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Tipps und Erfahrungen

Wie man sich verhalten sollte, wenn man Tieren beim Wandern begegnet

PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler streichelt im Allgäu eine Kuh
Beim Wandern auf bewirtschafteten Wiesen lässt sich eine Begegnung mit einer Kuh meist gar nicht vermeiden – nicht immer sind sie so friedlich wie dieses Exemplar Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler
Louisa Stoeffler
Redakteurin

28. Juni 2023, 11:06 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Gerade im Sommer wollen viele Menschen raus aus dem Alltag und die Natur beim Wandern genießen. Doch was sollte man tun, wenn die Route direkt über eine Weide führt und man beim Laufen Tieren wie Kühen begegnet? Darf man die Tiere streicheln, wenn sie neugierig auf einen zukommen? PETBOOK gibt Tipps.

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Wandern ist eine Freizeitaktivität, die bei vielen für absolute Entspannung sorgt. Egal, ob nur für einen Tag oder wochenlanges Trailwandern: Man kommt raus, kann die Natur genießen und lässt den Alltagsstress mit jedem Schritt weiter hinter sich. Nicht selten begegnet einem dabei das ein oder andere Tier. Ob Wisente am Tegeler Fließ oder Milchkühe auf der Nagelfluhkette – PETBOOK-Redakteurin und passionierter Fernwanderin Louisa Stoeffler ist schon so manches Tier beim Wandern begegnet. Im Folgenden verrät sie, was man dabei beachten sollte.

Allgemeine Verhaltenstipps zur Begegnung mit Tieren beim Wandern

Egal, ob Kuh, Esel oder Ziege: Beim Wandern gibt es einige allgemeine Regeln, die man bei der Begegnung mit Landtieren beachten sollte. Tendenziell denke ich, dass jedes Tier Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eines auf einer Weide beobachten kann. Und dort sollten sie auch bleiben, denn auf keinen Fall sollte man über Zäune auf die Weiden oder Almen klettern, um den Weg abzukürzen. Oder die Tiere zu stören.

Gatter wieder richtig schließen

Allerdings lässt sich, gerade in Gegenden, wo Wanderwege über Felder und Weiden führen, der Kontakt mit Tieren kaum vermeiden. Manche suchen ihn sogar, wenn sie an Menschen gewöhnt sind. Zuallererst gilt für jede Überquerung einer Weidefläche, dass man beim Betreten und Verlassen darauf achtet, die Gatter wieder richtig zu verschließen. Manche Torsysteme arbeiten mit Karabinerhaken, Schlössern oder anderen Riegeln, die man wieder einrasten lassen muss, nachdem man sie geöffnet hat. Andere Gatter bestehen aus Drehtüren, die einen eingebauten Widerstand haben, oder nach dem Prinzip eines Kippschalters funktionieren. Auch diese sollten in geschlossener Position sein, nachdem man durch die hindurch ist.

Niemals Tiere füttern

Des Weiteren versteht es sich von selbst, dass man die Tiere nicht füttert! Selbst wenn man ihnen etwas Gutes tun möchte, sollte man ihnen keine Karotte oder gar eine überzählige Brotzeit aus dem Rucksack anbieten. Auch sollte man den Tieren keine Gräser, Kräuter oder Blumen geben, die sich außerhalb ihrer Einzäunung befinden. Für den Laien ist nicht zu erkennen, welche Pflanzen die Tiere vertragen und welche nicht. Beispielsweise löst Jakobskreuzkraut bei Schafen starke Vergiftungserscheinungen aus. Man tut den grasenden Tieren also absolut keinen Gefallen, wenn man sie mit den gelben Blüten füttert.

Tiere nicht bedrängen

Ganz besonders wichtig ist natürlich der Respekt vor den Tieren. Bei den meisten Nutztieren befinden sich die Augen an den Seiten des Kopfes, was ihnen einen guten Rundumblick ermöglicht. Es bedeutet aber auch, dass sie vorn nichts sehen. Deshalb sollte man sich ihnen nie frontal nähern, um sie nicht zu erschrecken. Außerdem können laute Geräusche oder aufdringliches Verhalten großen Stress bei den Tieren auslösen. Deshalb sollte man sie auch nicht anstarren. Ich habe schon Ziegenherden gesehen, die nach der Durchwanderung ihrer Weide durch eine lärmende Schulkasse erschöpft und schwer atmend auf dem Boden lagen. Daher sollte es selbstverständlich sein, auch andere auf das richtige Verhalten im Umgang mit Weidetieren hinzuweisen.

Wie verhalte ich mich, wenn ich einer Kuh begegne?

