20. Juli 2023, 16:23 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Wir lieben unsere Vierbeiner, aber manchmal können Hunde auch ganz schön nerven. Dabei fallen einige Hunderassen mehr auf als andere. In einer Umfrage haben wir 12 Rassen zur Wahl gestellt und wollten von unseren Lesern wissen: Welche Rasse nervt am meisten? Insgesamt haben über 25.000 Teilnehmer abgestimmt. Das Ergebnis ist ziemlich eindeutig!
Ob ständiges Kläffen, Anspringen, Sabbern oder Grunzen – es gibt verschiedene Gründe, warum uns Hunde manchmal nerven. Vor allem die der anderen Hundebesitzer. Dabei fallen einige Rassen mehr auf als andere. Wir wollten daher von unseren Lesern wissen: Welche ist die nervigste Hunderasse?
12 Rassen standen zur Wahl. Nach einer Umfragebeteiligung von über 25.000 Lesern ist das Ergebnis mehr als eindeutig: Eine Rasse belegt mit fast der Hälfte aller abgegebenen Stimmen den ersten Platz. Auffällig ist zudem, dass sich auf den ersten fünf Plätzen ausschließlich kleine Hunderassen befinden. Hundetrainer Jochen Bendel erklärt für PETBOOK, warum das so ist und was hinter dem Verhalten der nervigsten Hunderassen steckt. Denn meistens sind wir Hundebesitzer schuld, dass aus rassetypischen Eigenschaften störende Marotten werden.
Warum sind gerade kleine Hunde so nervig?
Bei unserer Umfrage landeten auf den ersten Plätzen fünf kleine Hunderassen, wie etwa der Yorkshire Terrier. Jochen Bendel nennt PETBOOK dafür drei Gründe: „Das liegt zum ersten daran, dass diese Hunde nicht nur klein, sondern oft auch süß und niedlich sind. Das ist aber ihr Untergang, denn deshalb werden sie von vielen nicht als Hunde ernst genommen, sondern eher wie ein Spielzeug oder ein Accessoire behandelt, das man in der Tasche mit sich herumträgt.“ Oft bekämen sie daher auch nicht die gleiche Erziehung, die man großen Hunden zugestehen würde, weil von den kleinen Hunden ja weniger Gefahr ausgehe, erklärt Jochen Bendel.
Der zweite Grund, warum sich gerade kleine Hunde zu notorischen Kläffern entwickeln, sei, dass auch Fremde die Hunde nicht ernst nehmen würden. „Die werden angefasst, hochgehoben, am Kopf gepackt. Dabei wirkt die Welt auf kleine Hunde ja viel bedrohlicher als auf die Großen. Deshalb stehen kleine Hunde oft permanent unter Stress, wenn sie auf der Straße unterwegs sind.“
Den dritten Grund sieht Jochen Bendel darin, dass Halter kleiner Hunderassen oft zu wenig Verantwortung für ihre Schützlinge übernehmen. „Die lassen die einfach in gefährliche Hundebegegnungen hineinlaufen, managen nicht an der Leine und machen sich nicht die Mühe, ihre Körpersprache zu lesen. Weil Frauchen oder Herrchen die Bedürfnisse ihres Hundes egal sind, übernehmen die Tiere irgendwann selbst die Verantwortung und fangen an, sich die Leute mit Bellen vom Hals zu halten. Deshalb sind diese armen Hunde eigentlich so unbeliebt, obwohl sie nichts anderes machen, als sich alles auf Distanz zu halten, weil wir es versäumt haben.“
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Platz 3: Jack Russell Terrier
Mit über 2500 Stimmen landet der Jack Russell Terrier auf dem dritten Platz der nervigsten Hunderassen im PETBOOK-Ranking. Die Hunde gelten als energiegeladen, vielleicht sogar etwas verrückt. Manche bezeichnen die Rasse auch als nervös. Feststeht: Wenn der Jack Russell einmal loslegt, hält ihn so schnell nichts mehr von seinem Vorhaben ab. Die Hunderasse ging ursprünglich aus dem englischen Foxterrier hervor. Ihre Aufgabe war es, Füchse bei der Treibjagd bis in den Bau zu verfolgen. Sein ausgeprägter Jagdinstinkt kann zur Herausforderung für Anfänger werden, und auch ihr Bewegungsdrang wird oft hoffnungslos unterschätzt.
„Jack Russell sind hochintelligente Hunde“, sagt Jochen Bendel. „Als Jagdhunde sind sie recht selbstständig. Das heißt, sie brauchen eine artgerechte Beschäftigung, um ausgelastet zu sein, weil sie in ihrem alten Job ja nicht mehr arbeiten dürfen. Deshalb muss ich diese Hunde irgendwie anders auslasten.“ Dabei sei es vor allem wichtig, den Bedürfnissen der Rasse gerecht zu werden und den Jack Russell statt langen Spaziergängen lieber mit spannenderen und fordernden Tätigkeiten wie Dummy-Training zu beschäftigen.
