13. November 2023, 16:53 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Carolin Rebmann lebt mit ihren zwei Katzen Liah und Luna unter einem Dach. Die beiden Tiere sind aber nicht nur irgendwelche Katzen, sondern waschechte Catfluencer – und das, obwohl beide blind sind. Auf ihrem Instagram-Kanal geben sie ihren über 22.000 Followern Einblick in ihren Alltag. PETBOOK sprach mit der stolzen Katzen-Mama.
Von der Straßenkatze ohne Perspektive – und dazu auch noch blind – zum gefeierten Internetstar. Das ist die Geschichte von Katze Liah. Auf ihrem Instagram-Channel „Liah & Luna“ begeistert sie gemeinsam mit ihrer einäugigen Katzen-Schwester Luna mehr als 22.000 Follower. Ihre Bilder und Alltagsstorys kommen gut an. So wurden Carolin Rebmann und ihre Katzen jetzt mit dem deutschen Petfluencer-Award in der Kategorie Mikro-Influnecer ausgezeichnet (PETBOOK berichtete). Im Interview verrät Katzenmama Carolin Rebmann, wie die Katzen im Alltag zurechtkommen und dass nicht alle Kommentare, die sie auf Instagram bekommt, positiv sind.
„Liah habe ich im Marokko-Urlaub auf der Straße gefunden“
PETBOOK: Wie bist du an deine Katzen Liah und Luna gekommen?
Carolin Rebmann: „Liah habe ich eines Abends im Marokko-Urlaub auf der Straße gefunden. Sie war noch sehr klein, mutterseelenallein unterwegs und weit und breit keine Katzen-Mama oder -geschwister in Sicht. Da zwei große Hunde mit ihr gespielt haben und sie sichtlich überfordert war, habe ich sie zu mir in die Ferienwohnung mitgenommen. Dort habe ich festgestellt, dass sie in einem ziemlich schlechten Zustand und außerdem blind war. Nachdem ich sie von ihrem Ungeziefer und Schmutz befreit hatte, sind wir am nächsten Tag direkt zum Tierarzt. Von da an ging es ihr dank regelmäßigem Futter und vielen Kuschel- und Spieleinheiten von Tag zu Tag besser. Es macht mich heute noch stolz, dass sie so eine tapfere Kämpferin ist.“
Durftest du Liah denn einfach nach deinem Urlaub mitnehmen?
„Nein, sie brauchte ja noch Impfungen, einen Chip und Papiere. Weil ich sie also nicht gleich mit nach Deutschland nehmen konnte, habe ich für sie eine Tierhilfe vor Ort gefunden, die sie vorübergehend aufgenommen und mich bei Liahs Ausreise unterstützt hat. Vier Monate später war es endlich so weit und ich konnte die süße Maus zu mir nach Deutschland holen.
Da Liah nicht alleine bleiben sollte, habe ich mich nach einer Katzenfreundin für sie umgeschaut. Als ich Luna auf einer Pflegestelle in meiner Nähe gesehen habe, war es Liebe auf den ersten Blick. Sie ist in Rumänien auf der Straße geboren. Mit ihrer sehr sozialen Art war sie die perfekte Wahl und hat auch Liah schnell um ihr Pfötchen gewickelt.“
„Liah war nicht von Geburt an blind“
Gibt es eine Geschichte hinter den Namen der beiden Katzen?
„Da Liah schon früh gezeigt hat, was für eine Kämpferin in ihr steckt, sollte das auch durch ihren Namen zum Ausdruck kommen. Liah bedeutet ‚die Löwin‘ oder ‚die Starke‘. Die zweite Maus sollte einen Namen bekommen, der auch mit ‚L‘ beginnt und gut zu ihr passt. So kam es zu Luna.“
Liah ist blind und Luna hat nur ein Auge. Weißt du, wie es dazu kam?
