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Studie zeigt

Hunde können Stress beim Menschen riechen

Ein Hund riecht an der Hand seiner Halterin
Forscher der Universität Belfast sind der Frage nachgegangen, ob Hunde Stress beim Menschen riechen können – und fanden eine eindeutige Antwort. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

5. Oktober 2022, 17:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Dass Hunde feine Antennen und eine gute Wahrnehmung haben, ist allgemein bekannt. Sie bemerken viele Stimmungen ihrer Halter und reagieren darauf. Irische Wissenschaftler haben nun mit einer Studie herausgefunden, dass Hunde mit ihren feinen Nasen dazu in der Lage sind, auch menschlichen Stress zu riechen.

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Hunde sind feinfühlige Wesen. Sie nutzen ihren ausgeprägten Geruchssinn dazu, Fressfeinde auszumachen, Futter zu lokalisieren und Familien- und Speziesmitglieder zu erkennen. Forscher haben untersucht, ob die chemischen Signale in menschlichem Schweiß Hunden auch Auskunft darüber geben können, ob ein Mensch gestresst oder ruhig ist. Das Ergebnis: Die Wissenschaftler der Queen’s University aus Belfast unter der Leitung von Clara Wilson konnten eindeutig beweisen, dass Hunde Stress riechen und vom Normalzustand unterscheiden können.

Wie die Forscher vorgegangen sind

Die Wissenschaftler wollten mit ihrer Studie die These beweisen, dass Hunde das normale Stresslevel beim Menschen und einen experimentell hergestellten Zustand des psychologischen Stresses unterscheiden können.

Zunächst wurden Hunde auf einen speziellen Geruch trainiert. Das Training startete mit 20 Hunden, von denen es vier schafften, das Geruchstraining abzuschließen. Dies geschah mit einer flexiblen Apparatur, die extra für die Studie gebaut wurde. Auf einem Rahmen aus Stahl waren drei anpassungsfähige Arme angebracht. Darauf wurden Stahlzylinder gesteckt, die man öffnen und schließen konnte. Dort wurde jeweils eine Probe von Atemluft und Schweißabsonderungen gegeben, welche die Hunde dann erschnüffeln sollten. Das Training der Tiere wurde durch Clickertraining und positive Verstärkung unterstützt.

Versuchsaufbau

Alle menschlichen Teilnehmer der Studie sollten Nicht-Raucher sein und eine Stunde vor Abgabe der Proben keine stark riechenden Getränke oder Speisen zu sich nehmen. Auch die Nutzung von stimmungsaufhellenden Medikamenten war für die Studienzwecke nicht zugelassen.

Die Probanden gaben ihre Proben drei Stunden vor der Ankunft der Hunde ab. Sie füllten einen Fragebogen aus und sollten schnell von 9000 aus in 17er-Schritten rückwärts zählen. Dabei wurden die sie von den Forschern gehetzt und falsche Antworten wurden negativ kommentiert, um das Stresslevel nachweislich zu steigern. Vor und nach dem Test sollten sich die Teilnehmer der Studie jeweils über den Nacken wischen und anschließend noch dreimal kräftig auf die Probe atmen. Die Zylinder wurden fest verschlossen und ins Labor gebracht. Anschließend kamen die Hunde ins Spiel.

Hunde bewiesen, dass sie Stress riechen können

Die Studie lief in mehreren Phasen ab. Nachdem die Hunde ihr Training abgeschlossen hatten, wurde in Phase 1 eine Probe mit menschlichem Geruch und zwei mit ungenutzter medizinischer Gaze in die Röhren gegeben. Die Hunde mussten nun die gesuchte Probe erschnüffeln. In der zweiten Phase wurde jeweils eine Probe von der Zielperson und eine von einem anderen Menschen in die Zylinder gegeben. Der dritte bleib leer. Wieder sollten die Hunde den Geruch der Zielperson deutlich anzeigen.

In einem weiteren Versuchsaufbau sollten die Hunde die Basisprobe der Zielperson finden, wobei zwei Zylinder keinen menschlichen Geruch enthielten. In der finalen Phase schließlich sollten die Hunde zwischen den Gerüchen der Zielperson unterscheiden und die Probe mit dem hohen Stresslevel identifizieren.

Die trainierten Hunde erkannten die Zielproben mit einer mittleren Wahrscheinlichkeit von 93,75 Prozent. Somit sei praktisch erwiesen, dass Hunde Stress bei Menschen wahrnehmen können.

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Weitere Studien müssen zeigen, ob alle Hunde Stress riechen können

Die Forscher räumten ein, dass sie mit sehr wenigen, speziell trainierten Tieren gearbeitet haben. Die Studie könne daher nicht aussagen, dass alle Hunde Stresslevel unterscheiden könnten. Es gebe jedoch einen eindeutig nachweisbaren Geruchsunterschied zwischen den Proben.

Das Ergebnis der Studie könne daher dazu beitragen, die Beziehungen zwischen Mensch und Hund besser zu verstehen und Einblicke liefern, wie Hunde ihre Umgebung wahrnehmen und interpretieren. Zukünftige Arbeiten müssten zeigen, wie und ob untrainierte Hunde die unterschiedlichen Stressgerüche wahrnehmen.

Laut den Forschern können die Ergebnisse auch im Training von Therapiehunden, die auf Menschen mit Angststörungen und posttraumatischen Stress-Syndromen spezialisiert sind, Anwendung finden. Im Moment bestehe dieses nämlich hauptsächlich aus dem Training von visuellen Reizen. Auch müsse man prüfen, welchen Geruch die Hunde genau wahrnehmen, wie lange der Geruch wahrnehmbar ist und wie chronischer oder Langzeit-Stress die Ergebnisse beeinflusse.

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Quellen

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