24. August 2023, 17:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die meisten Hunde freuen sich, wenn sie ihre Halter nach ein paar Stunden der Trennung wiedersehen und wedeln fröhlich mit dem Schwanz. Forscher aus Japan haben jedoch herausgefunden, dass Hunde dabei sogar vor Freude weinen können.
Lange hat man gedacht, dass der Mensch das einzige Lebewesen sei, bei dem Emotionen Weinen auslösen können. Japanische Forscher haben nun die weltweit erste unabhängige Studie durchgeführt, die zu einem anderen Resultat kommt. Hunde, die ihre Halter wiedersehen, zeigten in der Untersuchung einen messbaren Anstieg der Tränenflüssigkeit. Dieser Anstieg wurde von den Wissenschaftlern auf die Produktion des „Kuschelhormons“ Oxytocin zurückgeführt.
Wie sind die Forscher vorgegangen?
Eine Gruppe von acht japanischen Wissenschaftlern rund um Takefumi Kikusui von der Azabu Universität in Sagamihara untersuchte das Thema in mehreren Experimenten. Die Wissenschaftler haben die übergeordnete Frage untersucht, ob Emotionen bei Hunden zu verstärktem Tränenfluss führen können. Die Ergebnisse ihrer Studie präsentierten sie in der Fachzeitschrift „Current Biology“.1
Das Forscherteam untersuchte zu diesem Zweck mehrere Hundegruppen in verschiedenen Situationen. Zunächst wurde die Tränenmenge der Hunde zu Hause mit ihrem Halter getestet und anschließend nach fünf bis sieben Stunden Abwesenheit des Halters.
Die Wissenschaftler führten den Schirmer-Tränentest mit den Tieren durch. Dieser wird gewöhnlich von Tierärzten genutzt, um Bindehautentzündung oder Hornhauterkrankungen des Hundes zu diagnostizieren. Ein Wert von 15 Millimeter pro Minute gilt als Normalwert.
Waren die Hunde zu Hause mit dem Halter, lagen die Werte im Normbereich. Danach wurden die Hunde in einer Hundetagesstätte abgeben und der Wert beim Abholen erneut gemessen. Während der ersten fünf Minuten nach dem Abholen zeigten sich im Experiment signifikant erhöhte Tränenwerte.
In einem weiteren Experiment wurden die Hunde von ihnen bekannten Personen, aber nicht vom Halter abgeholt. In diesem Versuchsaufbau ließ sich der Effekt nicht beobachten, die Tränenwerte blieben im normalen Bereich.
Löst Oxytocin Weinen bei Hunden aus?
Professor Takefumi Kikusui sagte dem „Guardian“, dass er auf den Zusammenhang zwischen dem Hormon Oxytocin und Tränen bei Hunden gekommen sei, als seine eigene Hündin Junge bekomme und diese gesäugt habe. Daraufhin habe das Team beschlossen, ein Experiment durchzuführen, bei dem die Wiedervereinigung zwischen Hund und Halter untersucht werden sollte.
Die Forscher analysierten daraufhin auch, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Oxytocin und dem Tränenfluss bei Hunden gibt. Zu diesem Zweck testeten sie zwei Lösungen, eine mit und eine ohne Oxytocin, die den Hunden in die Augen geträufelt wurden. Die Proben mit dem Hormon führten zu einem deutlich stärkeren Tränenfluss.
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Wie wirken die Tränen von Hunden auf Menschen?
Untersucht wurde auch, wie sich die Tränen der Hunde auf Menschen auswirkten. Dafür wurden zu unterschiedlichen Zeiten Fotos gemacht, welche anschließend einer Testgruppe vorgelegt wurden. Die Probanden sollten auf einer Skala – von „Ich möchte mich kümmern“ bis „habe Angst“ – benennen, was die gezeigten Hunde in ihnen auslösten. Das Ergebnis zeigte, dass die Bereitschaft, sich kümmern zu wollen, um bis zu 15 Prozent anstieg, wenn das Tier mit tränenfeuchten Augen zu sehen war.
Die Forscher führten an, dass Hunde gelernt hätten, durch Augenkontakt mit Menschen zu kommunizieren und dies in Kombination mit Weinen möglicherweise dabei helfen würde, das Verhalten der Menschen ihnen gegenüber zu beeinflussen. Speziell erwähnt wurden Impulse des Halters, das Tier zu schützen oder es zu versorgen.
Weitergehende Untersuchungen notwendig
Laut der Studie sei bislang noch nicht klar, ob die beobachtete Reaktion sich auch auf Begegnungen zwischen anderen Hunden übertragen lässt. Auch müsse man noch untersuchen, ob das Weinen und der Tränenfluss bei Hunden eine auf den Menschen gepolte Reaktion ist.
Weitere Studien sollen zeigen, ob Hunde auch untereinander durch Emotionen und Tränenbildung kommunizieren. Die soziale Funktion der Hundetränen müsse noch geklärt werden. Die Forscher vermuten jedoch, dass die Angewohnheit von Hunden, sich bei Begegnungen an den Augen zu riechen oder sogar zu lecken, auf ein soziales Signal hindeuten könnte.
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Quellen
- 1. Murata, K., Nagasawa, M., Onaka, T., Kanemaki, N., Nakamura, S., Tsubota, K., Mogi, K. and Kikusui, T., (2022). Oxytocin and Emotional Tear in Dogs. bioRxiv.