16. April 2023, 8:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Was leuchtet denn dort im Wasser? Forscher aus Japan haben drei neue Wurmarten entdeckt, die blaues Licht erzeugen können. Die Meerestiere wirken mystisch, gar unheimlich. Zumindest nach Auffassung der Wissenschaftler: Bei der Namensgebung ließen sie sich daher von gruseligen Kreaturen aus dem japanischen Volksglauben inspirieren.
Was hat einen langen Körper, Borsten, die wie Fransen aussehen, und leuchtet blau-violett auf? Nein, die Rede ist nicht von einem Alien, sondern von Würmern, die im Meer leben! Wissenschaftler der Universität Nagoya in Japan haben drei neue Arten von Vielborstern entdeckt – Ringelwürmer, die (bis auf wenige Ausnahmen) im Meer leben. Ihre Erkenntnisse präsentieren die Forscher im Fachjournal „Royal Society“.
Das steckt hinter den Namen der in Japan entdeckten Vielborster
Die Würmer mögen zwar nicht außerirdisch sein. Etwas Übernatürliches haben sie aber an sich. Zumindest nach Auffassung der Forscher, die zwei der drei neuen Arten nach Kreaturen aus dem japanischen Volksglauben benannten. Die zur Gattung Polycirrus gehörenden Tierchen haben nämlich alle etwas gemein: Sie besitzen die Fähigkeit der Biolumineszenz und können somit selbst Licht erzeugen.
Die nur wenige Zentimeter langen Würmer wurden in verschiedenen Gewässern Japans entdeckt. Bislang waren nur vier Arten von Polycirrus bekannt, die selbst Licht erzeugen können. Einen der neu entdeckten Exemplare benannten die Forscher nach dem ehemaligen Direktor des Notojima Aquariums, Shinichiro Ikeguchi. Der Meeresbiologe trug zur Entdeckung der Art bei. Zudem wurde der Wurm in der Region Notojima gefunden.
Deutlich mystischer, jedoch, sind die Namen der zwei anderen neuen Wurmarten. Beide tragen die Bezeichnung eines yokai – fiktive Wesen aus dem japanischen Volkstum, die mit Dämonen vergleichbar sind. „Die trübe violett-blaue Biolumineszenz, die von den Polycirrus-Arten ausgeht, ähnelt stark den Beschreibungen dieser Kreaturen in der Folklore“, sagte Studienautor Naoto Jimi in einer Pressemitteilung.
So spielt etwa die Art Polycirrus aoandon auf das Wesen Aoandon an: Eine Kreatur mit blauer Haut, Hörnern und scharfen Zähnen, die eine blaue Laterne trägt. Noch unheimlicher ist eventuell der Namensgeber der Art Polycirrus onibi. „Onibi stellt die Seele eines verstorbenen Menschen oder Tieres dar, die sich als eine schwebende blaue Flamme manifestiert“, heißt es in der Studie. Ähnlich wie ein Irrlicht – oder eben ein bläulich leuchtender Vielborster.
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„Biolumineszenz ist eine Fundgrube für ungewöhnliche Prozesse“
Die Biolumineszenz der Würmer wurde sowohl in der Natur als auch im Labor untersucht. Mithilfe spezieller Unterwasserkameras konnten die Forscher die Tierchen im Wasser filmen. Im Labor wiederum stimulierte das Team die Tentakel einer Polycirrus onibi und einer Polycirrus aoandon mit einer Pinzette, um das Leuchten auszulösen.
Dabei stellten Jimi und seine Kollegen fest: Werden die Gliedmaßen der Würmer stimuliert, blinken sie meist nur für eine kurze Zeit. Interessanterweise löste das Blinken eines Tentakels aber nicht das Blinken eines weiteren Tentakels aus. Auch synchronisierten sich die Tentakel nicht, wenn mehrere gleichzeitig leuchteten. Nach etwa 30 Sekunden kontinuierlicher Stimulation nahm die Intensität der Biolumineszenz ab. Aber: „Die Fähigkeit der Lichtemission war nach einigen Minuten wiederhergestellt“, schreiben die Studienautoren.
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Laut Jimi stellt die Biolumineszenz „eine Fundgrube für interessante und ungewöhnliche chemische Prozesse“ dar. Deswegen sei das Thema auch für die biowissenschaftliche Forschung wichtig und könnte in Zukunft die Entwicklung neuer Technologien stützen.