auf jeder Weide hierzulande zu einem Blickfang. Doch sind die empfindlichen Tiere auch oft verkannt und als Kuscheltiere empfunden, was zu Tierleid führen kann. Doch wie hält man Alpakas artgerecht? Was brauchen die ursprünglichen Andenbewohner, um sich bei uns wohlzufühlen? PETBOOK hat bei einer Alpaka-Expertin nachgefragt und zeigt alles Wissenswerte im Überblick.

Darf ich überhaupt Alpakas halten?

Das Halten von Alpakas unterliegt zwar einigen Regeln, ist aber grundsätzlich erlaubt, solange man die Haltung als artgerecht bezeichnen kann. Je nachdem, ob man die Tiere als Haus- oder Nutztier halten möchte, zeigen sich jedoch Unterschiede.

Haltung als Haustier

Man darf Alpakas in Deutschland unter dem rechtlichen Begriff „Haustier“ halten. Doch unüberlegt sollte man sich die Tiere nicht anschaffen, denn sie fallen nicht nur unter den Schutz des Tierschutzgesetzes (Paragraf 11), sondern auch unter die Viehverkehrsordnung. Das bedeutet im Einzelnen, dass Halter eine gewisse Sachkenntnis über die Tiere nachweisen müssen, die räumlichen Gegebenheiten vorweisen sowie Buch führen müssen über Herdengröße und Medikamentengabe.

Haltung im Garten

Vom Halten eines Alpakas im Garten ist abzuraten, denn dies ist nicht artgerecht. In den wenigsten Fällen genügt der heimische Hinterhof den Ansprüchen der Tiere. Die Vorstellung, sich ein Alpaka als Haustier in den Garten zu stellen ist ebenfalls tierschutzrelevant, denn Alpakas dürfen nicht einzeln gehalten werden. Laut der Alpakazüchterin Michaela Maluche vom Verein der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden e. V., gäbe es jedoch bereits die ersten Tierschutzfälle, weil viele Menschen Alpakas so süß fänden und sie im Garten haben möchten.

Haltung als Nutztier

Hält man Alpakas als Nutztiere, sprich gewerblich, gelten andere Regeln als für die Haltung als Haustier. Der Amtstierarzt muss die Situation vor Ort prüfen, ein Gewerbe muss bei den örtlichen Behörden angemeldet werden und man muss verschiedene Sachkundenachweise vorweisen.

Sind Alpakas meldepflichtig?

Laut Paragraf 24 der Viehverkehrsordnung sind Klauentiere und Kameliden, unter die auch Alpakas fallen, meldepflichtig. Gehaltene Tiere müssen entsprechend dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Allerdings gibt es noch keine einheitliche Kennzeichnung, wie zum Beispiel eine Ohrmarke, die die Tiere tragen sollen. Trotzdem empfiehlt es sich, die Tiere chippen und registrieren zu lassen. Verschiedene Alpaka-Vereine bieten diese Möglichkeit an.

Wie viel Platz brauchen Alpakas, damit man sie artgerecht halten kann?

Wie viel Platz Alpakas, laut dem Gesetz mindestens haben sollten, wird im Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft definiert. PETBOOK hat Michaela Maluche gefragt, ob der gesetzliche Rahmen reiche. Die Chefredakteurin des Fachmagazin LAMAS sagte, er reiche, wie fast immer, nicht. Vorgeschrieben seien 1000 qm für 2 Alpakas und für jedes zusätzliche Tier weitere 100 qm. Das sei viel zu wenig, da Alpakas Kotflächen anlegten, die mit der Zeit immer größer werden. „Man braucht Wechselweiden, um die Flächen zu bearbeiten oder diese auch mal ruhen zu lassen“. So könne man auch den Parasitendruck verringern und Verdichtung vermeiden.

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Sind Alpakas als an das Leben in unseren Breitengraden angepasst?

Alpakas tragen ein sehr dichtes Fell, da sie ursprünglich aus den Anden stammen. In diesem Hochgebirge wird es manchmal empfindlich kalt. Passen Alpakas also überhaupt in unsere Breitengrade? Maluche sagte PETBOOK dazu: „Wenn man bestimmte Dinge beachtet, können Neuweltkameliden (sprich: Alpakas und Lamas) hier gut gehalten werden“. Dazu gehört unter anderem das regelmäßige Scheren der Tiere.

