17. Dezember 2022, 9:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Großeinsatz der Feuerwehr und Polizei in Berlin! Der Aquadom im Radisson Blu ist geplatzt und eine Million Liter Salzwasser ergoss sich bis auf die Straße. Doch was wurde aus den tropischen Fischen, die bei Minustemperaturen herausgespült wurden? PETBOOK hat nachgefragt.
Um 5.43 Uhr am Freitagmorgen erreichte die Berliner Feuerwehr eine Schockmeldung. Der Aquadom im Radisson Blu in Berlin-Mitte ist zerborsten und das Wasser samt seinen Bewohnern ergossen sich über die Karl-Liebknecht-Straße. Das riesige Aquarium befand sich im CityQuartier Dom Aquarée. Dort befindet sich auch die Touristenattraktion Sea Life. Über Twitter teilte die Einsatzkräfte mit, dass das Gebäude starke Schäden genommen habe, zwei Menschen verletzt wurden und 35 weitere rettungsdienstlich gesichtet, sprich untersucht wurden. Doch was ist mit den 1500 tropischen Salzwasser-Fischen rund 100 verschiedener Arten passiert, die aus dem 16 Meter hohen Aquadom geschwemmt wurden?
Auch interessant: Süß- oder Salzwasseraquarium? Die Unterschiede im Überblick
Sandra Weeser über die Explosion im Aquadom: „Einer von den Papageienfischen lag erfroren da“
Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser übernachtete in dem Hotel, als der Aquadom platzte. Der „Berliner Morgenpost“ berichtete sie in einem kurzen Video-Interview, wie es war, vor Ort zu sein. Sie sei am Morgen kurz aus dem Schlaf aufgewacht, weil es eine Art Schockwelle und ein leichtes Beben des Gebäudes gegeben habe. Im Inneren des Hotels sehe es desaströs aus, das ganze Aquarium sei zersplittert. Beim Verlassen des Hotels habe sie „einen von den ganz großen, von den Papageienfischen“ erfroren da liegen sehen. „Die Kälte hat ihnen so zugesetzt, dass sie sofort gestorben sind“.
Zunächst gab es widersprüchliche Berichte über den Zustand der Fische aus dem Aquarium. Laut Informationen der „Berliner Morgenpost“ verendeten alle 1500 Fische aus dem Aquadom. Es gäbe in dem Komplex jedoch noch weitere, kleinere Aquarien. Die Fische in diesen Becken seien aber ebenfalls vom Tod bedroht, da die Stromversorgung gekappt sei. Staatssekretär Markus Kamrad zufolge, solle nun der Strom im Hotel aktiviert werden, damit einige kleinere Fische, die überlebt haben, gesichert werden könnten.
Mittlerweile konnten 200 Fische doch noch gerettet werden und sind nun im Berliner Zoo untergekommen, wie die „B.Z.“ vier Tage nach dem Unglück berichtete. Laut einer Sprecherin des Berliner Zoos seien über das gesamte Wochenende die geretteten Tiere eingetroffen. Unter den Tieren seien vor allem Buntbarsche und diverse Doktorfische, so die Sprecherin. Der Gesundheitszustand variiere stark.
Warum der Aquadom platzen konnte, der erst 2020 zuletzt modernisiert wurde, ist weiterhin unklar. Bisher wird ein Materialschaden vermutet.
Rettungshund Louie wurde beim Einsatz im Aquadom verletzt
Die Tragik um die toten Fische ist jedoch nicht die einzige tierische Nachricht rund um das Aquadom-Unglück. Es war auch eine Rettungshundestaffel im Einsatz und Hund Louie half bei der Suche nach vermissten Personen im Gebäude, die nun erfolgreich beendet wurde. Dabei verletzte er sich offenbar an „herumliegenden Glasscherben“, wie der DRK Kreisverband Berlin-Zentrum e. V. auf Twitter berichtet. Doch scheinen die Verletzungen des Vierbeiners nicht gravierend gewesen zu sein und er konnte „seinen Heimweg auf eigenen Pfoten antreten“.
