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Herausragendes Engagement

Die Gewinner des Deutschen Tierschutzpreises 2022

Lutz Wingerath vom Tierschutzverein „Herzensangelegenheit – Menschen für Tiere und Tiere für Menschen e.V“ (links) hält die Trophäe für den ersten Platz des Deutschen Tierschutzpreises in die Luft
Lutz Wingerath vom Tierschutzverein „Herzensangelegenheit – Menschen für Tiere und Tiere für Menschen e.V“ (links) hält die Trophäe für den ersten Platz des Deutschen Tierschutzpreises in die Luft Foto: Louisa Stoeffler
Louisa Stoeffler
Redakteurin

29. November 2022, 16:47 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Der Deutsche Tierschutzpreis ist Ende November in Berlin verliehen worden. Die Gewinner wurden für ihr herausragendes Engagement für den Tierschutz ausgezeichnet. Es fielen jedoch auch kritische Worte über den Zustand des Tierschutzes.

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Mit einer Galaveranstaltung wurden Ende November 2022 die Träger des Deutschen Tierschutzpreises vom Deutschen Tierschutzbund und Sponsoren geehrt. Insgesamt wurden 7000 Euro Preisgeld an die Gewinner verliehen. Ein Abend voller Emotionalität und wichtiger Themen wurde eingerahmt durch Worte des Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zum Handeln für die Tierheime aufforderte.

Als Laudatorinnen standen u. a. Stefanie Hertel, die den Deutschen Tierschutzbund als Jurymitglied und Tierschutzbotschafterin unterstützt, sowie ihre Tochter Johanna Mross auf der Bühne. Gemeinsam mit Lanny Lanner unterhielten sie in der Formation „More Than Words“ das Publikum zudem musikalisch. Mit ihrer Musik konnte auch die Band Jonah begeistern. Durch den Abend führten Uta Bresan und Tim Wilhelm als Moderatorenduo.

Gewinner des Deutschen Tierschutzpreises 2022

Der Deutsche Tierschutzbund hat Menschen und Projekte mit dem Deutschen Tierschutzpreis geehrt. Bei der feierlichen Gala im Berliner Meistersaal belegte der Verein „Herzensangelegenheit – Menschen für Tiere und Tiere für Menschen in Not e. V.“ aus Grevenbroich den ersten Platz. Das Preisgeld von 3000 Euro erhielten Gründer Lutz Wingerath und sein Team. Die Tierschützer haben einen alten Paketwagen zu einer Tierarztpraxis auf vier Rädern umgebaut. Mit diesem helfen sie Menschen, die sich die teils sehr teuren Behandlungen beim Tierarzt nicht leisten können. Laut dem eingespielten Film führt das Team nicht nur kleinere Untersuchungen, wie Wurmkuren und Impfungen im sogenannten Tiemo (kurz für Tiermobil) durch, sondern auch kleinere Operationen, wie dentale Versorgung von Katzen.

Zudem übernimmt der Verein auch Kosten für notwendige Folgeuntersuchungen in stationären Praxen. „Die rollende Tierarztpraxis ist eine rettende Insel. Sie ermöglicht, dass Tiere in ihrem geliebten Zuhause bleiben können, auch wenn Herrchen oder Frauchen in finanzielle Not geraten“, sagte Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder in seiner Laudatio. 

Zweiter und dritter Platz des Deutschen Tierschutzpreises 2022 für Esel und Ponys

Den zweiten Platz des Deutschen Tierschutzpreises 2022 belegte der Verein „Esel in Not“, der bis zu 70 Esel, im baden-württembergischen Engen-Welschingen, betreut. Darunter befinden sich teils alte, kranke oder aufgrund von Misshandlungen und Traumata nicht zu vermittelnde Tiere. „Im Eselheim des Vereins werden körperliche und seelische Verletzungen geheilt. Die Esel dürfen ganz Esel sein, endlich artgerecht leben“, so Johanna Mross, Tochter von Stefanie Hertel, in ihrer Laudatio. Der zweite Preis ist mit 2000 Euro dotiert.

