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Kult-Moderator ist entsetzt

Jochen Bendel kritisiert Tierhandels-Plattform: »Hier ist die Welpen-Mafia!  

Jochen Bendel mit Hündin Khaleesi
Ein Herz und eine Seele: Moderator Jochen Bendel und seine Hündin Khaleesi Foto: Gräfe und Unzer Verlag/ Debra Bardowicks
Dennis Agyemang
Redakteur

19. Juni 2023, 16:52 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Seit Langem stehen Kleinanzeigen-Portale, über die Tiere verkauft werden, in der Kritik. So tummeln sich dort oft fragwürdige Tierhändler, die Tierbabys aus noch fragwürdigeren Zuchten verkaufen. Dabei steht der schnelle Profit weit über dem Tierwohl. Eine Recherche im Rahmen einer TV-Dokumentation von Jochen Bendel, TV-Moderator und Tierschützer, dass viele Welpenhändler eine bestimmte Tierhandels-Plattform für ihre dubiosen Geschäfte nutzen.

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Seit Jahren warnen Tierschützer vor dubiosen Anzeigen für Haustiere – insbesondere von Welpen auf Kleinanzeigen-Portalen. Der Grund: Auf solchen Webseiten gibt es bislang kaum Kontrollen. So tummeln sich auf diesen Portalen viele Kriminelle, die dort das schnelle Geld machen wollen. Zu fast jeder beliebten Hunderasse finden sich dort zahlreiche Angebote. Oft waren die in den Anzeigen beworbenen Tiere jünger als zwölf Monate. In der Corona-Zeit herrschte dabei Hochkonjunktur. Umso mehr erntete Ebay Kleinanzeigen Lob, als das Unternehmen im vergangenen Herbst ankündigte, den Verkauf von Haustieren künftig massiv einzuschränken. Dennoch gibt es noch immer diverse Plattformen, über die Tiere unreguliert verkauft werden können. Eine von ihnen ist deine-tierwelt.de. Das ergaben Recherchen im Rahmen einer Fernseh-Dokumentation von Moderator und Tierschützer Jochen Bendel.

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„Welpenhandel macht in Deutschland neben Drogen und Prostitution, den größte Umsatzmarkt“

„Bei den Recherchen für unsere Doku ist aufgefallen, dass momentan die meisten illegalen Hundewelpen über ein Internetportal angeboten werden, nämlich über deine-tierwelt.de“, erklärt Moderator Jochen Bendel in seiner Instagram-Story. Aktuell arbeitet der leidenschaftliche Tierschützer und Hundetrainer an einer Dokumentation, die sich mit den kriminellen Machenschaften der Welpen-Mafia beschäftigt. Dabei ist der 55-Jährige auf deine-tierwelt.de aufmerksam geworden, wie er sagt. „Da laufen die ganzen Anzeigen der kriminellen Händler. Die sind dahin ausgewichen, nachdem Ebay Kleinanzeigen das zum Glück eingedämmt hat und Privat-Annoncen – Hundevermittlung von Welpen – nicht mehr zulässt.“

Im Interview mit PETBOOK erklärt der 55-jährige Kult-Moderator und Tierschützer, warum der unregulierte Handel von Tieren über Kleinanzeige-Portale so problematisch ist. „Man kann sagen, dass über ein Drittel der Hunde, die über Kleinanzeigen gekauft werden, relativ schnell versterben oder so schlimme Folgekrankheiten haben, dass sie ein Leben lang sehr hohe Behandlungskosten verursachen.“ Grund dafür seien die katastrophalen und vor allem unhygienischen Zustände in den Zuchten, bei denen sich die Jungtiere mit Krankheiten ansteckten. „Das schaut alles süß und niedlich aus, aber in Wirklichkeit ist das eine ganz üble Abzocke. Dahinter steckt eine richtige Industrie. Welpenhandel macht in Deutschland neben Drogen und Prostitution, den größte Umsatzmarkt.“ Von Tierwohl könne hier keine Rede sein.

»Wir sind schockiert, dass man ausgerechnet uns den Vorwurf macht

Dabei sei es gar nicht so schwer, den Kriminellen das Handwerk zu legen, erklärt Jochen Bendel im PETBOOK-Interview: „De facto könnte man diese kriminellen Machenschaften austrocknen, wenn diese Portale in dem Moment, in dem Händler Lebewesen anbieten, eine Ausweis-Verifizierung verlangen würden. So könnte man zurückverfolgen, wo die Hunde herkommen. Allerdings muss das gesetzlich geregelt werden.“

Konfrontiert mit den Anschuldigungen, zeigt man sich bei Deine-Tierwelt bestürzt. Auf Anfrage von PETBOOK erklärt Geschäftsführer Andreas Bytzek: „Wir sind (…) schockiert darüber, dass man ausgerechnet uns den Vorwurf macht, auf unserer Plattform gäbe es einen Schwerpunkt krimineller Machenschaften.“ Schließlich wolle man die „seriöseste Plattform“ für Tiervermittlung sein. „Da wir der weitaus größte Tiervermittler in Deutschland sind, ist natürlich die absolute Zahl von problematischen Angeboten jeder Art höher als bei anderen.“ Allerdings sei Deine-Tierwelt die „erste Plattform Deutschlands, die ein Online-Ident-Verfahren eingeführt“ habe.