Bei Wanderungen durch bewirtschaftete Gebiete wie zum Beispiel dem Allgäu ist es manchmal unvermeidlich, auf dem Weg zum nächsten Gipfel über die ein oder andere bewirtschaftete Fläche zu laufen. An Tagen, wo Gülle ausgefahren wird, ist der Geruch nach Natur und Kuhausdünstungen dann geradezu umwerfend. Denn so manch offizieller Trail führt nicht nur über frisch gedüngte Felder, sondern auch über Kuhweiden. Daher ist ein angemessenes Verhalten bei Begegnungen Tieren beim Wandern besonders wichtig. Dabei gilt es auch auf verschiedene Kuhtypen zu achten, auf die man treffen kann.

Ochsen und Bullen

Natürlich sollte man kein Tier willentlich provozieren. Doch gerade bei Bullen und Ochsen (kastrierte männliche Rinder) kann es auch ohne Absicht mal zu territorialem Verhalten kommen. Kühe, die sich provoziert fühlen, senken den Kopf, schnauben und scharren mit den Hufen. Bullen sind zudem meist mit Absicht allein auf einer Weide, da sie gerade keine Kühe decken und auch nicht zu ihnen gelangen sollen, da sie gerade trächtig sind oder ihre Kälbchen geboren haben. Von diesen Rindern hält man am besten mindestens 50 Meter Abstand und geht festen und ruhigen Schrittes weiter. Wird die Situation jedoch brenzlig, empfiehlt der Deutsche Alpenverein im absoluten Notfall dem Tier einen Klaps mit dem Wanderstock auf die Nase zu geben.

Mutterkühe und Kälber

Wenn man auf seinen Wanderungen Kühen begegnet, die gerade Kälber säugen, sollte man ganz besonders vorsichtig sein. Auch um diese Tiere sollte man einen weiten Bogen machen. Denn die Alttiere verteidigen ihre Jungen, wenn sie eine Gefahr für sie erkannt haben. Auch wenn Kälbchen wirklich niedlich wirken, sollte man sie auf keinen Fall streicheln, denn sie sind den Umgang mit Menschen nicht gewohnt und wären großem Stress ausgesetzt.

Färsen

Junge Kühe, die noch keine eigenen Kälbchen geboren haben, werden auch Färsen genannt. Diese erkennt man leicht daran, dass sie noch etwas schlanker sind als Milchkühe. Tatsächlich verhalten sich Färsen aber auch ungestüm wie Jugendliche, die miteinander raufen oder mit hoppelnden Sprints ein wenig zusätzliche Energie loswerden wollen. Auch diesen Tieren sollte man sich nicht nähern. Zudem sollte man sie stets gut im Blick behalten, falls der jugendliche Leichtsinn wieder mit ihnen durchgeht und sie auf einen zukommen.

Milchkühe

Die gelassensten Rinder, denen man beim Wandern begegnen kann, sind Milchkühe. Diese älteren Tiere sind in der Regel schon unzähligen Touristen begegnet, schätzen teilweise sogar die Interaktionen und gehen aktiv auf Menschen zu. Gerade an Orten, wo viele Wanderer entlanggehen, wollen manche Tiere sogar getätschelt werden oder lecken Wanderern über Hände und Arme. Dies tun sie, um die Salze aus dem Schweiß aufzulecken. Das kann eine sehr lustige Erfahrung sein, wenn man dies zulassen möchte. Allerdings sollte man dabei auf mineralischen oder ökologischen Sonnenschutz setzen, damit die Tiere keine Schadstoffe von der Hand lecken.

Was gilt bei einer Begegnung mit Ziegen und Schafen?

Auch Ziegen und Schafen kann man auf so manch offiziellem Wanderweg begegnen. In der Regel sind diese Gehege mit Warnschildern und Gattern gekennzeichnet. Schafe sind meist, selbst wenn sie Menschen gewohnt sind, eher schüchtern und gehen nicht aktiv auf Wanderer zu.

Anders sieht es bei Ziegen aus, die ähnlich wie Milchrinder gern Salze von erhitzten Wandererbeinen schlecken. Wenn eine Ziege entdeckt hat, dass es Aufmerksamkeit und einen menschlichen Leckstein gibt, ist man auch mal schnell von drei oder mehr Tieren umringt. Manche drücken auch ihre Köpfe gegen einen und fordern Krauleinheiten hinter den Ohren oder am Hals ein. Wenn man von einer Herde umringt ist, oder sich bedrängt fühlt, sollte man sich langsam, aber bestimmt, zurückziehen. Denn Ziegen sind in ihrer Gier nach Mineralien und Salzen nicht besonders vorsichtig und stellen sich schon mal auf menschliche Füße oder rempeln einen an, um einen guten Platz an der Wade zu ergattern.

PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler ist einer sehr freundlichen Ziege auf der Wanderung begegnet
Ziegen kennen meist sehr wenig Berührungsängste mit Menschen und sorgen mit ihrem Verhalten für Heiterkeit Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler

Tierbegegnung beim Wandern – was bei Eseln zu beachten ist

Esel sind ruhige und friedfertige Tiere, die in Familienverbänden leben. Männliche Esel stehen jedoch allein auf einer Weide und verhalten sich territorial. Dies lässt sich leicht erkennen, wenn die Tiere bei Sichtkontakt ihre typischen Laute äußern und beginnen, mit hievendem Bauch auf Menschen zuzulaufen. In diesem Fall sollte man sich schnell, aber ohne panische Bewegungen von der Eselweide entfernen.

Anders verhält es sich, wenn man auf eine Eselherde trifft. Die Tiere haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten in der Gruppe. Sie stellen sich sogar paarweise auf und putzen einander. Dabei sollte man sie natürlich nicht stören. Im Gegensatz zu Pferden sind Esel jedoch keine Fluchttiere, sondern bleiben eher stehen, wenn sie eine Gefahr wahrnehmen. Daher sollte man nicht davon ausgehen, dass ein Esel gestreichelt werden will, wenn er ganz ruhig dasteht. Scharrt er noch zusätzlich mit den Hufen, dann sollte man sich als Wanderer rasch entfernen. Ein entspannter Esel, der den Kontakt mit Menschen wünscht, bewegt sich, stupst Wanderer mit den Nüstern oder der Schnauze leicht an und lässt sich am Hals kraulen oder über den Rücken streichen.

PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler streichelt einen Esel
Esel sind von Natur aus sehr ruhige Tiere, schätzen aber auch, wenn Menschen ihnen Aufmerksamkeit schenken Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler

Was tun, wenn man beim Wandern mit dem Hund anderen Tieren begegnet?

Ein Sonderfall beim Wandern ist es, wenn man mit seinem Hund unterwegs ist. Gerade wenn dieser den Umgang mit Weidetieren nicht gewohnt ist oder einen starken Jagdtrieb hat, kann eine Begegnung mit anderen Tieren beim Wandern zur Herausforderung werden. Am besten hält man das Tier an einer kurzen Leine bei der Überquerung einer Weide. Wenn man einen Hund dabei hat, sollte man zudem nicht anhalten, selbst wenn die anderen Tiere signalisieren, dass sie Kontakt wollen. Die Situation könnte zu leicht eskalieren.

Wird der eigene Hund unruhig, kann es – gerade mit einem Bullen oder einer säugenden Kuh – zu gefährlichen Situationen kommen. Der Deutsche Alpenverein empfiehlt daher, den Hund von der Leine zu nehmen, sobald Weidetiere wirklich zum Angriff übergehen. Kommt es zu einer kritischen Situation, kann er sich so selbst in Sicherheit bringen. Wenn Sie noch mehr zu diesem Thema lesen wollen, werden Sie in diesem Artikel fündig: Worauf es beim Wandern mit Hund ankommt.

Begegnung mit Herdenschutzhunden

Wenn man beim Wandern einem Herdenschutzhund begegnet, ist besondere Wachsamkeit gefordert. Auch zu diesen Tieren sollte man mindestens 50 Meter Abstand halten, denn sie sind darauf spezialisiert, die Herde der Nutztiere, die sie Tag und Nacht bewachen, zu verteidigen. Besonders brenzlig kann es werden, wenn man selbst einen Hund dabei hat. Dieser kann von seinem Artgenossen als besondere Bedrohung wahrgenommen werden. Mir persönlich ist bei allen Wanderung noch kein Herdenschutzhund auf einer Weide begegnet. Es ist jedoch nicht auszuschließen, auf einen zu treffen, da die Tiere verstärkt zum Schutz vor Wolfsangriffen eingesetzt werden.

Katzen beim Wandern begegnen – Streichelzeit einplanen!

Wenn man durch kleine Bergdörfer oder Weiler streift, dann begegnet einem auch die ein oder andere Katze auf der Durchreise. Egal, wie weit der Weg noch ist, oder wie schwer es ist, sich mit einem vollgepackten Rucksack wieder aufzurichten: Um eine Katze zu streicheln, halte ich immer an. Denn was gibt es für eine bessere Motivation für den nächsten Aufstieg als eine Glückskatze, die gerade den Weg kreuzt? Eine Wanderung ist für mich eine gute, wenn die Katzenstreichelquote mindestens bei 50 Prozent, besser noch bei 100 Prozent liegt. Allerdings gilt natürlich auch unter Katzennarren, dass zuallererst die Tiere die Interaktion suchen müssen und dass man ihnen respektvoll begegnet. Auch Katzen sollte man nicht füttern oder gar aus ihrem Heimatrevier entfernen.

PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler streichelt eine Katze
Die wichtigste Regel beim Wandern: Der nächste Gipfel kann immer warten, wenn eine Katze den Weg kreuzt. Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler
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Quellen

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