Zudem sind die Böden in einigen Regionen Deutschlands arm an Selen, daher sollte das Spurenelement zugefüttert werden. Auch in der dunklen Jahreszeit, in der es weniger Gras zu fressen gibt, können die Tiere zusätzliche Vitamine gut gebrauchen. Dann empfiehlt es sich, die Vitamine A, D und E zuzufüttern.

Was braucht man alles, um Alpakas artgerecht zu halten?

Neben den bereits genannten Futterzusätzen aus Spurenelementen und Vitaminen, benötigen Alpakas folgende Dinge, um artgerecht gehalten zu werden:

  • große Flächen
  • Artgenossen
  • geeignete Unterstände für die gesamte Herde
  • trockene Liegeflächen
  • mehrere Fressplätze mit Heu
  • ständig frisches Wasser
  • Mineralergänzung in Form von Lecksteinen, je nach Region und Boden unterschiedlich

„Außerdem müssen die Zäune für Neuweltkameliden geeignet sein, also auf keinen Fall aus Stacheldraht oder Schafsnetzen bestehen“, findet Michaela Maluche.

Hierzu hat der Alpaka Zuchtverband Deutschland e. V. eine Leitlinie definiert. Die Weideflächen könnten mit verschiedenem Zaunmaterial eingezäunt werden. Dazu zählten Drahtgeflecht, Maschendrahtzaun oder Elektrozaun. Der Zaun müsse mindestens 1,30 m bis 1,50 m hoch sein, damit ihn die Tiere nicht überwinden könnten. Auch müsse das Durchschlüpfen unter den Zaun verhindert werden. Dazu empfiehlt es sich, den Zaun dicht über dem Boden anzubringen.

Zudem ist eine reine Stallhaltung von Alpakas nicht artgerecht, die Tiere brauchen viel Auslauf. Aber auch ein Unterstand gegen Hitze und Regen ist notwendig.

Wie groß sollte eine Alpakaherde sein?

„Neuweltkameliden sind Herdentiere, also mindestens zwei, aber besser mindestens vier Tiere pro Herde“, klärt Michaela Maluche PETBOOK über die minimale Herdengröße von Alpakas auf. Es zählten auch nur Alpakas oder Lamas als Herdenmitglieder, keine anderen Tiere.

Zudem rät der Alpaka Zucht Verband e. V. von der Haltung nur eines Alpaka-Pärchens ab. Der Verband empfiehlt die Haltung von mindestens zwei Stuten oder zwei Hengsten, aber nicht auf einer Weide. Besser sei es jedoch, mindestens drei Tiere zu halten, um Hierarchiebildung zu ermöglichen. Auch Wallache könnten mitgehalten werden.

Vertragen sich Alpakas mit anderen Tieren?

„Die Vergesellschaftung mit anderen Tierarten ist wegen Hygiene, Parasitengefahr, unterschiedlichem Fress-/Kot-Verhalten und unterschiedlicher Körpersprache nicht zu empfehlen“, erklärt Michaela Maluche PETBOOK. „Wenn sie durch einen Zaun getrennt sind, kein Problem, aber sie sollten nicht dieselbe Weide nutzen“. Dies gelte auch für zeitversetzte Nutzung von verschiedenen Tierarten wegen der Gefahr, dass Parasiten auf die Tiere übertragen werden würden.

Welches Futter braucht man für eine artgerechte Haltung von Alpakas?

„Grundsätzlich ernähren sie sich von Gras. Sie brauchen aber auch ganzjährig gutes Heu zur freien Verfügung“, sagt die Alpaka-Expertin zu PETBOOK. Auch benötigten sie, je nach Region und Boden, Mineralergänzungen. Zudem könnten verschiedene Tiere einen Mehrbedarf an Futter haben, darunter ältere und untergewichtige, trächtige und laktierende Alpakas, oder Decktiere.