Der Verein „Achtung für Tiere“ aus Rietberg (Nordrhein-Westfalen), belegte den dritten Platz, der mit 1000 Euro dotiert war. Dieser Verein ist sehr vielseitig. Das Team um die Vorsitzende Astrid Reinke leistet auf dem Lebenshof in Varensell bei Riedberg praktische Tierschutz- und Jugendarbeit.

Sie engagieren sich jedoch auch politisch, durch Proteste gegen sogenannte „Ponykarussells“ auf Jahrmärkten und Kirmes-Veranstaltungen. Bei „Ponykarussels“ laufen die Tiere stundenlang im Kreis und tragen Kinder auf dem Rücken. Diese eintönige Bewegung kann gesundheitsschädigend sein, die Tiere haben keine ausreichenden Pausen und könnten durch Lautstärke und Besuchermassen gestresst werden. Jurorin Stefanie Hertel war in ihrer Laudatio voll des Lobes. „Sie schreiten dort ein, wo Mitgefühl erstickt werden soll, wo Kinder in Tierquälerei verwickelt werden.“

Özdemir: „Wir brauchen dringend eine europäische Positivliste“

Aber auch die Grußworte von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und dem Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder waren eindringlich. „Die Preisträger wirken mit ihren Initiativen, Vereinen und Projekten meist im Stillen, aber umso heldenhafter für den Tierschutz. Sie opfern viel Zeit und Geld für Tiere in Not. Sie legen ihre ganze Kraft in die Aufgabe, das Leben von Tieren besser zu machen. Und im extremsten Fall riskieren sie sogar ihr eigenes, um ihnen in Kriegsgebieten zu helfen“, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Özdemir betonte wiederum in seiner Ansprache: „Ich bin beeindruckt vom Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger. Sie setzen sich für diejenigen ein, die keine eigene Stimme haben“.

Jedoch sprachen Schröder und Özdemir auch andere, den Tierschutz betreffende, Themen an. Der Minister verkündete beispielsweise, dass eine europäische Positivliste dringend gebraucht werde. Tiere wie Pythons hätten „Zuhause nichts verloren“.

Özdemir betonte in seiner Rede auch, man müsse runter vom Tierkonsum. „Mit diesem Irrsinn müssen wir dringend aufhören“, sagte der Bundesminister im Zusammenhang mit dem Sojaanbau in Brasilien, der für Tierfütterung genutzt würde. Schröder forderte indes, dass Stallhaltung von Tieren verboten gehöre. „Das wäre so, als würden Sie den ganzen Tag mit dem Kopf vorm Urinal im Haus leben“. Özdemir bekräftigte daraufhin sein Engagement für Tierhaltung: „Künftig passen wir die Ställe den Tieren an.“

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Auch die Situation der Tierheime fand an mehreren Stellen Erwähnung. Moderatorin Uta Brese fasste sie mit folgenden Worten zusammen: „Es ist nicht 5 vor Zwölf, sondern 30 Sekunden vor Zwölf“. Schröder forderte, dass die Einnahmen durch die Hundesteuer anteilsweise den Tierheimen zugutekommen sollten, woraufhin Özdemir versicherte, dass die beschlossenen Entlastungspakete der Bundesregierung auch Tierschutzvereine einbezogen würden. Der Minister betonte überdies, dass eine Stiftung des Bundes zur Förderung von Tierheimen gerade geprüft werde.

Auch interessant: Abgabewelle von Haustieren befürchtet – Tierschutzbund schlägt Alarm!

