21. Juli 2023, 14:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im Vergleich zum Menschen sind Hunde keine Physikexperten. Doch die Tiere verstehen, wie gewisse Dinge in ihrer Umgebung zusammenhängen – und wundern sich, wenn diese Gesetzmäßigkeiten nicht eingehalten werden. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Studie aus Österreich.
Die Intelligenz von Hunden wird immer wieder lobgepriesen. Aber wie sieht es mit der Hundeintelligenz aus, wenn die Tiere etwas scheinbar Unerklärliches beobachten? Dieser Frage sind Christoph Völter und Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien gemeinsam mit weiteren Kollegen nachgegangen. Sie haben untersucht, wie Hunde auf physikalisch unrealistische Begebenheit reagieren – zum Beispiel, wenn ein Ball plötzlich verschwindet und wieder auftaucht. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“ festgehalten.
Wo ist der Ball?
Das Forschungsteam führte insgesamt drei Experimente durch, um die Reaktion von Hunden auf unrealistische Begebenheiten zu testen. Bei den ersten zwei Versuchen kamen Animationsvideos zum Einsatz: Die Wissenschaftler zeigten mehreren Hunden zunächst ein Video eines Balls, der von links nach rechts rollt. Eine ganz normale Bewegung also. Danach spielten sie den Tieren aber ein weiteres Video vor, das digital bearbeitet wurde: Der Ball rollt auf einen dünnen gelben Pfeiler zu – und verschwindet dahinter. Nanu?
Im zweiten Experiment tauschten Völter, Huber und ihre Kollegen die dünnen Pfosten mit zwei flachen blauen Wänden aus. Auch hier wurde den Hunden erst ein normales Video gezeigt: Eine rollende Kugel verschwindet hinter der ersten blauen Wand, erscheint danach kurz wieder und verschwindet anschließend hinter der zweiten blauen Wand, bevor sie am rechten Bildschirmrand wieder auftaucht. Im bearbeiteten Video passiert genau das gleiche – nur, dass die Kugel zwischen den zwei Wänden nicht zum Vorschein kommt. Ein Zaubertrick?
Hunde scheinen zu merken, dass etwas keinen Sinn ergibt
Die eigenartigen Unterschiede zwischen den Videos scheinen die Hunde bemerkt zu haben. Den Studienautoren zufolge schauten die Tiere bei den unrealistischen Vorgängen länger zu als bei den physikalisch erklärbaren Geschehnissen. Zudem sollen sich auch die Pupillen der Tiere beim unerklärlichen Verschwinden und Wiederauftauchen des Balls geweitet haben – aus Verwunderung, vermuten die Forscher.
Im letzten Experiment führte das Forschungsteam die Szenarien aus Versuch Nummer zwei live auf einer kleinen Bühne vor den Hunden auf. Auch hier wirkten die Tiere stutzig: Sie inspizierten die Bühne nach dem implausiblen Ballverschwinden deutlich länger als nach den normalen Vorführungen. Eine ähnliche Reaktion wurde übrigens in früheren Studien bei Kleinkindern beobachtet.
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Hunde haben ein „angeeignetes Wissen“ über physikalische Zusammenhänge
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Hunde über ein „angeeignetes Wissen über kausale Zusammenhänge“ verfügen, schreiben die Wissenschaftler. Sprich, die Tiere verstehen, wie gewisse Dinge in ihrer Umgebung zusammenhängen – und wundern sich, wenn diese Gesetzmäßigkeiten nicht eingehalten werden.
Es sei jedoch anzumerken, dass die Versuche mit nur relativ wenigen Tieren durchgeführt wurden: Beim ersten Experiment waren es 14 Hunde, beim zweiten 17 Hunde und beim dritten immerhin mehr als 60 Hunde. Um die Ergebnisse der österreichischen Forscher zu bestätigen, müsste die Studie also mit weiteren Hunden wiederholt werden.