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Aus Tierwohlgründen

Pariser Vogelmarkt schließt für immer 

Kanarienvögel in Käfigen auf dem Pariser Vogelmarkt
Dicht an dicht stehen Käfige mit Kanarienvögeln. Eine typische Szene auf dem Pariser Vogelmarkt, die ein wenig an die Käfighaltung von Legehennen erinnert. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

14. Dezember 2022, 17:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Auf dem Pariser Vogelmarkt bieten Händler Tausende Vögel zum Verkauf an. Das bunte Treiben zieht jedes Jahr viele Touristen an und hat lange Tradition in der Hauptstadt Frankreichs. Doch die Vögel leiden unter den viel zu kleinen Käfigen und schlechten Haltungsbedingungen. Daher beschloss die Stadt Paris jetzt die Schließung des größten Vogelmarktes Europas.

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Lautes Gezwitscher dringt durch die Luft. Hunderte Käfige voller kleiner bunter Vögel stehen übereinandergestapelt. Auf dem Pariser Vogelmarkt bieten Händler jeden Sonntag Vogelarten wie Sittiche, Kanarienvögeln, Hühner, Tauben, aber auch Wildvögel und Papageienarten an. Die Tiere sitzen dicht in Käfigen, die meist nicht größer als ein Schuhkarton sind. Damit ist nun bald Schluss. Zum Jahresende, am 31. Dezember, wird der Verkauf auf dem Pariser Vogelmarkt für immer eingestellt, wie die Stadt Paris mitteilte. Die Bürgermeisterin der Hauptstadt, Anne Hidalgo, hatte den Beschluss stattgegeben, nachdem der Rat von Paris Mitte November die Schließung des Vogelmarktes entschieden hatte, wie „Le Figaro“ berichtete. Dies sei ein wichtiger Wendepunkt im Sinne des Tierschutzes, heißt es in dem Artikel.

Traurige Touristenattraktion

Der „Marché aux Oiseaux“, wie der Pariser Vogelmarkt in der Landessprache heißt, liegt auf der Île de la Cité in der Nähe von Notre-Dame. Der Markt hat eine lange Tradition – er existiert bereits seit 1881. Als größter Vogelmarkt Europas zieht er jedes Jahr viele Touristen an.

Das Vogelgezwitscher ist schon von Weitem zu hören. Für viele Besucher sind die ausgestellten Tausende von bunten, singenden Tiere eine Attraktion. Vogelfreunden ist jedoch schnell klar, dass die Tiere dabei alles andere als glücklich sind: Oft sitzen mehrere Vögel so dicht in einem Käfig, dass sie sich kaum bewegen können. Zudem fehlen artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten. „So etwas Trauriges wie diesen Vogelmarkt habe ich lange nicht mehr gesehen“, beschreibt eine Besucherin ihre Eindrücke des Marktes in einem Forum. „Die Hennen in einer Legebatterie sind auch nicht ärmer dran!“

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Schließung des Pariser Vogelmarktes war schon lange geplant

Bereits im Jahr 2020 übte der sehr aktive Verein Paris Animaux Zoopolis monatelang Druck auf die Stadt aus. Er forderte, den Verkauf von Vögeln zu verbieten, wie „LeParisien“ im Januar 2021 berichtete. Die Tierschützer bezeichneten den Pariser Vogelmarkt Markt als ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit und meinten, man sollte die Vögel nicht als Handelsware betrachten.

Von vielen Händlern des Marktes gab es damals Gegenstimmen, wie „LeParisien“ weiter berichtet. Sie argumentierten, dass sie ihre Vögel liebten und sich gut um sie kümmerten. Sie seien keine Tierquäler, sondern leidenschaftliche Züchter.

Diese Gegenstimmen konnten die gewählten Vertreter der Pariser Mehrheit jedoch nicht überzeugen. „Dieser Vogelmarkt befindet sich seit 20 Jahren im Niedergang und funktioniert nicht mehr. Wir trafen die verschiedenen Akteure und es schien, dass die Situation seit Jahren brenzlig ist. Viele Vergehen wurden beobachtet und vor Ort sanktioniert, wie der Verkauf von geschützten Arten, Verkäufe zweifelhafter Herkunft …“, zitiert „LeParisien“ Ariel Weil, den Bürgermeister des französischen Verwaltungsbezirkes Paris Centre, in seinem Artikel.

Schließung soll illegalem Handel und Tierleid ein Ende bereiten

Schließlich beschloss der Rat von Paris am 3. Februar 2021 den Verkauf von Vögeln und anderen lebenden Tieren ausdrücklich zu verbieten. Damit stand auch das Aus für den Pariser Vogelmarkt fest. Der eigentliche Beschluss dafür lag dem Rat von Paris aber erst im November 2022 zur Abstimmung vor. Er wurde angenommen und tritt am 31. Dezember 2022 in Kraft.

Die Stadt begründete den Beschluss vor allem mit den Haltungsbedingungen der Vögel auf dem Markt, wie sie in einem Beitrag auf ihrer offiziellen Webseite berichtete. Die Tiere seien oft zusammengepfercht in zu kleinen Käfigen ohne Rücksicht auf ihr Wohl und ihre Bedürfnisse. Sie würden unter Bedingungen aufgezogen, die sie vom Menschen völlig abhängig machten und zu einem Leben in einem Käfig verurteilten.

Zudem kam es auf dem Pariser Vogelmarkt immer wieder zum illegalen Handel mit geschützten Vogelarten wie Finken, die wegen ihres schönen Gesangs sehr begehrt sind und Preise von bis zu 150 Euro pro Tier erzielen. Meist handelt es sich um Wildfänge. Die Händler der Tiere geben sich überwiegend als Züchter aus, sind aber nicht im offiziellen Handelsregister registriert.

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Händler wehren sich gegen die Schließung des Pariser Vogelmarktes

Die Händler lehnen die Schließung des berühmten Marktes in der Nähe von Notre-Dame jedoch weiterhin ab, wie „Le Figaro“ berichtete. Ein Dutzend betroffener Gewerbetreibender und Fachverbände haben nun auch rechtliche Schritte unternommen. Nach Informationen, die „Le Figaro“ vorliegen, beabsichtigen sie ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Paris einzuleiten.

Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die Händler damit am Ende sind. Denn Paris legt schon seit mehreren Jahren den Fokus immer stärker auf den Tierschutz. So beschloss der Pariser Rat schon 2018 mit der Mission „Tiere in der Stadt“ den Verkauf von Tieren, insbesondere in Zoohandlungen, zu regulieren und dem Handel ein Ende zu setzen. Zudem verpflichtete sich die Hauptstadt Frankreichs 2020 dazu, Shows mit wilden Tieren bis 2022 einzustellen.

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