29. Dezember 2022, 10:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Als 1999 der Border Collie Rico in der Fernsehsendung „Wetten, dass…?“ auftrat und dabei bewies, dass er 77 Wörter den jeweiligen Spielzeugen zuordnen konnte, waren nicht nur die Zuschauer baff, sondern auch die Fachwelt. Das Denkvermögen von Hunden übertrifft bei Weitem das, was man ihnen zutraut, bestätigt auch der bekannte Psychologe Stanley Coren, der sich seit etlichen Jahren mit der Intelligenz von Hunden beschäftigt. Laut Coren seien aber nur rund 20 Prozent der Hunde echte „Superhunde“.
Von Menschenaffen wusste man, dass sie Wörter Gegenständen zuordnen können. Der auffälligste Unterschied zwischen Hunden und Menschenaffen ist dabei die Geschwindigkeit, mit der sie neue Wörter lernen und mit Gegenständen verknüpfen können: Hunde sind schneller und sogar Kleinkindern ebenbürtig! Das bestätigte auch eine Studie von Verhaltensbiologen der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Die Biologen fanden heraus, dass besonders begabte Hunde, die übrigens vorwiegend Border Collies sind, nicht nur rasend schnell neue Wörter lernen, sondern sich diese auch mindestens zwei Monate merken können. Die Tiere behalten die Begriffe sogar im Gedächtnis, auch wenn sie die entsprechenden Spielzeuge über einen langen Zeitraum nicht gesehen haben. Sie verfügen also auch über ein Langzeitgedächtnis für Wörter. Haben wir die geistigen Fähigkeiten unserer Hunde völlig unterschätzt? Und wie verhalten sich Hunde, die besonders intelligent sind?
Übersicht
Wo findet man Hunde, die besonders intelligent sind?
Rund zwei Jahre suchten die Forscher der Eötvös-Loránd-Universität weltweit nach Vierbeinern mit besonderen geistigen Fähigkeiten. Insgesamt waren es sechs Border Collies, die die Voraussetzungen für das Lernprogramm mitbrachten. Man trifft also nicht an jeder Straßenecke auf sogenannte „Superhunde“.
Wie trainieren und lernen „Superhunde“?
Während des Lernprogramms lernten die sechs tierischen Kandidaten innerhalb einer Woche spielerisch und mit Unterstützung von Leckerlis, zwölf neue Spielzeuge und die dazugehörigen Objektnamen kennen. So trainierte die Besitzerin der Hündin Gaia, die bereits 100 Spielzeuge kannte, folgendermaßen: Die neue Plüschgiraffe „Raffi“ wurde von ihr in die Luft geworfen, während sie den Namen des Spielzeugs mehrfach wiederholte und Gaia diese apportierte.
„Hunde verknüpfen die Wörter dabei mit der Handlung, hier dem Bringen des Spielzeugs“, erklärt Ádám Miklósi, Leiter der größten Forschergruppe zum Thema Hund in Europa. Auch die soziale Interaktion mit seiner Besitzerin sei dabei wichtig. Ähnliche Mechanismen könne man auch bei Kleinkindern beobachten, wenn sie sprechen lernen.
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Die „Superhunde-Challenge“
Die Forscher der Studie wollten wissen, ob die Fähigkeit, neue Wörter zu lernen und sie mit Gegenständen zu verknüpfen, selten und nur besonders intelligenten Hunden vorbehalten ist – oder ob es etwa viel mehr „Superhunde“ gibt. Über die sozialen Medien riefen sie deshalb zur „Genius Dog Challenge“ oder „Superhunde-Challenge“ auf.
Das Ergebnis der „Superhunde-Challenge“ zeigte, dass die Fähigkeit, Objektnamen zu erlernen, selten und nur bei wenigen begabten Individuen vorhanden ist. Die meisten besonders intelligenten Hunde schienen dabei Border Collies zu sein. Aber auch bei einem Deutschen Schäferhund, einem Pekinesen, einem Mini Australian Shepherd, Yorkshire Terriern und Mischlingen konnten deren Besitzer diese besonderen Fähigkeiten beobachten.
Superhelden im Alltag sind ebenfalls besonders intelligente Hunde
Auch Hunde, die als Blindenführhunde oder Assistenzhunde ausgebildet wurden, haben die Fähigkeit, Wörter mit Gegenständen zu verknüpfen. Ein Blindenführhund muss mindestens 30 Kommandos kennen. Zusätzlich sind die Gegenstände mit Aktionen verknüpft: Sagt der sehbehinderte Mensch zum Beispiel „Brief“, sucht der schlaue Vierbeiner den nächsten Briefkasten und führt seinen Menschen sicher dorthin.
Dank der talentierten Tiere können eingeschränkte Menschen auch alleine ihren Alltag meistern. Zum Beispiel führt der Hund beim Wort „Bord“ den Blinden zum nächsten Bordstein und bleibt dort stehen. Hört er das Wort „Milch“, geht er im Supermarkt zielsicher zum Kühlregal. Natürlich hat dieser Hund das Kommando vorher in diesem Supermarkt trainiert.
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Die Rasse ist nicht ausschlaggebend dafür, ob Hunde besonders intelligent sind
Die Intelligenz eines Hundes hängt aber nicht nur von der Rasse ab. Laut dem Psychologen Coren setzt sich die Intelligenz von Hunden aus drei Teilen zusammen:
- Instinkt, also das angeborene Verhalten
- Adaptive Intelligenz oder wie gut der Hund von seiner Umwelt lernt, um Probleme zu lösen
- Gehorsam, eine Art schulisches Lernen
Verhaltensforscher gaben jedoch zu bedenken, dass man nicht darauf schließen kann, dass ein Hund, nur weil er besonders gehorsam ist, auch besonders intelligent ist. Auch innerhalb einer Rasse sind nicht alle Tiere gleich begabt. Entscheidend ist die Interaktion zwischen Mensch und Hund und natürlich auch die Quantität und Qualität des Trainings.
Übrigens: Die schlaueste Hündin der Welt war der Border Collie namens Chaser. Bis zu ihrem Tod mit 15 Jahren lebte die Hündin bei dem Psychologie-Professor John W. Pilley. Sie konnte 1022 Wörtern die entsprechenden Gegenstände zuordnen.
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Intelligenz Sind Hunde wirklich auf dem geistigen Stand eines zweijährigen Kindes?
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Quellen
- Watson.ch, „Es begann mit 1999 in «Wetten, dass …?» Hund Rico brillierte im Wörter verstehen, und die Forscher waren baff.“ (aufgerufen 11.11.2022)
- Nau.ch, „Superhunde: Manche lernen Wörter schnell und für lange“ (aufgerufen 11.11.2022)
- Familydogproject.elte.hu, „Family Dog Project: Our Story“ (aufgerufen 11.11.2022)