
24. Juni 2023, 15:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
An heißen Tagen erhitzen sich auch schon mal die Gemüter. Das geht nicht nur uns Menschen, sondern auch unseren Hunden so. Jedenfalls lässt dies eine neue Harvard-Studie vermuten. Deren Ergebnisse zeigen, dass Hunde an heißen und sonnigen Tagen öfter zubeißen. Warum das so ist, könnte mit dem Hormonhaushalt zusammenhängen.
Sommer, Sonne und hohe Temperaturen. Das kann auf Dauer anstrengend für den Organismus sein. Vor allem bei längeren Hitzewellen werden viele von uns dünnhäutig. Mittlerweile haben mehrere Studien belegt, dass höhere Temperaturen die Wahrscheinlichkeit von Aggressionen bei Menschen erhöhen. Bei Rhesusaffen, Mäusen und Ratten kannte man diesen Zusammenhang schon lange. Ob auch Hunde bei Hitze aggressiver reagieren, war bisher aber noch nicht untersucht. Dieser Frage ging nun ein Team aus Wissenschaftlern von Harvard nach. Zu welchen Ergebnissen sie kamen und warum Hunde an Wochenenden weniger beißen, erklärt PETBOOK.
Das Risiko für Bisse steigt an sonnigen Tagen um bis zu 11 Prozent
Für ihre Studie werteten die Forscher Clas Linnman, Tanujit Dey und Antonella Zanobetti aus Harvard 69.525 Berichte über Hunde aus, die Menschen gebissen hatten. Diese von öffentlichen Aufzeichnungen der Tierkontrolle und Notaufnahmen stammten aus acht US-Bundesstädten. Bei der Auswertung der Daten verglichen die Wissenschaftler die Anzahl der täglich gemeldeten Bisse mit folgenden Parametern:
- jeweilige Tageshöchsttemperatur
- Niederschlagsmenge
- Ozon
- Feinstaub
- UV-Strahlung
„Wir kommen zu dem Schluss, dass Hunde oder die Interaktionen zwischen Mensch und Hund an heißen, sonnigen und Tagen mit viel Smog feindseliger sind“ fasst Linnman, leitender Autor, die Ergebnisse der Studie zusammen, die im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde. Dabei war besonders der Effekt der UV-Einstrahlung deutlich. So stieg die Zahl der Bisse an Tagen mit höheren UV-Werten um elf Prozent – unabhängig davon, wie heiß es war. An Tagen mit höheren Temperaturen waren es nur vier Prozent, bei höheren Ozonwerten drei Prozent. Hingegen gingen die Beißvorfälle an Tagen mit höheren Niederschlagsmengen leicht zurück.
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UV-Strahlung könnte Dopamin-Ausschüttung beeinflussen
Nicht nur die Hitze, sondern vor allem die UV-Strahlung scheint dazu zu führen, dass Hunde öfter beißen. Warum das so ist, sei noch nicht vollständig geklärt, schreiben die Forscher. Clas Linnman, zitiert jedoch mehrere Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass ultraviolette Strahlen den Dopaminspiegel im Gehirn beeinflussen.
Dopamin ist ein sogenannter Neurotransmitter, der Signale zwischen den Nervenzellen weiterleitet. Er spielt bei der Regulierung von Aggressionsverhalten eine wichtige Rolle – auch bei Hunden. Auch weisen neuere Studien auf eine erhöhte Aggression und erhöhte Sexualsteroidspiegel nach UVB-Exposition bei Mäusen und Männern hin, heißt es in der Diskussion der Studien-Ergebnisse.
Weniger Bisse am Wochenende
Die Forscher beobachteten zudem eine geringere Häufigkeit von Bissen an den Wochenenden. Linnman führt dies darauf zurück, dass sowohl Hunde als auch Menschen am Wochenende entspannter sind und mehr Zeit haben, in Ruhe zu interagieren. Haustiere verbrächten unter der Woche hingegen viel Zeit allein und könnten sich langweilen, was sie stressen kann. An den Wochenenden würden sie in der Regel mehr Zeit mit ihren Besitzern verbringen, verschiedene Aktivitäten unternehmen und sich entspannen, erklärt der Studienleiter.
Hitze muss nicht die Ursache dafür sein, dass Hunde beißen
Bei den gefundenen Zusammenhängen von Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung und Beißverhalten handelt es sich um eine Korrelation. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass auch eine sogenannte Kausalität besteht. So müssen Hitze oder erhöhte UV-Strahlung nicht die Ursache sein, dass Hunde öfter beißen. Genauso gut könnten die Tiere auf die Stimmung ihrer Besitzer reagieren, welche bei Hitze aggressiver sind.
Aber heißt das nun, dass man sich vor Hunden an heißen und sonnigen Tagen mehr in Acht nehmen sollte? Die Antwort ist: nein – zumindest nicht vor Hunden, denen man auf der Straße begegnet. Bei seinen eigenen Haustieren oder denen von Freunden oder Familie sollte man aber ein Auge auf die Tiere haben. „Normalerweise haben wir es bei Beißvorfällen nicht mit unbekannten Hunden zu tun, daher ist das Risiko bei Tieren von Familie oder Freunden größer“, sagt Linnman. Außerdem würden Hunde nicht einfach ohne Grund angreifen. Es sei in der Regel ein Zeichen dafür, dass etwas anderes vor sich geht.
Allerdings betonen Clas Linnman und seine Kollegen auch, dass die in Ihrer Studie ausgewerteten Daten keine Informationen darüber enthielten, inwieweit die Gebissenen den Hund kannten oder nicht. Auch Faktoren wie Rasse, Geschlecht, oder, ob der Hund kastriert war, wurden nicht erfasst. Daher legen die Forscher nahe, dass es weiterer Studien bedarf, um ihre Ergebnisse zu stützen.
Quelle
- Dey, T., Zanobetti, A., Linnman, C. (2023) The risk of being bitten by a dog is higher on hot, sunny, and smoggy days. Scientific Reports volume 13, Article number: 8749 (2023)

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Weitere Quellen
- geo.de, „Hitze lässt Hunde öfter beißen“ (aufgerufen am 23.06.2023)
- dailymail.co.uk. „Dogs are more likely to BITE you when it’s hot: Vets warn attacks occur 11% more often on sunny days“ (aufgerufen am 23.06.2023)