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Tierfutter aus dem Reagenzglas

EU genehmigt Laborfleisch für Haustiere

Fleischhaltiges Tierfutter, für das kein Tier sterben muss? Das könnte es sehr bald schon geben.
Fleischhaltiges Tierfutter, für das kein Tier sterben muss? Das könnte es sehr bald schon geben. Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

17. November 2023, 13:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Hunde- und Katzenfutter mit Fleisch – ohne, dass dafür ein Tier sterben musste? Das könnte schon bald Realität werden. Mittlerweile ist es möglich, Fleisch im Labor herzustellen. Die EU genehmigte nun erstmals eine Zulassung des künstlich erstellten Produkts als Tierfuttermittel.

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Wie wäre es eigentlich, wenn für das Futter meines Hundes kein Tier mehr sterben müsste? Das ist eine Frage, die sich sicher schon viele Tierhalter gestellt haben. Vor allem, wenn sie im Tierfuttermarkt zwischen Dosentürmen mit den Aufschriften „Rind“, „Huhn“ oder „Schwein“ umhergeirrt sind. Dieser Gedanke könnte jetzt Realität werden und das ohne dem Haustier eine vegane Ernährung aufzuzwingen. So hat erst kürzlich das tschechische Start-up „Bene Meat Technologies“ als erstes Unternehmen eine EU-Zulassung erhalten, um Laborfleisch für Tierfutter herzustellen.

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Was muss man sich unter Laborfleisch vorstellen?

Zugegebenermaßen klingt das Wort Laborfleisch mindestens genauso unappetitlich wie schwer greifbar. Auf der Seite des Start-ups heißt es dazu: „Das Heimtierfutter der Zukunft wird dank kultiviertem Fleisch voll von reinem, hochwertigem tierischem Protein sein, für dessen Herstellung kein einziges Tier sterben muss. Besitzer und Hersteller werden keine Kompromisse mehr bei Geschmack, Ernährung und Qualität eingehen müssen.“

Doch was muss man sich darunter genau vorstellen? Für die Herstellung von synthetischem Fleisch werden lebenden Tieren Stammzellen entnommen. Diese Zellen besitzen eine ganz besondere Fähigkeit. Sie können sich in jede Art von Körperzelle entwickeln – in dem Fall also in Muskelzellen.

Je nach Produktionsprozess landen diese Stammzellen in einer Kulturflüssigkeit und wachsen darin zu Muskelgewebe heran. So eine Kulturflüssigkeit muss alles enthalten, was die Zellen zum Aufbau ihres Zellkörpers bzw. des Gewebes benötigen. Laut einem Bericht der Tageszeitung „Taz“ handelt es sich dabei in der Regel um einen Mix aus Fetten, Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Zucker. Der Vorteil: Für Laborfleisch müssen somit keine Tiere mehr sterben und auch der positive Umweltaspekt wird dabei häufig betont.

Fleisch ohne Rückstände

Ein weiterer Vorteil sei die „Reinheit“ des Produkts, wie die Gründer von „Bene Meat“ in einem Artikel des Nachrichtenportals „Reuters“ betonen. So könne man als Verbraucher nie genau wissen, womit ein Nutztier zu Lebzeiten gefüttert wurde. Bei künstlichem Fleisch könne man jedoch ausschließen, dass dieses Rückstände wie Schadstoffe und Medikamente enthalte, die bei der Verfütterung im eigenen Haustier landen.

In den USA und Singapur gibt es bereits Unternehmen, die Zulassungen für die Herstellung von Laborfleisch erhalten haben. Allerdings produzieren diese ihre Waren für den menschlichen Verzehr, während „Bene Meat“ sich vorerst auf künstliches Fleisch für Tierfutter spezialisiert hat. Doch auf lange Sicht wolle man auch in diesen Markt einsteigen, heißt es.

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Aktuell produziere man im Schnitt etwa ein Kilogramm künstliches Fleisch am Tag, doch im kommenden Jahr wolle man aufrüsten und bis zu einer Tonne täglich herstellen. So könne man dann auch günstigere Preise anbieten, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Sprecher des Unternehmens. Dann könne man etwa mit Produktpreisen in der Größenordnung von Premium- und Super-Premium-Tierfutter rechnen.

Doch nun zum wichtigsten Teil: Dem Geschmack. Noch müsse getestet werden, wie das Laborfleisch den Tieren schmeckt. Doch wie man an den ehrgeizigen Plänen des Unternehmens merkt, dürfte das ein verhältnismäßig kleines Problem sein, bei dem sich recht schnell nachjustieren lässt.

Dennis Agyemang, Redakteur PETBOOK

Meine Einschätzung

„Ob ich meinem Hund Laborfleisch füttern würde? Ich bin hin- und hergerissen. Zwar überzeugen mich der Tierschutz- und Umweltaspekt, aber auf der anderen Seite stimmt mich die Idee meinem Hund künstliches Fleisch zu füttern, nachdenklich. Immerhin gibt es noch keine Langzeitstudien dazu und Länder wie Italien haben sich gegen die Einführung von Laborfleisch entschieden.“Dennis Agyemang, Redakteur PETBOOK

 

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