Deutscher Tierschutzpreis für das Lebenswerk geht an Katzenschützerin aus Recklinghausen

Den Tierschutzpreis für das Lebenswerk, dotiert mit 1000 Euro, erhielt Marlene Steltner-Lange, die ihr Leben notleidenden Katzen gewidmet hat. Ihr Engagement begann mit einer Straßenkatze, die ihr im Urlaub in Spanien zulief. Seither kümmert sie sich um das oft verkannte Problem der Straßenkatzen in Deutschland, die sie in ihrer Heimatstadt Recklinghausen täglich mit Nahrung versorgt. Gleichzeitig betreibt sie auch Pflegestellen und lässt Tiere kastrieren und behandeln, wie sie PETBOOK verriet.

Auch sucht sie für die von ihr aufgepäppelten Katzen ein neues, liebevolles Zuhause und schlägt sich immer mehr mit Nachwuchssorgen im Tierschutz herum. Frau Steltner-Lange war sichtlich gerührt von ihrer Auszeichnung und erhielt vom gesamten Saal eine Standing Ovation für ihr Lebenswerk. „Ich habe allergrößten Respekt vor dem, was sie tagtäglich leisten“, betonte auch Laudatorin Janika Hübner im Namen der Sponsoren.

Marlene Steltner-Lange (m.) erhielt den Deutschen Tierschutzpreis für ihr Lebenswerk
Marlene Steltner-Lange (m.) erhielt den Deutschen Tierschutzpreis für ihr Lebenswerk Foto: Louisa Stoeffler

Sonderkategorie für Ukrainehilfe

Botschaftsrätin Alisa Podolyak, leitete die Preisvergabe in der Sonderkategorie „Ukraine-Hilfe“ des Deutschen Tierschutzpreises 2022 ein. „Dieser Krieg hat uns gelehrt, dass das ganze Leben in einen Koffer passt. Und die wertvollsten Dinge mit der Hand oder an der Leine mitgenommen werden können“, schätzte Podolyak die Situation in ihrer Ansprache ein. Für ihre Worte erhielt auch sie eine Standing Ovation des gesamten Saals.

Christian Ehrlich, Tierexperte bei ZDF „Volle Kanne“, hielt die Laudatio der Sonderkategorie, mit der die Jury symbolisch Tierschützer ehrte, die sich für die in der Ukraine vom Krieg betroffenen Tiere einsetzen. „Sie haben teils Übermenschliches geleistet, eigene Bedürfnisse hinten angestellt, waren manchmal nonstop unterwegs, haben kaum geschlafen, selbst Belastendes erleben müssen, um anderen zu helfen“, sagte Ehrlich.

Die Tierrettungen Chemnitz, Südbaden, Unterland und auch die Berufstierrettung Rhein-Neckar halfen Geflüchteten mit Tieren im mit dem Deutschen Tierschutzbund errichteten Tierhilfe-Camp am polnisch-ukrainischen Grenzübergang Medyka. Auch der Tierschutzverein für Berlin und Umgebung und der Verein Tierschutz Henstedt-Ulzburg statteten Tierhalter mit Futter und Sachspenden aus, errichteten temporäre Tierkliniken in Geflüchtetenunterkünften. Hunderte Tiere wurden gegen Tollwut geimpft und gechippt, teils auch operiert. Auf die Frage hin, wann es wieder in die Ukraine gehe, antwortete Preisträger Frank Lauer mit den eindeutigen Worten: „So schnell wie möglich“.

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Leserpreis geht nach Thüringen

Sabine Eck und ihr Verein „Die Seelentröster – Tiere helfen Menschen“ kümmern sich auf einem Begegnungshof in Altenberga in Thüringen um Tiere und Jugendliche mit schlimmer Vergangenheit, die dort gemeinsam heilen können. Einige der Tiere werden für tiergestützte Intervention und Therapie eingesetzt. Der Verein, der schwersttraumatisierten Jugendlichen eine Betreuung bietet, wurde mit einer absoluten Mehrheit von den Zeitschriften FUNK UHR und Super TV, die das Event sponserten, aus insgesamt fünf Nominierten gekürt.

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