Jochen Bendel: »Ausweise kann man fälschen und gefälschte Ausweise kann man im Internet kaufen

Konkret würde das bedeuten, dass die Implementierung dieses Ident-Verfahrens gezeigt habe: „Dass dies für die Welpen-Mafia eine hohe Hürde darstellt – und dass diejenigen, die genug kriminelle Energie aufbringen, um (etwa durch unverdächtige Strohmänner) trotzdem auf die Plattform zu kommen, sich einem hohen Risiko polizeilicher Verfolgung aussetzen.“ Schließlich habe man dank dieser Kontrolle zusammen mit Ermittlungsbehörden mehrfach die Identitäten illegaler Welpenhändler aufdecken können.

Die tatsächliche Funktionalität dieser Ausweiskontrolle stellt Tierschützer Jochen Bendel aber infrage, da sie „nachweislich“ nicht funktioniere. Woher er das weiß? Die Antwort darauf kennt Deine-Tierwelt-Geschäftsführer Andreas Bytzek: „Wir können bestätigen, dass das Team um Jochen Bendel sich mit einem gefälschten Personalausweis auf unserer Plattform identifizieren konnte.“

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Bei Deine-Tierwelt geht man von „einem Einzelfall“ aus

Allerdings sei es dann zu einer Panne gekommen, die sich der Unternehmer nicht erklären könne. „Das System ist im ersten Schritt automatisiert, bei Problemen gibt es eine Einzelfallprüfung durch einen Mitarbeiter. So war das auch hier. Der gefälschte Ausweis wurde vom System korrekt als problematisch erkannt. In der menschlichen Prüfung wurde dann aus uns bisher unbekannten Gründen der Ausweis freigegeben“, heißt es im Statement, das PETBOOK vorliegt.

„Wir gehen davon aus, dass es sich um einen nicht reproduzierbaren Einzelfall handelt. Aber auch diesen nehmen wir sehr ernst und prüfen natürlich, wie das passieren konnte und werden zukünftig die diesbezüglichen Schulungen der Mitarbeiter intensivieren“. Das ist auch bitternötig, um sicherzugehen, dass der Welpen-Mafia und anderen fragwürdigen Händlern der Riegel vorgeschoben wird. Schließlich geht es hier um den Handel mit Lebewesen.

Warum verbietet man nicht einfach Privatanbieter bei der Tiervermittlung?

Ein Vorschlag, für den sich einige Tierschützer wie Jochen Bendel starkmachen, ist, den Verkauf auf Plattformen wie Deine-Tierwelt und Co. dahin gehend zu regulieren, dass Privatpersonen keine Tierbabys mehr verkaufen können. Stattdessen sollte das dann nur noch gewerblich angemeldeten Züchtern vorbehalten sein. Von diesem Vorschlag zeigt sich Bytzek wenig beeindruckt. „Wir tauschen uns in dieser Frage regelmäßig mit Veterinärämtern aus, die unsere Sichtweise bestätigen, dass auf diese Art das Problem nicht gelöst, sondern allenfalls verlagert werden kann.“

Zudem würde ein Verbot von privater Tiervermittlung seriöse Privatanbieter unter Generalverdacht stellen und diese stellten immerhin den Großteil dar. „Viele liebevolle und in Vereinen organisierte Züchter sind auch zu klein für ein Gewerbe, da sie weniger als drei Würfe pro Jahr anbieten und weniger als drei unkastrierte Hündinnen in ihrem Haushalt leben“, gibt er zu bedenken. Das klingt plausibel.

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Kann die Politik die Welpen-Mafia stoppen?

Ebenso plausibel ist aber auch die Vermutung, dass durch solch eine Reglementierung Unternehmen wie Deine-Tierwelt enorme Umsatzeinbußen hätten. Das würde jedenfalls die zögerliche Haltung vieler dieser Plattformen erklären. „Man muss sagen, dass Ebay Kleinanzeigen bereits Schritte unternommen hat, um dem ein bisschen dagegenzuwirken – aber eher halbherzig“, so Bendel im Gespräch mit PETBOOK. Und wie geht es jetzt weiter? Man setzte bereits jetzt schon auf Aufklärung der Nutzer, heißt es von Deine-Tierwelt.

„Es ist nicht möglich, Welpenangebote auf Deine-Tierwelt zu sichten, ohne deutlich und unmissverständlich mehrfach auf die Problematik illegalen Welpenhandels hingewiesen zu werden. Wir geben Hinweise, wie man illegale Händler erkennt, erklären, wohin man sich im Verdachtsfall wenden kann.“ Ob dies wirklich ausreicht, wird sich zeigen … Doch schon jetzt werden die Rufe nach einer politischen Regulierung solcher Angebote immer lauter.

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