10. Februar 2023, 13:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Lange Zeit wusste man nicht, was der Auslöser hinter der Taumelkrankheit bei Katzen war. Die Hirn- und Rückenmarksentzündung verlief für viele Tiere in den letzten 50 Jahren tödlich. Nun konnten Wissenschaftler endlich belegen, wodurch die gefährliche Krankheit ausgelöst wird.
Die Taumelkrankheit bei Katzen stellt Mediziner und Katzenhalter seit vielen Jahren vor Rätsel. Diffuse Symptome und ein unbekannter Auslöser machten eine Behandlung der erkrankten Tiere bislang unmöglich. Die Krankheit, die mit einem charakteristischen Taumeln bei infizierten Katzen einhergeht, führte bislang fast unweigerlich zum Tod. Nun ist es endlich gelungen, den Auslöser der gefährlichen Katzenkrankheit zu identifizieren.
Wie zeigt sich die Taumelkrankheit bei Katzen?
Die Taumelkrankheit bei Katzen entsteht durch eine Entzündung des Hirns und des Rückenmarks. Darüber hinaus bekommen infizierte Tiere Krämpfe und Lähmungen der Hinterbeine. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommen weitere Symptome hinzu. So können die Tiere die Krallen nicht mehr einziehen und zeigen eine sich verschlimmernde Muskelschwäche sowie Veränderungen im Verhalten.
Die Taumelkrankheit breitet sich innerhalb von Tagen bis zu wenigen Wochen im Organismus der Katze aus. Sie hinterlässt so gravierende Schäden am Nervensystem der Tiere, dass sie in der Regel spätestens nach einem Jahr eingeschläfert werden müssen.
Ursache der Taumelkrankheit bei Katzen endlich identifiziert
Kaspar Matiasek und seine Kollegen von der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben sich bereits mehrfach der Frage nach dem Erreger, der die Taumelkrankheit verursacht, gewidmet. Dabei hatten sie gleich mehrere Erreger im Verdacht, doch das verantwortliche Virus war bislang nicht identifiziert. In ihrem neuesten Versuch nahmen sie nun Gewebeproben von 29 mit der Taumelkrankheit gestorbenen und konservierten Katzen. Diese Tiere waren vor allem in Schweden, Österreich und Deutschland beheimatet.
Anschließend analysierten sie die Proben mit einem neuen, sehr genauen Verfahren auf molekularer Ebene. Mit diesem sogenannten „Next-Generation Sequencing“ waren die Wissenschaftler in der Lage einen RNA-Botenstoff des Rustrela-Virus nachweisen. Dieses Virus hat eine ähnliche Funktionsweise wie das Rötel-Virus beim Menschen und ist einer von bislang nur zwei bekannten Viren dieses Stammes. Matiasek und Kollegen fanden besonders starke Konzentrationen des parasitären Virus in den Nervenzellen des Hirns und des Rückens der verstorbenen Tiere. Dies könnte die Bewegungsstörungen der mit der Taumelkrankheit infizierten Katzen erklären.
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Wie funktioniert die Übertragung des Virus?
Nach dieser Erkenntnis untersuchten die Forscher außerdem Tiere, welche in den Jahren 1995 bis 2019 während des Ausbruchs der Taumelkrankheit in Südschweden aufgefunden und konserviert wurden. Insgesamt analysierten sie Gewebeproben von 116 Nagetieren, die besonders häufig auf dem Speiseplan von Freigängerkatzen stehen. Dabei konnten sie den Erreger besonders in Waldmäusen (Apodemus sylvaticus) nachweisen. Bereits zuvor war das Rustrela-Virus bei Gelbmäusen (Apodemus flavicollis) in Deutschland nachgewiesen worden. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass diese beiden Mäusearten die Hauptwirte des RNA-Virus sind. Ob es noch weitere Wirte für das Virus gäbe, müsse man noch prüfen.
Ob das Virus sich auch von Katze zu Katze überträgt, ist nach Meinung der Forscher bislang nicht zu belegen. Dagegen spräche das sporadische Vorkommen, ein Fehlen von Ansteckungen in Mehrkatzenhaushalten und seine Beschränkung auf Freigängerkatzen in ländlichen Gegenden.
Eine Behandlung der schlimmen Krankheit, die auch unter dem Namen Feline Enzephalitis bekannt ist, war bislang nicht möglich. Da nun jedoch endlich die Ursache für das aggressive Virus bekannt ist, besteht Hoffnung, dass bald auch Therapiemöglichkeiten für die Taumelkrankheit bei Katzen entwickelt werden können.
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Quellen
- Matiasek, K., Pfaff, F., Weissenböck, H. et al. Mystery of fatal ‘staggering disease’ unravelled: novel rustrela virus causes severe meningoencephalomyelitis in domestic cats. Nat Commun 14, 624 (2023). https://doi.org/10.1038/s41467-023-36204-w