27. November 2023, 18:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Großbritannien und Wales gelten Hunde der Rasse American Bully XL ab dem Jahr 2024 als illegal. Nun droht hunderten Tieren im Tierheim der Tod, wenn diese nicht schnell einen neuen Besitzer finden. Während viele Tierschützer das kritisieren, unterstützt die Tierrechtsorganisation Peta diese Entscheidung.
Ab dem Jahr 2024 gilt die Hunderasse American Bully XL in England und Wales als illegal. Grund waren mehrere, teilweise tödliche, Beißattacken. Bereits Ende Oktober kündigte Englands Umweltministerin Thérèse Coffey in einer Pressemitteilung des Ministeriums an, dass Hunde der Rasse bald weder verkauft, gezüchtet noch in ein neues Zuhause vermittelt werden dürfen. Laut des britischen Nachrichtensenders „Sky News“ droht nun mindestens 246 Tieren der Tod, wenn sie nicht bis Ende des Jahres aus den Tierheimen adoptiert werden.
Doch während viele Tierschützer die Entscheidung scharf kritisieren, unterstützt die Tierrechtsorganisation Peta das Hundeverbot sogar, wie Pressesprecherin Lucy Watson auf PETBOOK-Anfrage mitteilte.
„Den American Bully zu verbieten, ist ein logischer Schritt“
Auf Nachfrage von PETBOOK, wie die Tierrechtsorganisation zum Hundeverbot steht, teilt Peta mit: „Die Zucht von American Bullys in England zu verbieten, ist ein logischer und verantwortungsvoller Schritt. Wir müssen immer im Hinterkopf behalten, dass Rassen wie der American Bully oder Bully XL absichtlich von Menschen gezüchtet wurden, um große Tiere, einschließlich Bullen und Bären, zu bekämpfen.“ Deshalb sei es zwar tragisch, aber nicht überraschend, dass die schwersten Hundeangriffe von dieser Rasse ausgeführt würden.
Zudem seien die American Bullys XL aufgrund ihres „Macho-Aussehens“ oft der Hund der Wahl für Drogendealer, Hundekämpfer und andere Schläger, die die Tiere auf schreckliche Weise ausbeuteten. Laut Peta seien American Bullys XL in England wahrscheinlich die Hunderassen, die am meisten misshandelt, geschlagen, ausgehungert, angekettet und zum Kampf gezwungen wird. „Deshalb begrüßen und unterstützen wir Gesetze, die verhindern, dass noch mehr Bullys geboren werden, nur um grausam behandelt zu werden“, teilt Peta weiter mit.
„Wir sind uns jedoch bewusst, dass die Gesetzgebung nicht perfekt ist“, räumt die Tierrechtsorganisation ein. „Daher möchten wir, dass sie dringend geändert wird, um seriösen Tierheimen zu erlauben, sorgfältig geprüfte Bully-Hunde in ein geeignetes Zuhause zu vermitteln.“
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Tierheime müssen Tiere bis 31. Dezember vermittelt haben
Hundehalter und Tierheime haben bis zum 31. Dezember Zeit, die Tiere zu registrieren, mit einem Microchip auszustatten und zu kastrieren – oder eben einzuschläfern. Die Kosten dafür werden sogar mit bis zu 200 Pfund (ca. 230 Euro) gefördert.
Landesweit nehme die Zahl der ausgesetzten Hunde nach Angaben von Auffangstationen bereits zu, wie der Spiegel berichtete. Das verschärft die Situation in den Tierheimen umso mehr. Denn auch vor dem Hundeverbot sei es laut Tierschützern in England nicht einfach gewesen, einen American Bully XL an verantwortungsvolle Halter zu vermitteln.
Verbot richtet sich rein nach körperlichen Merkmalen
Die Tierschutzorganisation RSPCA kämpft nach eigenen Angaben bereits seit vielen Jahren gegen das Hundeverbot in England, das bisher vier Rassen umfasste. Ein großer Kritikpunkt der Tierschützer ist, dass sich der Leitfaden der Regierung, der festgelegt, welche Hunde als illegal gelten, rein auf äußerliche Merkmale bezieht. Das Verhalten der Tiere habe dabei keine Relevanz. Daher warnt die Tierschutzorganisation RSPCA, dass auch Hunde eingeschläfert werden könnten, die nie auffällig waren.
Bei dem American Bully XL handelt es sich um keine offiziell anerkannte Hunderasse in England. Ein ausschlaggebendes Kriterium für das Verbot ist daher die Schulterhöhe der Tiere. Laut Regierungsangaben liegt diese bei 51 Zentimetern für Rüden und 48 Zentimetern für Hündinnen. Das bedeutet: Alles, was nach Bully aussieht und diese Höhe überschreitet, fällt zunächst unter das Verbot. Nach Schätzungen des Umweltministeriums treffe das auf mehr als 10.000 der Hunde im Land zu.
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Tierschützer fordern alternative Lösungen
Laut der RSPCA sei man in der Branche überzeugt, dass dieses Verbot die Öffentlichkeit nicht schützen wird. Seit 32 Jahren konzentriere sich der Dangerous Dogs Act auf das Verbot von Hunderassen. Dennoch gebe es einen Anstieg von Hundebissen und die jüngsten Todesfälle zeigen, dass dieser Ansatz nicht funktioniert. Das teilte ein Sprecher der Dog Control Coalition, einem Zusammenschluss mehrerer Tierschutzverbände in England, mit.
Die britische Regierung müsse das Problem an der Wurzel packen, indem sie sich mit den skrupellosen Züchtern auseinandersetze, die den Profit über das Wohlergehen stellen. Und mit den verantwortungslosen Besitzern, deren Hunde gefährlich außer Kontrolle geraten sind.
Peta sieht dies anders. Auf die Frage, ob es nicht alternative Lösungen zu dem Verbot gebe, antwortet die Organisation: „Wir Menschen haben den American Bully geschaffen, und wir haben jetzt die Verantwortung, diese Hunde zu schützen – und uns selbst. Der einzige Weg, um weitere Angriffe zu verhindern und gleichzeitig sicherzustellen, dass nicht noch mehr Hunde in eine Welt geboren werden, die bereits voller heimatloser Hunde ist, besteht darin, diese Art von Hunden nicht mehr zu züchten – so einfach ist das.“