„Das ist wie, wenn ich ein Mädchen habe, das total gut Klavier spielen kann“, führt der Hundetrainer aus. „Die Eltern finden Klavierspielen aber doof. Sie soll lieber eine Playstation bekommen und den ganzen Tag zocken – dann ist sie beschäftigt. Da sitzt die nach fünf Wochen irgendwann da und haut die ganze Wohnung zusammen, färbt sich die Haare schwarz und verschwindet. Und so ist es mit einem Hund, nur dass dieser nicht einfach abhauen kann. Sie werden dann verhaltensauffällig und unangenehm, und dann sagen die Leute: ‚Hau ab mit deinem kleinen Kläffer‘.“
Platz 2: Mops und Zwergspitz
Den zweiten Platz der nervigsten Hunderassen teilen sich Mops und Zwergspitz mit jeweils über 2600 Stimmen. Beide Rassen sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. So sieht man sie nicht nur immer häufiger im Straßenbild. Auch auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok sind diese Hunde beliebt und viel vertreten. Das liegt vor allem daran, dass beide das Kindchenschema voll bedienen: Große Knopfaugen in einem kleinen Kopf, beim Mops kommt noch das oft extrem flache Gesicht hinzu.
Die Tendenz in der Zucht dieser Rassen geht leider immer weiter ins Extrem: kürzer, kleiner, niedlicher. Mit erheblichen Folgen für die Gesundheit der Tiere. Beim Mops führt dies zu Symptomen wie Sabbern, Schnarchen oder Grunzen, was Fans der Rassen meist niedlich finden, andere Menschen aber sehr nervig. Dazu kommt, dass vielen mittlerweile bewusst ist, wie sehr der Mops unter seiner platten Nase leidet, und es daher nicht überrascht, dass sein Antlitz auf der Straße die Nerven einiger Hundehalter strapaziert, wenn ihnen der röchelnde Vierbeiner auf dem Gassigang entgegenwatschelt.
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»Zwergspitze fristen ein elendes Dasein in Designer-Handtaschen
Was den Zwergspitz angeht, der auch als Pomeranian bekannt ist, sind wahrscheinlich sein ausgeprägtes Bellen und seine oft exzentrischen Besitzer die Hauptgründe, warum diese Hunde auf Platz zwei der nervigsten Hunderassen gelandet sind. Das ist schade, denn Zwergspitze seien sehr intelligente Hunde, findet Jochen Bendel. „Noch lange vor den Corgis von Königin Elizabeth II. waren die Pommerschen Zwergspitze die Hofhunde von Königin Viktoria. Durch sie wurden sie zum Modehund des Adels und heute fristen sie ein elendes Dasein in Designer-Handtaschen irgendwelcher Influencer. Was für eine traurige Karriere.“
Ursprünglich seien Spitze gezüchtet worden, um Haus und Hof von Nagern und Ungeziefer freizuhalten und durch ihr wachsames Wesen und schrilles Bellen vor Einbrechern zu warnen, erklärt der Hundetrainer. Vor 200 Jahren waren sie so etwas wie die erste zuverlässige Alarmanlage. Spitze seien gelehrige, schlaue und sehr menschenbezogene Hunde. „Mit denen kannst du ganz tolle Sachen machen.“
Leider sei es heute für viele wichtiger, wie der Hund aussieht, was er für einen Haarschnitt hat und was für Sachen man ihm anziehen kann, meint der Hundetrainer. „Die Leute machen sich keine Gedanken darüber, was ihr Hund eigentlich braucht. Die Tiere sind dann Schmusetier oder Co-Autor von irgendeinem Influencer.“ Aber auch Zwergspitze seien Hunde, die Hund sein wollen, betont Jochen Bendel. „Das ist oft die traurige Wahrheit dahinter, warum diese Hunde so unbeliebt sind. Weil wir ihnen nicht das Leben geben, was sie verdienen.“
Platz 1: Chihuahua
Den ersten Platz belegt mit über 45 Prozent der Stimmen der Chihuahua. Insgesamt stimmten über 11.500 Leser für den Chihuahua als nervigste Hunderasse. Nicht zuletzt durch Paris Hilton wurden Chihuahuas zur absoluten Modehund-Rasse, die man durch ihre praktische Größe wie ein Accessoire im Täschchen durch die Gegend tragen kann. Und genau hier liegt das Problem, meint Jochen Bendel. Durch das ständige Hochnehmen und Umhertragen seien die Hunde völlig gestresst.