„Liah war wohl nicht von Geburt an blind. Da ich sie bereits ohne Äuglein gefunden habe, kenne ich den Grund für ihre Blindheit nicht genau. Die Tierärzte vermuten, dass sie einen schlimmen Katzenschnupfen hatte. Luna hatte kurz nach ihrem Einzug bei uns eine hartnäckige Chlamydien-Infektion. Obwohl wir nichts unversucht gelassen haben, musste ihr Äuglein letztendlich entfernt werden. Da sie zum Schluss immer größere Schmerzen hatte und sehr unter der Infektion litt, war die OP schon fast eine Erleichterung und sie ist danach richtig aufgeblüht.“
„Liah navigiert sich trotz ihrer Blindheit zielsicher durch unsere Wohnung“
Vor welche Herausforderungen stellen diese Handicaps deine Katzen im Alltag?
„Die beiden haben weniger Einschränkungen als man zunächst glauben würde. Liah navigiert sich trotz ihrer Blindheit zielsicher durch unsere Wohnung. Sie kennt jede Wand und weiß, wo die Möbel stehen. Sie ist sehr neugierig, abenteuerlustig und verspielt. So kann es gelegentlich dazu kommen, dass sie irgendwo raufklettert. Dafür nutzt sie ihre gesamte Körperlänge, kommt aber leider nicht selbstständig wieder runter. Dann sitzt sie zum Beispiel im Waschbecken und ruft so lange nach mir, bis ich ihr helfe. Erstaunlicherweise passiert das aber nur, wenn ich auch Zuhause bin.
Ansonsten lebt sie ein glückliches Katzenleben. Ihre einzigen Einschränkungen sind zum einen, dass sie nicht in den Freigang darf. Zum anderen kommunizieren Katzen hauptsächlich über ihre Körpersprache, die Liah leider nicht lesen kann. Allerdings hat sich Luna sehr schnell daran gewöhnt und die beiden kommen bestens miteinander zurecht.
Bei Luna sind aufgrund ihres fehlenden Äugleins ihr Sichtfeld und das räumliche Sehen eingeschränkt. Deshalb ist sie manchmal etwas tollpatschig, was sie für mich aber umso liebenswerter macht.“
Wie bist du dazu gekommen, einen Instagram-Kanal mit den beiden zu erstellen?
„Es war ursprünglich als eine Art Fotoalbum gedacht. Ich habe – wie vermutlich die meisten Katzeneltern – tausende Bilder und Videos meiner beiden Mädels auf dem Handy und Instagram schien eine gute Lösung für mein ‚Fotoproblem‘. Nie hätte ich damit gerechnet, dort so viele tolle Accounts und vor allem die lieben Menschen, die dahinterstecken, kennenzulernen. Es ist einfach unglaublich schön, dass inzwischen so viele an unserem Alltag teilhaben.“
„Auf unserem Account gibt’s das Zusammenleben mit meinen Handicats zu sehen“
Was gibt es bei euch auf dem Kanal zu sehen? Was unterscheidet euch von anderen Catfluencern?
„Auf unserem Account gibt es das Zusammenleben mit meinen beiden Handicats zu sehen. Er wird aus Sicht von Liah und Luna geführt und die beiden erzählen hauptsächlich Geschichten aus ihrem Alltag. Dabei spielen ihre Handicaps mal eine größere und mal überhaupt keine Rolle.
Wir wollen zeigen, wie gut Katzen mit einer Sehbehinderung zurechtkommen und dass sie sich in vielen Dingen gar nicht von anderen Fellnasen unterscheiden. Zudem klären wir darüber auf, dass viele Vorurteile oder auch Tipps für das Zusammenleben mit blinden Katzen nicht unbedingt so sinnvoll sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen.“
Was wird denn zum Beispiel empfohlen, was für euch nicht funktioniert?