Franziska Giffey: „Alle 1500 Fische konnten nicht gerettet werden“
Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey machte sich vor Ort ein Bild der Lage. Ein Reporter der „Berliner Morgenpost“ nahm ihr Statement vor Ort auf. Sie sprach über einen wahren „Tsunami“ der sich ergossen habe. Außerdem zeigte sich Giffey froh, dass das Unglück nicht eine Stunde später passiert sei, denn sonst müsse man nun über furchtbare menschliche Schäden berichten. Giffey bestätigte jedoch auch, dass alle 1500 Fische nicht gerettet werden konnten.
Wie Giffey bereits am Vormittag mitteilte, habe sich das Wasser aus dem Aquadom über die Straße und die Berliner Kanalisation verteilt. Ob nun erfrorene Fische in den Kläranlagen der Stadt angeschwemmt werden, muss sich noch zeigen.
Feuerwehr fand doch noch überlebende Fische in den Trümmern des Aquadoms
Die Berliner Feuerwehr meldete sich per Twitter zu Wort, dass aus dem oberen Konstruktionsbereich des geborstenen Aquariums noch mehrere Dutzend lebende Fische hätten gerettet werden können. Ein Foto zeigt vier kleine Fische in einer Wasserpfütze. Laut Informationen des Bezirksamts Mitte, das auf Twitter die Rettungsversuche der überlebenden Fische einordnete, hätten sich noch einige Fische am Boden des Tanks befunden, die nun gerettet werden sollten.
„Ca. 400, vor allem kleinere Fische, die sich im rückwärtigen Raum (Keller) in Quarantäne- und Ersatzbecken aufhielten, überlebten.“ Da die Stromversorgung dieser verbleibenden Becken nicht mehr sichergestellt gewesen sei (im Hinblick auf Wärme, Licht und Sauerstoff) hätten die Veterinäre des Ordnungsamtes Mitte zusammen mit dem Tierarzt des Aquariums, der Berliner Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk eine Evakuierung der Fische vorgenommen. Die Fische seien nun in dem benachbarten SeaLife-Gebäude untergebracht worden.
„Es ist eine große Tragödie, dass es für 1500 Fische keine Überlebenschance gab“, erklärt Stadträtin Almut Neumann via Twitter weiter. „Der Fokus am Nachmittag lag klar auf der Rettung der Fische in den verbleibenden Becken. Ich danke allen Beteiligten für die Unterstützung und die schnelle Evakuierung in Ersatzbecken.“
Hobby oder Tierquälerei? Warum für Meerwasseraquarien jährlich Millionen von Fischen sterben
Interview So bergen Tierschützer Hunde und Katzen aus den Trümmern in Syrien
Verstoß gegen Tierschutz? Peta erhebt Vorwürfe gegen Zoo Zajac! Videos zeigen Tiere unter widrigen Umständen
Tierrechtsorganisation Peta prüft rechtliche Schritte nach Tod der Aquadom-Fische
„Der AquaDom hat sich gestern Nacht in eine Todesfalle für alle dort eingesperrten Lebewesen verwandelt“, sagt Peter Höffken, Referent von Peta in einer Pressemitteilung der Tierrechtsorganisation. Diese menschengemachte Tragödie zeige, dass Aquarien kein sicherer Ort für Fische und andere Meerestiere seien. „Der AquaDom darf daher nicht wieder aufgebaut werden! Die Zeiten, in denen Fische aus ihrer natürlichen Umgebung entrissen werden, um sie zur Belustigung von Hotelgästen in einen Tank einzusperren, müssen ein für alle Mal enden“. An der Karl-Liebknecht-Straße vor dem nun zerstörten Aquadom solle, nach Meinung von Peta, ein Mahnmal für die 1500 gestorbenen Meerestiere errichtet werden. „Zudem prüfen wir rechtliche Schritte gegen Sea Life“, so Höffken weiter.