27. September 2022, 11:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine Streife der Polizei hat ihr Einsatzfahrzeug dazu genutzt, eine schwer verletzte Katze zu töten. Der Besitzer hat daraufhin Anzeige gegen die Beamten erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen zwei der mutmaßlich verantwortlichen Polizisten.
Laut einer Pressemitteilung der Polizei ist ein Team aus Polizisten am 30. August in der Nähe der Stadt Barntrup im Kreis Lippe auf eine hilflose Katze aufmerksam geworden. Das Tier soll von einem Unbekannten angefahren worden sein und habe schwerstverletzt am Straßenrand gelegen. Es sei „augenscheinlich nicht mehr zu retten“ gewesen. Da am frühen Morgen kein Tierarzt in der Nähe zu erreichen gewesen sei, hätten die Beamten beschlossen, das Leid des Tieres selbst zu beenden. Daraufhin wurde die Katze von der Polizei überfahren. Die Staatsanwaltschaft Detmold befasste sich zunächst mit dem Fall. Mittlerweile wurden die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verletzung des Tierschutzgesetzes allerdings eingestellt.
»Das Erschießen war wegen Querschlägern zu gefährlich
Die Schussabgabe sei zu gefährlich gewesen, auch das Bewegen des Tieres wurde aufgrund der schweren Verletzungen von den Beamten ausgeschlossen. In der Pressemitteilung heißt es weiter, dass daraufhin „der Streifenwagen eingesetzt wurde“.
Im Gespräch mit Radio Lippe wurde ein Polizeisprecher konkreter. Die Kollegen hätten sich dazu entschieden, die Katze mit dem Streifenwagen zu überfahren. Das Erschießen wäre nach Einschätzung der beteiligten Polizisten zu gefährlich gewesen, da die Katze auf hartem Untergrund gelegen habe und die Beamten Querschläger befürchtet hätten, sagte ein Polizeisprecher zu „RP Online“.
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Besitzer sah seine Katze von der Polizei überfahren unter dem Reifen liegen
In der Mitteilung der Polizei heißt es weiter, ein Anwohner habe daraufhin Strafanzeige wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Im Interview mit BILD stellte sich der betroffene Anwohner als Besitzer der Katze heraus. Er berichtete, er sei morgens bereits auf seinem Biohof unterwegs gewesen, als er an der Straße das Einsatzfahrzeug sah. Zunächst habe er noch an einen Wildunfall geglaubt.
Doch als er sich dem Streifenwagen näherte, soll einer der Beamten ihm absichtlich den Blick zum Hinterrad des Wagens verwehrt haben. Als er sich daraufhin bückte, soll er seine Hofkatze unter dem Reifen gesehen haben. Noch am selben Tag habe er Anzeige gestellt.
Überfahren der Katze laut Staatsanwaltschaft „keine strafbare Rohheit“
Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte laut einem Behördensprecher zwischenzeitlich Ermittlungen gegen den Fahrer und den Beifahrer des Streifenwagens aufgenommen, berichtet die „Süddeutsche“ unter Berufung auf die dpa. Es seinen zudem bereits zwei Zeugen zu dem Vorfall gehört worden sein.
Laut Informationen, die der BILD vorliegen, wurde das Verfahren jedoch eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Detmold begründete die Entscheidung folgendermaßen: „Die Beamten hielten die Rettung des Tieres für unmöglich. Sie wollten es möglichst schnell erlösen. Das war keine strafbare Rohheit. Das Handeln der Beamten diente dazu, dem Tier ein längeres Leiden zu ersparen.”
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Tierschützer sehen die „Methode“ kritisch
Der Deutsche Tierschutzbund sagte zu BILD zu dem Vorfall: „Durch das Überfahren konnte nicht sichergestellt werden, dass das Tier unter Vermeidung von Schmerzen getötet wird. Diese ,Methode‘ führt nicht zu einem sicheren, schnellen Tod des Tieres.“