„Zum Beispiel wird empfohlen, für blinde Fellnasen große Spielzeuge zu kaufen, die über ein Glöckchen oder andere Geräusche gut hörbar sind. Liahs Fazit: Sie spielt für ihr Leben gerne mit kleinen, für uns Menschen völlig lautlosen Filzbällen. Spielzeug mit Glöckchen interessiert sie hingegen nicht besonders. Ein weit verbreiteter Tipp ist auch, dass die Möbel im Zuhause einer blinden Katze nicht umgestellt werden dürfen. Auch hier unterscheiden sich blinde Katzen nicht von anderen Fellnasen und es sollte viel mehr auf den Charakter als auf das Handicap des Tiers geschaut werden. Besonders ängstliche Katzen haben mit neuen Situationen vermutlich ein Problem und neue oder anders gestellte Möbel bedeuten für sie großen Stress. Neugierige Vierbeiner – wie Liah – freuen sich hingegen Neues zu erkunden und sind mit Feuereifer immer mittendrin. An das neue Layout, als ich zum Beispiel die Vitrinen im Esszimmer an eine andere Wand gestellt habe, hat sich Liah in kürzester Zeit gewöhnt.“
Wie muss man sich euren Catfluencer-Alltag vorstellen? Wann macht ihr Fotos? Und wie oft?
„Wir haben keine festen Termine für Fotoshootings. Die meisten unserer Bilder und Videos entstehen spontan aus einer lustigen oder süßen Situation heraus. Wenn dann auch noch das Licht mitspielt, greife ich zur Kamera und versuche den Moment festzuhalten. Das kann manchmal an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen sein und manchmal komme ich schon fast in einen ‚Leerlauf‘, was Bilder angeht.“
„Es ist einfach ein tolles Gefühl, Teil der Cat-Community zu sein“
Anfang Oktober wurdest du bei den Petfluencer-Awards zur besten Mikro-Influencerin gewählt. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
„Ich bin immer noch völlig überwältigt, wenn ich daran denke und hätte nie damit gerechnet, dass ich diese Auszeichnung bekomme und muss das alles noch sacken lassen. Ich bin auf jeden Fall sehr glücklich, unendlich dankbar und auch ein bisschen stolz. Es ist einfach ein tolles Gefühl, Teil der Cat-Community zu sein, die sich in schönen und glücklichen Momenten miteinander freut, in manchen traurigen Moment auf rührende Weise füreinander da ist und in der wir so viel Spaß miteinander haben. Ich liebe den Austausch mit unseren furriends wirklich sehr!“
Deine Katzen sind Catfluencer. Was macht deiner Meinung nach gute Catfleuncer aus?
„Puh, das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich denke, dass ein guter Catfluencer dabei hilft, für eine kurze Zeit aus dem Alltag auszubrechen, und einfach gute Unterhaltung bietet. Das kann über lustige Geschichten und Videos, spannende Abenteuer oder auch gut recherchierte Aufklärung zu wichtigen Themen rund um die Fellnasen sein. Ich denke, letztendlich kommt es darauf an, dass der Account mit viel Liebe und Herzblut geführt wird.“
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Auszeichnung Die Gewinner des Petfluencer-Awards für Katzen 2023
PETBOOK-Interview Halterin über erblindete Hündin: »Ich wusste nicht, ob sie weiterleben wollte
»Ich bekomme Nachrichten, dass wir andere dazu ermutigen konnten, auch ein blindes Kätzchen zu adoptieren
Wie reagieren im Netz Leute auf deine Katzen? Kommen manchmal auch seltsame oder sogar beleidigende Nachrichten?
„Die meisten reagieren sehr positiv und sind erstaunt, wie gut die beiden mit ihren Handicaps zurechtkommen. Inzwischen habe ich sogar schon die ein oder andere Nachricht bekommen, dass wir andere dazu ermutigen konnten, auch ein blindes Kätzchen bei sich aufzunehmen. Darüber freue ich mich immer ganz besonders.
Es kommt allerdings auch gelegentlich vor, dass die Reaktionen nicht ganz so schön ausfallen. So wurde Liah zum Beispiel schon als hässlich bezeichnet und ich wurde darauf hingewiesen, dass niemand ‚so eine‘ Katze auf Instagram sehen möchte. Auch wenn ich darauf gerne souverän reagieren würde, machen mich solche Kommentare sehr nachdenklich und lassen mein Katzenmama-Herz bluten. Ich erwarte natürlich nicht, dass jeder die beiden genauso schön findet wie ich. Aber um es mit Klopfers Worten zu sagen: Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten.“