Es gibt jedoch auch eine Reihe von Pflanzen und anderen Dingen, die Alpakas auf keinen Fall fressen dürfen, da diese für sie giftig sind, oder sie diese nicht vertragen. Dazu zählen unter anderem:

  • Bittermandel
  • Eibe
  • Efeu
  • Eisenhut
  • Goldregen
  • Hahnenfußgewächse
  • Herbstzeitlose
  • Jakobskreuzkraut
  • Kirschlorbeer
  • Nachtschattengewächse
  • Oleander
  • Rhododendron
  • Stechapfel

Aber auch verschiedene Obstsorten und Brot sollten die Tiere nicht zu fressen bekommen. Obst enthält zu viel Zucker und Gebäcke können im Magen der Tiere aufquellen. Am besten bringt man ein „Füttern verboten“ Schild an der Alpaka-Weide an, um Fütterungsfehler aus falsch verstandener Tierliebe zu vermeiden.

Ist Alpakakot als Dünger geeignet?

Alpakas nehmen jeden Tag viel Gras zu sich und scheiden dieses wieder aus. Daher stellt sich die Frage, ob man den Kot der Tiere auch zum Düngen benutzen kann. „Ja“, gibt die Alpaka-Expertin Maluche PETBOOK als eindeutige Antwort. Das sehe man schon an den Kotarealen der Alpakas, da sei das Gras immer dunkler, dicker und höher.

Alpaka-Kot enthält Stickstoff, Kalium und Phosphat und kann auch ohne Kompostierung für das Düngen des Gartens oder von Balkonpflanzen genutzt werden. Zudem enthält er wenig Wasser und ist geruchsarm.

Kann man Alpakas an Menschen gewöhnen oder ist das nicht artgerecht?

„Alpakas wurden in Südamerika seit jeher nur für die Fasergewinnung und Fleischgewinnung gezüchtet. Sie sind die Nähe des Menschen im Prinzip nur vom Scheren einmal im Jahr gewöhnt“, ordnet Michaela Maluche die Neuweltkameliden für PETBOOK ein. „Alpakas sind scheu, weil sie Fluchttiere sind und keine Kontakttiere“.

Man könne einige Alpakas, aber sicher nicht alle, an den Kontakt mit Menschen gewöhnen. „Das sollte dosiert werden, immer nur auf freiwilliger Basis vonseiten des Tieres und alles immer in Ruhe geschehen. Denn Alpakas mögen keine Hektik und lauten Trubel“. Jedes Alpaka habe individuelle Charakterzüge, also fänden einige den Kontakt mit Menschen gar nicht schön. Wenn man die Tiere berühren wolle, dann solle man dies nicht am Kopf tun.

Was muss man bei der Alpaka-Pflege beachten?

Alpakas sind pflegeintensive Tiere und benötigen unter anderem in folgenden Bereichen eine kompetente Behandlung:

Schur

„Alpakas müssen mindestens einmal jährlich vor der heißen Jahreszeit geschoren werden, also meist ab Ende April bis Ende Mai“, erklärt Michaela Maluche die Fellpflege der Tiere für PETBOOK. Huacaya-Alpakas müssten jährlich geschoren werden, Suri-Alpakas alle 1 bis 2 Jahre.

Bevor man sich Alpakas anschaffe, sollte zudem frühzeitig geklärt werden, wer scheren kann, findet die Expertin für Neuweltkameliden. Es gebe aber auch Scherkurse, damit man es selbst lernen kann, denn in vielen Fällen sei es schwierig, einen Scherer zu finden. „Besonders, wenn man nur eine kleine Herde hat“.

Zehenpflege

Alpakas sind sogenannte Schwielensohler, d. h. sie tragen keine Klauen, sondern Zehennägel, die in regelmäßigen Abständen eine Pediküre benötigen. Diese nutzen sich aber in der Regel auf härterem Boden, also bei Steinboden im Stall, auch gut von selbst ab.

Zahnpflege

Alpakas sind Wiederkäuer und ihre Zähne wachsen ein Leben lang. Da das Gras in Deutschland jedoch sehr weich ist, können die Tiere sich diese ohne ausreichend Raufutter in Form von Heu nicht gut abschleifen. Daher ist ständige Kontrolle der Zähne durch einen Tierarzt empfehlenswert.

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Quellen

Themen Alpakas
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