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Studie findet erste Hinweise

Delfine könnten wegen Demenz stranden

Delfine Demenz
Delfine schwimmen gemeinsam in sogenannten Schulen, die sich aus Jung und Alt zusammensetzen. Foto: Getty Images
Ninja Sinke Autorin

29. Dezember 2022, 16:37 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Neben Menschen könnten auch Delfine an Demenz erkranken. Darauf weisen Ergebnisse einer aktuellen Studie hin: Den Wissenschaftlern zufolge sind in den Gehirnen gestrandeter Delfine klassische Anzeichen der Alzheimer-Krankheit zu finden. Um die genauen Auswirkungen auf die Meeressäuger feststellen zu können, sind weitere Untersuchungen notwendig. Die Krankheit könnte jedoch Ursache ungeklärter Massenstrandungen der Tiere sein.

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In Küstengebieten weltweit kommt es immer wieder zu Massenstrandungen von Delfinen und Walen, zahlreiche Tiere verenden. Warum das geschieht, darauf haben Experten meist keine Antwort. Das könnte sich künftig ändern. Denn Wissenschaftler sind bei Untersuchungen verschiedener gestrandeter Delfinarten in Schottland zu neuen Erkenntnissen gekommen. Festgestellt wurden krankhafte Veränderungen in den Gehirnen der untersuchten Tiere. Diese deuten auf Demenz hin und könnten ein Grund dafür sein, warum Delfine stranden und infolgedessen sterben.

Forscher untersuchten die Gehirne gestrandeter Delfine

Alzheimer ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung bei Menschen weltweit und eine Form der Demenz. Bisher gehen Experten davon aus, dass Alzheimer vor allem bei Menschen auftritt. Die Gehirne von Tieren können jedoch ebenfalls krankheitsspezifische Anzeichen aufweisen. Das ist auch bei Zahnwalen (Odontocetes), zu denen die zahlreichen Delfinarten gehören, der Fall. Im Rahmen einer Studie der Universität Glasgow betrachteten Forscher die Gehirne von 22 an schottischen Küsten verendeten Delfinen und Walen. Fünf verschiedene Zahnwalarten wurden dabei untersucht: Schweinswale, RundkopfdelfineWeißschnauzendelfine, Grindwale und Große Tümmler. 

Auch interessant: Massenstrandungen von Walen in Tasmanien – Meeresbiologen rätseln

Alle alten Tiere wiesen Anzeichen von Demenz auf

Die Wissenschaftler suchten nach Veränderungen in den Gehirnen der Tiere, wie etwa der Abnahme von Nervenzellen. Dabei achteten sie gezielt auf sogenannte Amyloid-Beta-Plaques. Dabei handelt es sich um spezielle Proteine, die als Hauptauslöser der Alzheimer-Krankheit gelten. Die Ergebnisse der Forscher zeigten, dass die Gehirne aller alten untersuchten Exemplare solche Amyloid-Beta-Plaques aufwiesen. Insbesondere bei drei Tieren, einem Weißschnauzendelfin, einem Grindwal und einem Großen Tümmler, waren diese Proteinablagerungen in hoher Zahl vorhanden, berichtet auch das Online-Wissensmagazin „Scinexx“. Damit liefert die Studie Anhaltspunkte dafür, dass Anzeichen der Alzheimer-Krankheit auch bei Zahnwalen, zu denen die Delfine gehören, zu finden sind.

Der Studienleiter, Dr. Mark Dagleish, erklärte in einer Mitteilung der Universität Glasgow: „Dies sind bedeutende Ergebnisse, die zum ersten Mal zeigen, dass die Gehirnpathologie bei gestrandeten Zahnwalen den Gehirnen von Menschen ähnelt, die von der klinischen Alzheimer-Krankheit betroffen sind.“ Jedoch sei ein direkter Vergleich der Pathologien der Meeressäuger mit den kognitiven Defiziten der Krankheit bei Menschen zu diesem Zeitpunkt nicht zweifelsfrei möglich. Es müsse mehr geforscht werden, „um besser zu verstehen, was mit diesen Tieren geschieht“, rät Dr. Dagleish in der Mitteilung der Universität Glasgow.

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Demenz könnte Ursache sein, warum Delfine stranden

Die gefundenen Hinweise auf eine mögliche Erkrankung mit Demenz könnten eine Ursache für das ungeklärte Stranden ganzer Delfinschulen sein. Bisher hatte Forscher verschiedene Theorien zu diesem Phänomen. Eine von ihnen ist die des „kranken Gruppenführers“. Demnach folgen gesunde Delfine aufgrund ihres starken sozialen Zusammenhalts einem Leittier – und das möglicherweise bis in den Tod. So könnte es dazu kommen, dass ein kranker Leitdelfin, der sich verirrt hat, seine Gefolgschaft in zu flache Gewässer führt. Dort stranden sie und verenden.

Einen eindeutigen Nachweis, der diese Theorie belegt, gebe es aktuell jedoch nicht. Professor Tara Spires-Jones, eine Co-Autorin der Studie, rät in der Mitteilung der Universität Glasgow wie ihr Kollege Dr. Dagleish zu weiterer Forschung. „Wir waren fasziniert, bei den gealterten Delfinen Gehirnveränderungen festzustellen, die denen des menschlichen Alterns und der Alzheimer-Krankheit ähneln. Ob diese pathologischen Veränderungen dazu beitragen, dass diese Tiere stranden, ist eine interessante und wichtige Frage für zukünftige Arbeiten.“ Eindeutige Belege, ob Delfine aufgrund von Demenz stranden, werde es wohl erst in Zukunft geben.

Themen Meerestiere Wale
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