„Dieses ständige Hochnehmen ohne Vorankündigung ist wahnsinnig anstrengend für die Tiere“, erklärt der Hundetrainer. Für den Gleichgewichtssinn der Hunde sei es wichtig, dass alle vier Pfoten auf der Erde stehen. Nimmt man sie einfach hoch, ist das ein in etwa so, als würden wir Achterbahn fahren – aber ohne Vorankündigung. „Hochnehmen ist für jeden Hund erst mal beschissen und kleine Hunde werden ständig hochgerissen. Dadurch entsteht ein unheimlich hoher Cortisolspiegel und bei zu viel des Antistress-Hormons im Blut, droht der Burn-out auf vier Pfoten.“
Dazu käme, dass Chihuahuas „wirklich krass“ im Management seien, sagt Jochen Bendel. „Das sind die Hunde, die im Biergarten unterm Tisch hervorschießen, wenn einer vorbeikommt, um sich alles auf Distanz zu halten. Damit sagen sie praktisch: ‚Hau bloß ab, ich hab’ keinen Bock auf dich! Die alte da oben daddelt den ganzen Tag am Handy rum ich bin schon von zwei Hunden angefallen worden und dann ist fast ein Typ auf mich drauf getreten‘. Daher sind die Meister in Selbstverteidigung. So ein kleiner Chihuahua geht jeden Abend ins Bett, macht drei Kreuze und sagt: ‚Danke lieber Gott, dass ich diesen Tag überlebt habe. Ich musste hart dafür kämpfen, kläffen und bellen, damit mir alle vom Hals bleiben. Hoffentlich schaffe ich das auch morgen.‘“
Wie verhindere ich, dass mein Hund nerviges Verhalten entwickelt?
Wer selbst ein Exemplar der nervigsten Hunderassen besitzt, für den hat Jochen Bendel ein paar Tipps, die aber natürlich auch für alle anderen Hunderassen gelten:
Früh Regeln festlegen
Essenziell sei, dass man für seinen Hund möglichst früh Leitplanken aufstelle, empfiehlt der Hundetrainer. „Hunde brauchen das, egal, wie groß sie sind und egal, was für eine Rasse“, führt Jochen Bendel aus. „Die wollen von uns Entscheidungen abgenommen und genau gesagt bekommen, was geht und was nicht.“
Verantwortung übernehmen
Damit die Hunde nicht ins Selbstmanagement übergehen und alles verbellen, was ihnen Angst macht, müssen Besitzer in die Verantwortung gehen und ihren Hund schützen. „Ich muss meinem Hund klar zeigen: Alles, was von außen an dich ran kommt und für dich bedrohlich ist, halte ich von dir weg. Ich kontrolliere das für dich. Du stehst sozusagen unter meinem Schutz.“
Hunde artgerecht beschäftigen
Ein entscheidender Punkt sei auch, Hunde kleiner Rassen einfach Hund sein zu lassen. Dazu gehöre vor allem eine artgerechte Beschäftigung, was nicht bedeute, den Hund den ganzen Tag in der Luxushandtasche durch die Gegend zu tragen. „Die Tiere haben vier Beine und ’ne geile Nase. Die können super gut Geräusche und Gerüche wahrnehmen, wie jeder große Hund auch.“ Daher sei es wichtig, auch mit kleinen Hunden Nasenarbeit und Kopftraining zu machen.
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Die nervigsten Hunderassen – das Ranking der PETBOOK-Leser im Überblick:
Hier das gesamte Ranking der nervigsten Hunderassen im Überblick. Zur Auswahl standen 12 Hunderassen, die folgende Kriterien erfüllten: relativ bekannt, weit verbreitet und in Vorab-Befragungen als nervige Hunderasse genannt. Die Teilnahme war pro Endgerät nur einmal möglich. Insgesamt haben 25.662 Leser an der Umfrage teilgenommen. Hunderassen, die weniger als 50 Stimmen auseinander lagen, wurde zu einem Platz zusammengefasst.
- Platz 1: Chihuahua (11.526 Stimmen)
- Platz 2: Mops (2675 Stimmen) und Zwergspitz (2630 Stimmen)
- Platz 3: Jack Russell Terrier (2508 Stimmen)
- Platz 4: Yorkshire Terrier (1423 Stimmen)
- Platz 5: Deutscher Schäferhund (1212 Stimmen)
- Platz 6: Dackel (923 Stimmen)
- Platz 7: Pekinese (812 Stimmen)
- Platz 8 Pinscher (875 Stimmen)
- Platz 9: Labrador Retriever (439 Stimmen) und Dogge (403 Stimmen)
- Platz 10: Husky (236 Stimmen)