24. Februar 2023, 17:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Katzen spielen und raufen gerne miteinander. Aber wann ist das Zanken und Hauen spielerisch und wann fliegen wirklich die Fetzen und die Tiere bekämpfen sich bis aufs Blut? Wissenschaftler haben verschiedene Interaktionen von Katzen anhand von Videos analysiert und konnten drei verschiedene Verhaltensmuster der Tiere herauslesen.
Katzen spielen und balgen sich gerne mit ihren Artgenossen. Aber wo hört das Spielverhalten von Katzen auf und wo beginnt eine Rauferei, bei der sich die Tiere ernsthaft verletzen könnten? Gerade in einem Mehrkatzenhaushalt ist dies für Halter durchaus wichtig zu wissen, aber oft schwer zu beurteilen. Denn die Interaktion von Katzen ist wild und sieht auf den ersten Blick manchmal nach recht brutalen Kämpfen aus. Deswegen hat sich ein Forscherteam mit dem Sozialverhalten der Tiere beschäftigt, um Kampf und Spiel besser unterscheiden zu können.
Forscher schauten YouTube, um das Spielverhalten von Katzen zu studieren
Wissenschaftler und Verhaltensexperten um Noema Gajdoš Kmecová von der Unversität für Veterinärmedizin und Pharmazie aus Košice in der Slowakei haben anhand von 105 Videos die Interaktionen von Katzen untersucht. Dazu haben sie sich YouTube-Clips herausgesucht, in denen jeweils zwei Tiere miteinander spielen oder raufen. Außerdem schrieben die Wissenschaftler andere Halter über die sozialen Medien an und baten um Videos, um mehr Daten zur Verfügung zu haben.
Ausgeschlossen waren Videos, die mehr als zwei Katzen bei der Interaktion zeigten oder bei denen gar keine sozialen Handlungen oder Spielverhalten zwischen den Tieren beobachtet werden konnten. Die Forscher beschrieben die Interaktionen der Tiere dann anhand von den Begriffen „affiliativ“ und „agonistisch“, die aus der Verhaltensbiologie stammen. Affiliatives Verhalten bringt den Wunsch der Kontaktaufnahme zum Ausdruck. Agonistisches Handeln wiederum beschreibt Verhaltensweisen, die von Rivalität, Wettbewerb oder Konkurrenz geprägt sind.
Anschließend definierten die Forscher und Verhaltensbiologen die verschiedenen Handlungen der Tiere in einem Ethogramm. Dies wird auch Verhaltensinventar genannt und half bei der Beurteilung der Videos und Charakterisierung der Interaktionen:
- Inaktive Körperhaltung (wie Hocken, Liegen oder Sitzen)
- Ringen (Katze interagiert mit anderer, was Ringen, Beißen, Ziehen oder Treten beinhalten kann)
- Jagen (die Katzen laufen, fliehen oder folgen der anderen)
- andere interaktive Aktionen (darunter u. a. Sprünge, Beschnüffeln, Anpirschen, Klammern, Rollen oder auch Putzen)
- nicht-interaktive Aktionen (Katze interagiert mit Objekt oder spielt mit sich selbst)
- Vokalisierung (die Katze produziert verschiedene Laute, wie Knurren oder Fauchen, sie könnte auch spucken oder brummen)
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Katzen wollen lieber spielen, als kämpfen
Mithilfe ihrer Kategorien konnten die Wissenschaftler und Verhaltensexperten anschließend klare Muster im Verhalten von Katzen erkennen. Sie gruppierten die Videos dazu vorab in drei Cluster, wovon nur eins klar agonistisch und kämpferisch war.
Cluster A enthielt Interaktionen, die dem Spielverhalten von Katzen zugeordnet wurden. Dabei rangen die Tiere miteinander, gaben so gut wie keine Geräusche von sich und interagierten häufig oder dauernd miteinander. Von den untersuchten Videos ließen sich 39,5 Prozent in dieses Cluster einsortieren. Darunter waren auffällig viele Interaktionen zwischen jungen Katzen.
Im Cluster B ließen sich zusätzlich auch viele nicht-interaktive Aktionen der Tiere bemerken. Die beobachteten Katzen hatten Phasen, in denen sie sozialen Kontakt mit ihren Artgenossen hatten, aber auch Ruhephasen einlegten und mehr kommunizierten. Dies betraf 28 Prozent der Videos und wurde von den Forschern als „Zwischenphase“ beschrieben, aber eher in Richtung Spiel- und Sozialverhalten zugeordnet. Waren die Katzen weniger aktiv miteinander und gaben viele Geräusche von sich, bewegte sich das Verhalten in Richtung von Cluster C.
Dem Cluster C ordneten die Forscher agonistische Tendenzen zu. Die Tiere gaben in 32,5 Prozent der Fälle viele Geräusche, wie Knurren und Fauchen von sich. Zudem zeigten sie lange Phasen, in denen sie einander ignorierten und dann plötzlich jagten, schnappten und zuschlugen. In diesem Cluster ließ sich sehr wenig spielerisches Ringen oder Balgen beobachten. All dies spricht dafür, dass Katzen in dieser Stimmung eher den Kampf suchen.
Ein Kampf muss nicht gleich Feindschaft zwischen Katzen bedeuten
Die Autoren der Studie bemerkten jedoch auch, dass nicht jeder Kampf zwischen den Tieren gleich bedeutet, dass sie einander nicht mochten. So isolierten sie auch Beispiele, bei denen eins der Tiere die „Beute“ war und das andere es jagte. Solange die Interaktion jedoch bei beiden beobachteten Tieren gleichermaßen erwünscht war, gehörte auch dies zum Spielverhalten der Katzen.
Daher führen die Autoren weiter an, man müsse auch immer betrachten, ob ein Verhalten vom anderen Tier erwünscht sei. „Je wechselseitiger die Interaktion ohne Agonismus ist, desto näher ist die Interaktion an einem echten gegenseitigen sozialen Spiel.“ Auch wechselten die sozialen Bedürfnisse der Tiere von Tag zu Tag. Daher lieferten die Ergebnisse der Studie wertvolle praktische Anhaltspunkte, die den Besitzern dabei helfen könnten, Anzeichen von Spannungen zwischen Katzen in einem frühen Stadium zu erkennen.
Eine gute Beziehung zwischen zwei Katzen könne jedoch man auch daran erkennen, dass sie sich aneinander rieben, einander putzten oder dicht zusammen schliefen. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist und die Tiere das in Cluster C eingeordnete Verhalten zeigten, könnte dies jedoch auf ein Spannungsverhältnis in ihrer Beziehung mit Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit hindeuten.
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Quellen
- Gajdoš-Kmecová, N., Peťková, B., Kottferová, J. et al. An ethological analysis of close-contact inter-cat interactions determining if cats are playing, fighting, or something in between. Sci Rep 13, 92 (2023).
- „The Guardian“, „Feline uncertain? Cats do give clues if the fur’s about to fly, study finds“ (aufgerufen am 31.1.2023)